Unser Rückhalt: Ramazan Özcan im Portrait
28. April, 2013 15.30 Uhr
Seine rigorosen Ausflüge bei Flanken und langen Bällen brachte ihm einst den Spitznamen „Rambo“ ein, auch im Donauderby machte er diesem wieder einmal alle Ehre: Einen Schuss aus kurzer Distanz wehrte er mit dem Gesicht ab, nicht das erste Mal, dass der Österreicher mit türkischen Wurzeln an die (Schmerz-)Grenze ging: Trotz schwerer Knöchelverletzung spielte er vor einigen Wochen in der Partie gegen den MSV Duisburg über die volle Distanz durch.
Für den Linksfuß gehört es nun mal dazu, auch mal Kopf und Kragen zu riskieren. „Es war ein Geschenk für die Fans, die in den Vorwochen zurecht nicht immer zufrieden mit unseren Leistungen waren“, rekapitulierte er nach dem Derby-Triumph vor zwei Wochen. Nach zuletzt überzeugenden Auftritten befinden sich unsere Schanzer jedoch wieder auf dem aufsteigenden Ast und haben am 32. Spieltag die Möglichkeit, die 40-Punkte-Marke zu knacken. Eine Vorgabe, die sich Mannschaft und sportliche Leitung für das dritte Jahr im Unterhaus des deutschen Profifußballs bereits zum Saisonstart gegeben haben.
„Ich bin schon im November 2012 nach unserem neuen Ziel gefragt worden“, erinnert sich „Rambo“ nun an eine frühere Phase in der Saison. Sofort hatte er damals auf die Frage sein Veto eingelegt und zur „Politik der kleinen Schritte“ gemahnt. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Erwartungsgemäß folgte ein kleines Tief, doch die beste Zweitliga-Saison in der bisherigen Zweitliga-Historie ist nach den jüngsten Erfolgen bereits vorzeitig geschafft. „Man hat eine gewisse Unsicherheit schon gespürt, die Durststrecke hat uns beschäftigt. Man muss uns zu Gute halten: Wir haben die Ruhe behalten und immer weitergearbeitet.“ Gegen Regensburg folgte die Belohnung, gegen Braunschweig blieb sie trotz guter Leistung aus. Auch das gehört nun mal zum Fussball.
Seit Sommer 2011 steht Özcan beim FCI unter Vertrag, entwickelte sich im Laufe der beiden Jahre mittlerweile zu einem Leistungsträger und Publikumsliebling. „Ich will der Mannschaft Rückhalt geben, und das gelingt mir, glaube ich, ganz gut seit geraumer Zeit.“ Stets entschlossen und ehrgeizig („Wir wollen was erreichen und jeder will sich persönlich doch weiterentwickeln“) sowie offen für die Anliegen der Fans – Das kommt an beim Anhang. Mit der Freundin wohnhaft in Geisenfeld, wirbt „Rambo“ gerade auch dort durch sein sympathisches Auftreten für den FCI. „Ich fühle mich sehr wohl in Geisenfeld, möchte dort in der Gegend helfen, wo ich kann.“ Er freut sich auf die Eröffnung des Wasserski-Parks in Geisenfeld – „Sicher wird der eine oder andere von den Jungs da mal vorbeischauen.“ Als Teil des Mannschaftsrates wuchs er zudem nach und nach in eine Führungsrolle und wird von den Medien, wo er nicht nur im Erfolgsfall Rede und Antwort steht, als „Mann der klaren Worte“ geschätzt.
Seinen Vertrag bei den Schanzern hat Özcan, der auch schon für Lustenau, Salzburg, Hoffenheim und Besiktas Istanbul spielte, langfristig bis 2016 verlängert. „Es macht Spaß und motiviert mich, die Entwicklung des FCI zu erleben und mitzugestalten. Zusammen mit unserer wachsenden Fangemeinschaft habe ich schon einige, tolle Momente erleben dürfen – Davon will ich künftig natürlich noch mehr“, begründete er die Verlängerung seines Engagements im Winter. „Rambo“ will nun mal immer weiterkommen und hat dabei stets die nächste Aufgabe im Kopf. „Wir können jetzt ja noch zu einem richtigen Endspurt ansetzen“, weiß er vor der heutigen Aufgabe gegen die Niedersachsen, bei der unsere Mannschaft letzte Abstiegs-Sorgen beseitigen kann. „Braunschweig will aufsteigen, wir haben natürlich etwas dagegen, schließlich sind wir noch nicht durch.“
Die positive Entwicklung des EM-Teilnehmers von 2008 ist auch dem ÖFB nicht entgangen. Für viele Experten längst überfällig, wurde Özcan für die letzte Qualifikationsrunde zur WM 2014 wieder in den Kader berufen und saß bei den Spielen gegen Feröer (6:0) und Irland (2:2) auf der Bank. Für die verkürzte Sommerpause wünscht er sich daher „keinen Urlaub“. Die Einberufung erfolgt Ende Mai. „Mein Ziel wäre, dann wieder bei der Nationalmannschaft dabei zu sein, auch wenn es dann auf nur wenige, freie Tage hinausläuft. Doch dafür würde ich gerne Urlaubstage opfern.“