Team hinter dem Team – Abteilung Scouting
07. Dezember, 2015 18.00 Uhr
Florian Zehe:
Zunächst muss man anmerken, dass diese Abteilung erst seit 2011 existiert, zuvor hat der jetzige Geschäftsführer Sport Harald Gärtner diesen Bereich alleine mitbearbeitet. Doch in der Zwischenzeit ist viel passiert. Die Abteilung ist kontinuierlich gewachsen und so stellen aktuell fünf Personen das Scouting-Team dar. Thomas Finck wohnt in Rostock, ist zuständig für Norddeutschland sowie den skandinavischen Raum. Er wird ergänzt durch Manfred Linzmaier, der seit Saisonbeginn bei uns tätig ist, in Innsbruck wohnt und von dort aus vor allem in Österreich, der Schweiz und in Tschechien scoutet. Hinzu kommt, dass er auch viele ‚Spezialaufträge‘ übernimmt, sprich Einsätze im entfernteren Ausland hat oder beispielsweise bei Jugendturnieren sichtet. Die beiden arbeiten vornehmlich von ihren Wohnorten aus.Als dritter Verantwortlicher für den Profi-Bereich agiere ich von Ingolstadt aus. Hier laufen die Fäden zusammen, wobei sich ein Großteil meiner Tätigkeit auf Büroarbeit beschränkt: Koordination, Kontakt zu Beratern sowie zur sportlichen Leitung stehen dabei unter anderem im Vordergrund. Dennoch scoute ich auch im Bereich Süddeutschland und im näheren Ausland etwa 400 km um Ingolstadt.
Der vierte Mitarbeiter in der Abteilung ist Sebastian Knosp, der im NLZ-Bereich tätig ist und hauptsächlich nach jungen Talenten in Deutschland Ausschau hält. Unterstützt wird er vom ehemaligen Schanzer Profi Ralf Keidel. Die beide scouten gerade die jüngeren Spieler direkt aus Bayern und der Region. Hinzu kommen ausgewählte Spiele deutschlandweit, insbesondere wenn es darum geht, Nachwuchs für den Leistungsbereich (U 17, U 19, U 23) zu finden.
Zunehmend sind wir aber auch international im Einsatz und erweitern stetig unsere Einsatzgebiete und damit verbunden die Datenbanken. Bestes Beispiel hierfür ist U 23-Spieler Ryoma Watanabe, den wir von einer japanischen Universität nach Ingolstadt geholt haben. Ryoma ist auch ein Sinnbild dafür, dass in unsere Tätigkeiten wesentlich mehr einfließt, als man auf den ersten Blick wahrnimmt.
Chef-Scout Florian Zehe und Nachwuchs-Scout Sebastian Knosp (r.) im Austausch.
Wie stellt sich das konkret dar? Welche Besonderheiten bringt die Arbeit als Scout mit sich?
Zehe: Bezüglich Ryoma haben wir uns unter anderem darum gekümmert, dass er eine Wohnung findet und haben ihn in vielen Bereichen bei seiner Integration in einem völlig neuen Land unterstützt. Allgemein gibt es einige Dinge abseits unserer Kerntätigkeit: So findet man sich manchmal in verschiedenen Ämtern wieder, muss sich um die Spielerlaubnis kümmern oder versucht Kontakte nach Nordskandinavien oder Südamerika herzustellen.
Mittlerweile hat sich das Anforderungsprofil an einen Scout stark gewandelt. Es sind viele technische Komponenten dazu gekommen und es ist teilweise eine große Datenmasse, die man bearbeiten muss. Auch Videoschnitt und spezielle EDV-Kenntnisse sind gefordert. Fremdsprachen sind ein weiterer Bestandteil, gerade bedingt durch eine gewisse Internationalisierung.
Erwähnenswert ist außerdem, dass ein Scout während einer Saison zwischen 80.000 und 100.000 km fährt, also etwa zweimal den Globus umfährt.
Ich kann mich erinnern, dass wir während eines Scouting-Einsatzes als vermeintliche Hooligans identifiziert und komplett durchsucht wurden. Als Scout erlebt man die ein oder andere kuriose Aktion.
Was hat sich für euch durch den Bundesliga-Aufstieg der Profis verändert?
Zehe: Einerseits hat sich strukturell bei uns durchaus einiges getan, viel bedeutender sind jedoch der Stellenwert des gesamten Vereins und dessen Image. Die Realisierbarkeit von Transfers gewisser Spieler hat sich definitiv gesteigert. Man hat, insbesondere im Jugendbereich ein anderes ‚Standing‘ und überspitzt gesagt, kommen nun Spieler, die zuvor kein Interesse an einem Probetraining gehabt hätten.
Auch das Profil der Spieler, die wir suchen, hat sich geändert, aus dem Grund, dass wir eine höhere Qualität brauchen – in allen Bereichen und Altersstufen.
Allgemein hat sich unser Weg sehr verändert: In schwierigeren Zeiten hat man eher versucht, solide und erfahrene deutsche Spieler zu verpflichten, während wir zunehmend auf junge Spieler mit toller Perspektive setzen, die sich unter dem Trainer-Team perfekt weiterentwickeln können.
Man muss hierbei allerdings hinzufügen, dass dieser Weg nicht erst seit dem Aufstieg eingeschlagen wurde, sondern sich mittlerweile schon über einen längeren Zeitraum stetig fortsetzt.
Wichtig ist, dass sich alle Prozesse weiterentwickeln und die ohnehin gute Zusammenarbeit mit dem sportlichen Bereich und der Leitung weitergeführt wird. Es werden keine Entscheidungen im Alleingang, sondern immer in größerer Runde und nach mehrfacher sorgfältiger Beobachtung getroffen.
Die historische erste Bundesliga-Saison ist für jeden Schanzer etwas Besonderes, ob für Spieler, Mitarbeiter oder Fan. Lasst uns gemeinsam diesen Weg gehen. Wir sind Schanzer!