U 17 Trainerin Sabrina Wittmann über ein besonderes Alter
09. Januar, 2021 12.00 Uhr
fci.de: Servus Sabrina, wir halten den gebotenen Abstand aber inhaltlich wollen wir Deine Arbeit näher betrachten: Sag uns zu Beginn, worauf kommt es bei Deiner Arbeit an?
Sabrina Wittmann: Ich habe im NLZ im Grunde zwei Aufgaben, da ich sowohl U 17 Trainerin als auch Sportliche Leiterin im Grundlagen- und Aufbaubereich bin. Da bin ich eine Art Bindeglied zwischen der Sportlichen Leitung des NLZ und dem U 16 Bereich abwärts. Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit liegt aber auf meinem Trainerjob in der U 17. Wir arbeiten dort mit den Jungs nicht nur an Grundlagen, sondern wollen ihnen natürlich auch eine erfolgreiche Spielidee vermitteln. Es gilt für uns vor allem einen Spagat zwischen der individuellen Ausbildung und den Ergebnissen zu schaffen.
fci.de: Habt ihr denn eine verlängerte Winterpause oder wie sieht die Alltagssituation bei euch aus?
Wittmann: Das Gute vorweg: Wir dürfen nach wie vor trainieren, da für die Leistungsmannschaften eine Sondergenehmigung greift. Deshalb ist die Winterpause bei uns aktuell nicht viel länger als gewohnt. Wir wollen die mehr gewonnene Zeit nun so gut es geht nutzen, um die Spieler individuell weiter zu fördern. Den Blick auf das nächste Spiel, oder das Wochenende gibt es gerade nicht, das ist wahrscheinlich der größte Unterschied. Normalerweise blicken wir – wie es so schön heißt – von Spiel zu Spiel. Jetzt legen wir den Fokus nochmals verstärkt auf den Ausbildungsgedanken und können auch im athletischen Bereich, ohne Rücksicht auf eine Wochenendbelastung, einen Zahn zulegen.
fci.de: Wie wägst Du ab zwischen dem Ausbildungsgedanken und dem Leistungsdruck?
Wittmann: Leistung, oder besser gesagt, gute Leistung wird oft synonym mit einem guten Ergebnis verwendet. Das sehe ich etwas anders. Klar, kommt es auch bei uns auf Leistung im Sinne eines guten Ergebnisses an, mindestens genauso wichtig sind für mich aber gute Leistungen im Sinne einer fortwährenden Entwicklung. Wir differenzieren da, wie schon gesagt, zwischen Grundlagen-, Aufbau-, und dem Leistungsbereich, was sich an den Altersstufen der Jungs orientiert. Bei der U 17 befinden wir uns schon im Leistungsbereich.
fci.de: Was vermisst ihr als Team zurzeit?
Wittmann: Uns fehlt die Kabine ungemein! Das ganze Flair rund um den Platz ist etwas ganz anderes. Wir haben uns vor allem zu Beginn ein paar Gedanken machen müssen, um auch in der jetzigen Zeit den Teamgeist und den Zusammenhalt zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Bei den Trainingseinheiten haben wir strikte Verordnungen. Die Jungs können keine Zeit mehr dort verbringen, wo sie als Team – vor allem ohne uns Trainer – meist am schnellsten zusammenwachsen. Ihnen die Zeit immer nehmen zu müssen, tut mir sehr leid.
fci.de: Was machen Deine Spieler nun?
Wittmann: Klassische Hausaufgaben von uns für die Mannschaft gibt es nicht. Wir trainieren reduziert nur vier Mal. Es ist uns allen bewusst, dass es ein absolutes Privileg ist, trainieren zu dürfen. Wir wollen auch, dass die Jungs damit verantwortungsbewusst umgehen. Die mehr gewonnene Zeit können unsere Spieler für sich nutzen und den ein oder anderen Dingen im Privaten mehr nachgehen. Schließlich ist in der Altersstufe für die Jungs nun auch die heiße Phase in der Schule, bei der sie ohnehin schon viel zu tun haben. Für die Zeit nach Weihnachten gibt es einen Laufplan. Alles Organisatorische versuchen wir über Zoom zu erledigen. Darüber hinaus wollen wir uns auch in jedem Jahr einer sozialen Sache annehmen, die wir unterstützen und vorantreiben.
fci.de: Welche soziale Sache meinst Du?
Wittmann: Die Jungs sollen sensibilisiert werden für verschiedene Themen. Nachdem wir eigentlich schon letzte Saison etwas zu Rassismus und Diskriminierung erarbeiten wollten, doch dann durch die Anfänge der Corona-Pandemie ausgebremst wurden, wollen wir da jetzt einen neuen Anlauf starten.
fci.de: Was hast Du Dir für die kommenden Wochen vorgenommen?
Wittmann: Gemeinsam, in den übergreifenden Trainerteams, wollen wir die Strukturen im NLZ reflektieren und an ein paar Stellschrauben drehen, wofür in der Saison keine Zeit ist. Das betrifft nicht nur Trainerschulungen in methodischer und inhaltlicher Hinsicht, sondern auch die persönliche Entwicklung. Ansonsten freue ich mich auch mal durchzuschnaufen. Wir arbeiten in der Regel fast in einer 7-Tage Woche und da sich immer vieles spontan ergibt, hat man relativ wenig Planungssicherheit.
fci.de: Apropos Planungssicherheit: für wann planst du denn den Wiederbeginn des Spielbetriebs?
Wittmann: Ich hoffe, dass wir die Saison wie geplant im März fortsetzen. Das ist wohl kaum realisierbar, aber zumindest mein Wunsch. Die Jungs werden bestimmt gut durch die nächste Zeit kommen und hoffentlich zwischen den Jahren auch mal etwas Ruhe haben. Aber mein Gedanke geht bei dieser Frage nach dem Weitermachen auch in Richtung der anderen und vor allem kleineren Vereine, die die derzeitige Situation nicht so gut verkraften wie die Profivereine.
fci.de: Auch wir hoffen, dass dein Wunsch erfüllt wird und es ab März wieder normal weitergeht. Für den Moment sagen wir vielen Dank Sabrina für das Interview.