Zehe und Metzelder: „Balance zwischen offener Kritik, Anspannung und nötiger Lockerheit“
21. September, 2021 18.22 Uhr
fci.de: Servus, Malte und Flo! Bevor es um das Sportliche geht, informiere uns doch kurz, wie es dir nach deiner Blinddarm-OP derzeit geht, Malte?
Malte Metzelder: Den Umständen entsprechend ist alles in Ordnung, aber ich werde mir noch etwas Zeit für meine Genesung geben müssen. Natürlich ist das in dieser Phase ganz besonders bitter, da ich unbedingt dabei sein und positiven Einfluss auf die Gesamtsituation nehmen möchte. Wir stehen aber in ständigem Austausch und ich spüre, wie das Team mir in meiner Abwesenheit den Rücken freihält und das Beste daraus macht. Ich freue mich, schon bald wieder mittendrin zu sein, denn es liegt nach wie vor viel Arbeit vor uns allen!
fci.de: Dann nochmals von Herzen gute Besserung, Malte! Wenn es um den engen Austausch geht, ist Florian Zehe als Leiter Sport die erste Anlaufstelle. Wie läuft das aktuell?
Florian Zehe: Malte ist in unserer Struktur ja für die unmittelbaren Themen des Profi-Teams zuständig und in diesen Tagen springe ich für ihn ein. Wir kennen die Abläufe des jeweils Anderen gut und sind ein eingespieltes Team, deshalb funktioniert das problemlos. Trotzdem ist klar, dass uns Malte hier vor Ort fehlt, sowohl mit seiner menschlichen Art, als auch mit seiner akribischen Arbeitsweise. Wir brauchen jede Unterstützung, um das Ding wieder in die richtige Richtung zu bekommen – egal ob von außen oder von innen.
fci.de: Und damit sind wir auch schon beim Sportlichen: Wie analysiert ihr die letzten Wochen? Vor der Länderspielpause waren wir auf einem guten Weg, danach setzte es nun leider deutliche & verdiente Niederlagen gegen Bremen und St. Pauli.
Florian Zehe: Wir sind mit einem guten Gefühl aus der zweiwöchigen Pause gekommen und hatten uns alle zusammen sehr viel vorgenommen. Keine Frage, die Ergebnisse und die Art und Weise, wie sie zustandekamen, sind schmerzhaft und haben uns schonungslos vor Augen geführt, wo wir noch sehr viel besser werden müssen. Gleichzeitig müssen wir es einordnen, nüchtern analysieren und die gezogenen Lehren dann auch auf dem Platz umgesetzt bekommen.
Malte Metzelder: Es gibt nichts schönzureden, aber auch keinen Grund, um in Panik zu verfallen. Genau das ist die Kunst, wenn es mal nicht läuft: Wir brauchen immer die Balance zwischen offener Kritik, Anspannung und der nötigen Lockerheit für das kommende Spiel. Es muss in jeden einzelnen Kopf, dass wir immer – in wirklich jedem einzelnen Spiel – an unser Leistungslimit gehen müssen. Genauso muss man aber auch Vertrauen & Geduld aufbringen, ohne dabei naiv zu sein. Wir wissen um unsere aktuelle Lage, aber auch, dass wir es in der Hand haben, das Blatt gemeinsam wieder zu wenden.
fci.de: Insbesondere die 18 Gegentore stechen natürlich dennoch sofort ins Auge. Wie ordnet ihr das ein?
Florian Zehe: Absolut, das sind nach sieben Spieltagen inklusive zwei „Zu Null“-Spielen zu viele Gegentore. Abwehr beginnt – insbesondere bei uns – aber schon in der vordersten Reihe. Umso schwerer wiegt der Ausfall unseres Kapitäns in den letzten beiden Partien. Letztlich ist immer die gesamte Mannschaft gefragt und das ist jedem bewusst. Wir müssen stabiler und konstanter werden und dafür die richtigen Hebel finden.
Malte Metzelder: Für Stabilität und mehr Mut brauchst du Selbstvertrauen und das müssen wir uns weiter Stück für Stück erarbeiten, egal wie schwierig das ist oder wie schmerzhaft Rückschläge sind. Gerade als Aufsteiger mit neuen Spielern, einem neuen Trainerteam, einer neuen Philosophie und leider außergewöhnlich viel Verletzungspech musst du immer wieder einstecken können und dich dann trotzdem im nächsten Spiel wieder mit allem, was du hast, wehren. Jetzt haben wir zu diesem Zeitpunkt schon mehr einstecken müssen, als uns allen lieb ist. Doch das muss uns nur weiter zusammenschweißen – denn alle Schanzer, ob Fan, Profi, Trainer oder Mitarbeiter, haben in dieser Saison nur ein Ziel: Diese Liga mit aller Macht zu halten – und dafür müssen wir uns gegenseitig immer wieder pushen.
fci.de: Wo setzt man nun vor dem Heimspiel gegen Düsseldorf an?
Florian Zehe: Wenn ich unsere Jungs im Training sehe und die unheimlich akribische Arbeit unseres Trainerteams auf und neben dem Platz, dann bin ich überzeugt, dass wir eine sehr gute Basis haben. Die bisherigen Spiele haben aber gezeigt, dass wir jetzt die richtigen Rädchen finden und daran drehen müssen. Das ist die Aufgabe für Samstag.
Malte Metzelder: Aus den guten Ansätzen müssen wir Zählbares machen und die vermeidbaren Fehler mit aller Konsequenz abstellen. Dabei gilt es auch, die sich bietenden Chancen eiskalt zu nutzen. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Unmut aufkommt, wenn wir diese so wichtigen Punkte nicht auf den Platz bekommen. Von außerhalb des Spielfelds werden wir den Jungs unsere volle Unterstützung mitgeben, müssen jedes Tackling, jede gelungene Aktion befeuern und unser Team nach vorne peitschen.
fci.de: Danke euch beiden und nochmals gute Besserung, Malte!