Sportpsychologin Ecken: „Jeder Spieler ist unabhängig, aber Teil des Ganzen“
11. Dezember, 2018 09.00 Uhr
fci.de: Servus Tanja! Wie bist du zu diesem besonderen Themenbereich der Psychologie gekommen?
Tanja Simone Ecken: „Mir ist während des Studiums klar geworden, dass ich im psychologischen Bereich gerne einen dynamischeren Job hätte als einen in der traditionellen Psychologie. Nachdem ich in England den ‚MSc Klinische Gesundheitspsychologie‘ abgeschlossen hatte, habe ich dort noch zwei weitere Master in der Sportpsychologie und der Sport- und Bewegungspsychologie absolviert. Meine Abschlussarbeiten durfte ich anschließend mit Profispielern eines deutschen und mexikanischen Erstligisten schreiben, das hat meinen Wunsch in der Sportpsychologie zu arbeiten dann vollkommen bestätigt.“
fci.de: Was sind die speziellen Herausforderungen in der Sportpsychologie?
Ecken: „Ich glaube der größte Unterschied zur traditionellen Psychologie ist, dass man auch als „gesunder“ Spieler einen Sportpsychologen aufsuchen kann, um seine Performance zu steigern. Außerhalb des Sports würde glaube ich kein Mensch, der keine Widerstände verspürt, einen Therapeuten aufsuchen. In der Sportpsychologie ist das anders – hier geht es viel um Leistungssteigerung und die Potenziale der Spieler. Außerdem erkennt man im Sport verhältnismäßig schnell eine Verbesserung und was für einen selbst natürlich auch schön ist. Bei einem Fußballverein fließt dabei das ganze Leitbild des Vereins und Coaching der Trainer mit in die Arbeit ein. Man ist ein Mosaiksteinchen zwischen Nachwuchsleistungszentrum, Trainern und Profis. Jeder Spieler ist unabhängig aber ein Teil des Ganzen, wenn er im Team funktionieren will. Dafür müssen individuelle Werte und Ansichten mit einfließen.“
fci.de: Wie hat sich der Stellenwert der Sportpsychologie in den letzten Jahren aus deiner Sicht gerade im Profifußball verändert?
Ecken: „Ich war von 2014 – 2018 bei Fortuna Düsseldorf. Der DFB hat ein Jahr vor meinem Engagement vorgeschrieben, dass es in einem Profiverein eine Vollzeitstelle für einen Sportpsychologen oder Pädagogen geben muss. Es ist eine allgemeine Entwicklung, dass diesem Bereich mehr Bedeutung zugemessen wird. Über die Jahre meiner Tätigkeit hinweg konnte ich beobachten, dass Trainer und Verantwortliche immer offener sind, was diesen Bereich anbelangt.“
fci.de: Wie sieht dein konkreter Arbeitsalltag aus?
Ecken: „Ich schaue Trainingseinheiten oder Spiele an, führe Einzelgespräche mit Spielern, gebe edukative Workshops und habe nebenher andere Projekte, wie zum Beispiel die Entwicklung eines Erholungs- und Belastungsprogramms für die NLZ-Spieler der Schanzer. Ich stehe dazu in engem Austausch mit den Trainern. Diese sind mein wichtigster Zugang zur Mannschaft, ohne deren Einverständnis ich niemals mit den Jungs arbeiten würde. Gleichzeitig unterliege ich der Schweigepflicht – was mit Spielern besprochen wird, wird nur mit direktem und explizitem Einverständnis der Spieler an Dritte weitergegeben. Ich führe nicht nur Krisengespräche, sondern bin auch in begleitender Funktion tätig.“
fci.de: Welche Bereiche sind dabei besonders wichtig?
Ecken: „Das kann beispielsweise eine Situation sein, wenn ein Spieler vor dem Abitur steht und neben dem harten Trainingsalltag eine weitere „Baustelle“ hat, um die er sich kümmern muss. Es kann aber auch sein, dass es um Privates geht oder um die Bewältigung einer Verletzung. Gerade bei Nachwuchsspielern, die im Internat leben, kommen oft andere Themen auf. Ich bin natürlich kein Elternersatz, aber die Schnittstelle und Ansprechpartner gerade für Themen, die im Privaten und nicht im Fußball stattfinden.“
fci.de: Vielen Dank für das Gespräch, Tanja! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei den Schanzern!