Sportclub mit „hartem Kern“: Aufsteiger SC Verl im Portrait
29. Juli, 2020 12.00 Uhr
Historie
Im Jahr 1924 wurde der Grundstein für den diesjährigen Drittligisten gelegt. Vier Jahre nach der Vereinsgründung mussten die Begegnungen der Verler auf das Sportgelände am Ölbach verlegt werden. Hintergrund war der Aufstieg in die 1. Kreisklasse und die damit einhergehenden steigenden Zuschauerzahlen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Nordrhein-Westfalen Bestandteil der Bezirksklasse, ehe 1971 in der Landesliga und sieben Jahre später in der Verbandsliga erstmals gegen den Ball getreten wurde. 1994 qualifizierte sich die erste Mannschaft der Schwarz-Weißen für die Regionalliga West, der sie bis zum Jahr 2003 sowie seit 2008 erneut angehörte. Der Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse war daher der bisher größte Triumph, der den Nordrhein-Westfalen bis dato gelang. In den beiden Aufstiegsduellen setzte sich der Zweitplatzierte der Regionalliga West aufgrund der Auswärtstorregelung – 2:2 im Auswärtsspiel, 1:1 im Heimspiel – gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig durch. Doch schon davor feierte der SC Verl Erfolge im Profifußball: 1979/80 nahm der Sportclub erstmals am DFB-Pokal teil und erreichte direkt die dritte Runde. Nach zwei Heimsiegen über den VfB Oldenburg (2:1) sowie den SV Elversberg musste sich der Verein allerdings den Stuttgarter Kickers mit 1:7 geschlagen geben. Bis ins Achtelfinale und damit eine Runde weiter schaffte es der SCV in der abgelaufenen Pokalsaison 19/20. Nach einem Sieg über den FC Augsburg (2:1), gewann das Überraschungsteam auch im Elfmeterschießen (8:7, 1:1 n.V.) gegen Holstein Kiel und zog damit ins Achtelfinale ein, welches der 1. FC Union Berlin durch ein spätes Tor final für sich entscheiden konnte (0:1). Insgesamt 1.047 Mitglieder (Stand: 30. Juni) weist der Klub seinerseits auf, der Schwarz und Weiß als Vereinsfarben auserkoren hat.
Bisherige Begegnungen
Wenn unsere Schanzer in der kommenden Saison gegen Verl antreten, ist es das erste Aufeinandertreffen beider Mannschaften in ihrer Vereinsgeschichte: Noch nie standen sich der FC Ingolstadt 04 und der SC Verl in einem Pflichtspiel gegenüber. Rund 500 Kilometer und 111.483 Einwohner trennen die beiden Städte. Verl ist damit der kleinste Ort, der in der kommenden Spielzeit einen Drittligisten stellt (25.498 Einwohner, Stand 2019).
Stadion
Seit 1955 spielt der SCV – ausgenommen die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga im Jahr 1991 – im Sportplatz an der Poststraße. Dieser wurde 1994 zum Stadion umfunktioniert, in dem anschließend 5.001 Zuschauer Platz fanden. 22 Jahre später erfolgte der nächste Stadionumbau, bei dem auch „Der harte Kern“ (so der Name eines Fanclubs) unterstützend agierte: Egal ob Pflastersteine verlegen oder Löcher bohren – die Fans packten 2016 tatkräftig mit an, um die Renovierungsmaßnahmen voranzutreiben. Neben überdachten Stehplätzen und einer neuen Flutlichtanlage, verfügt die Sportclub Arena nun auch über einen VIP-Bereich. Ferner können 5.153 Fans vor Ort die Daumen drücken – eigentlich. Denn die Gesamtkapazität ist nicht ausreichend, um darin die 19 Drittliga-Heimspiele auszutragen, sodass die Nordrhein-Westfalen ins circa 30 Kilometer entfernte Paderborn ausweichen werden. Demnach wird die Benteler-Arena das neue, temporäre „Wohnzimmer“ des Sportclubs, in dem dann auch die Schanzer gastieren.
Das Heimatstadion des SC Verl zu Regionalliga-Zeiten: Die Sportclub Arena (Foto: SC Verl / Katzwinkel).
Bekannte (Fußball-)Gesichter der Stadt
Verl ist direkt am Ölbach gelegen und dementsprechend als „Ölbachstadt“ bekannt, die in der Vergangenheit berühmte Persönlichkeiten beheimatete. Neben Ex-Nationalspieler Arne Friedrich, der in der Saison 1999/2000 für die Schwarz-Weißen seine Fußballschuhe schnürte, lebten und trainierten unter anderem Dieter Hecking und Heribert Bruchhagen den SCV. 2013 wurde der damalige Regionalligist unter anderem von David Odonkor gecoacht, der als Co-Trainer fungierte. Außerdem hinterließ Ex-FCI-Sportdirektor Angelo Vier seine Spuren in Verl. Der einstige Angreifer verbuchte 34 Tore in 68 Spielen und ließ 2006 seine aktive Karriere bei den Verlern ausklingen.
Es existiert sogar ein Liedtext darüber: Der Ölbach (Foto: Von Erdkröte – Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12087470).
Stadt und Nennenswertes aus Region
Sechs Bäche rahmen das idyllische Verl ein. Dalke, Menke-, Öl-, Senn-, Furl- und Wapelbach, so die Namen der einzelnen Gewässer, die der kleinen Stadt ihren ganz eigenen Charme verleihen. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Spezialität Verls ein Getränk mit dem passenden Namen ist. Der beliebte Magenbitter heißt „Verler Heimatwasser“.