Starke Zeichen, irres Hinspiel: 5 Geschichten zum Match gegen Preußen Münster
12. Juni, 2020 09.00 Uhr
Ein ganz starkes Zeichen
Dem Münsteraner ist sein Friede und seine Gerechtigkeit lieb und teuer – und das nicht erst seit dem „Westfälischen Frieden“ Mitte des 17. Jahrhunderts, der mit Beendigung des Dreißigjährigen Krieges auch in Münster unterzeichnet wurde. Mitte Februar dieses Jahres setzten Fans und Zuschauer der Preußen ein ganz starkes Zeichen für Solidarität und gegen Rassismus. Als beim Heimspiel gegen die Würzburger Kickers im Februar deren Abwehrspieler Leroy Kwadwo von der Tribüne aus rassistisch beleidigt wurde – unter anderem durch Affenlaute – , reagierten die Zuschauer nicht nur mit lautstarken „Nazis raus“-Rufen, sondern zeigten auch gezielt auf den Übeltäter, damit dieser von den Ordnungskräften ausfindig gemacht werden konnte. Die Polizei stellte anschließend Anzeige wegen Volksverhetzung. Leroy Kwadwo reagierte umgehend und bedankte sich bei Fans und Verein der Preußen: „Eure Reaktion ist vorbildlich – ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet. Danke für Eure Menschlichkeit!“ Stark!
Klein-Muffi 06
Wenn sich ein Fanclub „Klein-Muffi 06“ nennt, steckt da sicher eine Geschichte dahinter: Klein-Muffi bezeichnete man in Münster im 19. Jahrhundert ein Stadtviertel, in dem sich während des Kanal- und Hafenbaus die Arbeiter niederließen. Es handelte sich neben Polen und Tschechen vor allem um Niederländer, die im Volksmund der Münsteraner „Muffen“ genannt wurden, weswegen sich der Name „Klein-Muffi“ manifestierte. Eine arme aber wilde Gegend, in welcher der Schmuggel blühte und in der sich im Laufe der Zeit eine eigene Geheimsprache einbürgerte, die sogenannte Masematte. Diese diente den Muffikanern sowohl zur Abschirmung gegen Außenstehende bei Handel und Geschäft, als auch als Tarnkommunikation gegenüber Polizei und Obrigkeit und außerdem als Zeichen der Integration untereinander und Ausweis der eigenen Gruppen- oder Milieuzugehörigkeit. Ob die immerhin fünf Mitglieder des Fanclubs Klein-Muffi 06 auch heute noch „Masematte“ sprechen, ist nicht bekannt …
Münster „metzeldert“
Nicht nur bei den Offiziellen und Anhängern der Schanzer wird der Name „Metzelder“ sehr geschätzt, auch im Münsterland „metzeldert“ es seit langem. Während sich der ältere der beiden Brüder, Christoph, mit 16 Jahren den Preußen anschloss und bis zu seinem Wechsel zu Borussia Dortmund im Jahr 2000 für die Emsländer die Fußballschuhe schnürte, war der zwei Jahre jüngere Malte ab 1998 für die Schwarz-Weiß-Grünen aktiv. Beide spielten dann ab 2003 mehrere Jahre gemeinsam für die Borussen, ehe Malte Metzelder über den VfR Aalen im Jahr 2007 zum FC Ingolstadt 04 wechselte. Der 1,95 m große Abwehrspieler stieg mit den Schanzern 2008 in die 2. Bundesliga auf, ein Jahr später wieder ab und 2010 wieder auf. Im Sommer 2014 beendete er an der Donau seine Karriere aufgrund von Knieproblemen. Nach seiner aktiven Laufbahn begann Malte als Trainee beim FC Ingolstadt 04 und absolvierte zeitgleich ein berufsbegleitendes Fernstudium an der Hochschule Koblenz. Am 1. April 2017 übernahm er bei seinem ehemaligen Verein Preußen Münster den Posten des Sportdirektors sowie seit 2018 den des Geschäftsführers Sport.
Vorbild Gjasula?
Ob Fridolin Wagner, Mittelfeldspieler bei Preußen Münster, tatsächlich Klaus Gjasula vom SC Paderborn nacheifert, ist nicht bekannt, aber auch nicht ausgeschlossen. Jedenfalls sind beide Akteure „keine Kinder von Traurigkeit“, wenn es um (gesunde) Härte oder absolute Entschlossenheit im Zweikampf geht. Während sich Gjasula in der Ersten Liga mit 16 „Gelben“ in 26 Spielen auf einem einsamen Rekordkurs befindet, nimmt Wagner in der 3. Liga mit neun gelben und je eine gelb-roten bzw. roten Karte ebenfalls Rang eins in der Kartenstatistik ein. Bitte rechtzeitig hochspringen kann man der Elf um Stefan Kutschke für Samstag da nur dringend raten.
Das Hinspiel – nichts für schwache Nerven
Als klarer Favorit ging der FC Ingolstadt 04 am 26. Oktober 2019 in das Heimspiel gegen den damals wie heute Tabellenachtzehnten SC Preußen Münster und musste doch bis zuletzt um den Dreier bangen. Die Gäste begannen vor 5.500 Zuschauern forsch und führten bereits nach 24 Minuten überraschend mit 2:0 Toren. Danach wachten die Schanzer auf und kamen vier Minuten später durch Fatih Kaya zum Anschlusstreffer, nachdem Kutschke per Kopf vorgelegt hatte. Die Begegnung entwickelt sich nun zum offenen Schlagabtausch. Beide Teams vergaben klare Chancen, ehe Marcel Gaus nach Vorlage von Dennis Eckert Ayensa mit einem trockenen Linksschuss ins untere Eck den Ausgleich erzielte (60.). Danach war nur noch die von den Fans frenetisch angefeuerte Heimelf an Drücker – und die Bemühungen wurden belohnt. Nach einer Ecke von rechts verlängerte Caniggia Elva das Leder auf Tobias Schröck, der vier Minuten vor Schluss zum vielumjubelten Siegtreffer einköpfte. Nachdem die Schanzer die letzten beiden Auswärtsspiele in Haching und Chemnitz siegreich gestalten konnten, sollte ein Auswärtsdreier in Münster durchaus drin sein. Auf geht´s Schanzer – wir sind dran!