Shooting-Star, Spektakel & Showdown: 5 Stories zu Saarbrücken

Michael Heinloth mit einem seiner gefürchteten Vorstöße im Hinspiel (Foto: Bösl / KBUMM).

Shooting-Star, Spektakel & Showdown: 5 Stories zu Saarbrücken

07. Mai, 2021 09.00 Uhr

Packend, einfach nur packend! Das Rennen der vier vorderen Teams um den Aufstieg in die 2. Liga, von denen jeder drei Spieltage vor Saisonschluss noch Drittligameister werden kann, ist an Spannung nicht zu überbieten. Die Schanzer lieferten am vergangenen Dienstag eine klasse Partie beim Spitzenspiel in Rostock, mussten sich aber nach 90 überlegen geführten Minuten mit einem Punkt zufriedengeben. Schade! Doch der an dieser Stelle bereits häufig zitierte „Trend is your Friend“ spricht aktuell für das Team von Tomas Oral. Am Samstag wartet mit dem 1. FC Saarbrücken eine richtig harte Nuss. Doch unser Team ist gewappnet für die letzten 270 Minuten der laufenden Saison, das hat es an der Ostsee eindrucksvoll bewiesen. Nun also der Tabellenfünfte aus dem Saarland. Mit unseren fünf Geschichten zu dieser Begegnung, die um 14 Uhr im Audi Sportpark angepfiffen wird, wollen wir Euch, liebe Fans, auf dieses Match einstimmen. Sie handeln diesmal von einer Torfabrik, einem Shootingstar, etwas Historie, Fair-Play und einem Spektakel. Jetzt gilt es! Auf geht’s Schanzer, wir wissen, wo wir hinwollen!

Ein wenig Historie
Nach sechs Jahren der Viertklassigkeit kehrte der Traditionsverein 1. FC Saarbrücken zu Beginn der Saison (endlich) wieder ins Rampenlicht des deutschen Fußballs zurück. 17 Spielzeiten gehörte der FCS der Ersten Liga an, war 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga, errang zweimal die deutsche Vizemeisterschaft und stand viermal im Halbfinale des DFB-Pokals. Die Blau-Schwarzen sind sicherlich ein Stück deutsche Fußballgeschichte und es ist gut, dass sie wieder im Konzert des Profifußballs vertreten sind. Der 1. Fußball-Club Saarbrücken zählte ab den 1930er Jahren zu den deutschen Spitzenvereinen – pendelt allerdings seit 1964 zwischen der ersten und fünften Spielklasse. Neben der Lizenzverweigerung 1995 für die 2. Bundesliga läutete 2006 der Abstieg aus dem Fußball-Unterhaus den sportlichen Tiefpunkt ein. Der freie Fall begann. Dem Abstieg in die Regionalliga folgte der Absturz in die viertklassige Oberliga Südwest. Durch die Veränderung des Ligensystems konnten nur die ersten Vier in die Regionalliga West, die in die vierthöchste deutsche Spielklasse umgewandelt wurde, aufsteigen. Da der FCS aber nur Rang fünf belegt hatte, verblieb er in der Oberliga und spielte somit erstmals – für ein Jahr – fünftklassig.

Torfabrik
Der FCS spielt eine klasse Saison: Bester Neuling, 55 Punkte nach 35 Spielen, mit 64 erzielten Treffern hinter den Münchener Löwen (65) die Torfabrik der Liga. Interessant auch, dass die Blau-Schwarzen über 90 Minuten brandgefährlich sind. 31 Treffer erzielten sie im ersten, 33 im zweiten Durchgang. Die Saarländer sind fußballerisch sicherlich eine Bereicherung und streben in den nächsten Jahren in Erinnerung an alte, glorreiche Zeiten wieder nach Höherem. Man darf gespannt sein…

Shootingstar
Er ist zweifelsfrei einer der Shootingstars der laufenden Spielzeit. Nicklas Shipnoski, Jahrgang 1998, startet in dieser Saison mit dem 1. FC Saarbrücken so richtig durch. Der 1,84 Meter große und 75 kg schwere Modellathlet begann seine noch junge und aussichtsreiche Karriere in der Jugendabteilung des SV Kirchheimbolanden und wechselte bereits im Juli 2006 im Alter von acht Jahren zur Nachwuchsabteilung des 1. FC Kaiserslautern, wo er kurz davor bei den Lauterer Talenttagen entdeckt wurde. Im Oktober 2016 gab er sein Profidebüt in der 2. Fußball-Bundesliga beim 3:0 gegen den VfL Bochum. Zur Saison 2018/19 schloss sich der offensive Mittelfeldspieler dem Drittligisten SV Wehen Wiesbaden an. Am Ende der Saison stieg er mit Wiesbaden über den Umweg Relegation gegen den … ach egal … in die 2. Liga auf. Im Sommer 2020 führte ihn sein Weg zum 1. FC Saarbrücken. Shipnoski war in seiner jungen Karriere bereits für die U18-, U19- und U20 der deutschen Nationalmannschaft im Einsatz. In der laufenden Drittligasaison ragt der gebürtige Wormser in vielerlei Hinsicht heraus: Mit 15 Treffern ist er hinter Sascha Mölders und Terrence Boyd drittbester Torschütze und ebenfalls hinter dem Routinier Sascha Mölders zweitbester Scorer mit herausragenden 25 Punkten. Es deutet vieles darauf hin, dass die dritte Liga nur eine Durchgangsstation für Shipnoski sein wird.


Nicklas Shipnoski spielte auch schon für die Roten Teufel. Hier duelliert er sich mit Tobias Levels im Jahr 2017 (Foto: Bösl / KBUMM).

Die Fairsten der Liga
Der 1. FC Saarbrücken ist mit Abstand die fairste Mannschaft der laufenden Drittligasaison. Mit nur 48 gelben, zwei gelb-roten und einer roten Karte nimmt der Aufsteiger in der Fair-Play-Tabelle unangefochten Rang eins ein. Das zweitfairste Team, der Hallescher FC, hat mit 60 gelben, vier gelb-roten und keiner roten Karte bereits gehörigen Rückstand auf die Blau-Schwarzen. So richtig auf die „Stelzen“ gibt es bei den „Roten Teufeln“. Die Lauterer sind mit 81 gelben, drei gelb-roten und vier roten Karten die „Holzfäller“ der Liga.

Hinspiel-Spektakel
Vierter gegen Zweiten lautete die Tabellenkonstellation beim Hinspiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem FC Ingolstadt 04 am 19. Dezember im Ludwigsparkstadion. Viele Torchancen, sechs Tore, davon fünf in der ersten halben Stunde, machten die Begegnung zu einem Spektakel, das nach hohem Unterhaltungswert am Ende 3:3 Unentschieden endete. Die Schanzer legten los wie die Feuerwehr: Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, als Michael Heinloth mit seiner Flanke Dennis Eckert Ayensa fand, dessen Kopfball brachte die frühe Führung, die aber nicht lange Bestand haben sollte. Beinahe im Gegenzug bekam der FCS einen Foulelfmeter zugesprochen, den Shipnoski mit seinem ersten Tor an diesem Tag sicher verwandelte. Doch die Schanzer legten nach. Erneut war es Eckert Ayensa, der nach einer Ecke eine Kopfballverlängerung von Stefan Kutschke nutzte und die Donaustädter traumhaft wieder in Führung schoss (12.). Das Team von Tomas Oral blieb am Drücker und setzte die Heimelf weiter sehr variabel unter Druck. Den Lohn für die engagierte Vorstellung fuhr Robin Krauße ein, der nach Vorlage von Caniggia Elva aus der zweiten Reihe auf 3:1 stellte (19.). Etwas überraschend fiel noch vor der Halbzeit der Anschlusstreffer für Saarbrücken. Shipnoski köpfte eine Flanke zum 2:3 in die Maschen (27.). Im zweiten Durchgang zog sich der FC Ingolstadt 04 etwas zurück und ließ Saarbrücken kommen. Ein Handelfmeter brachte dann doch noch den Ausgleich für die Blau-Schwarzen: Im Kopfballduell fiel Eckert Ayensa – der die Hand zum Schutz am Kopf hatte – der Ball in den Nacken. Der Unparteiische entschied auf Handspiel und Strafstoß, den Shipnoski mit seinem dritten Treffer verwandelte und damit den Schlusspunkt unter diese mitreißende Partie setzte.

Apropos Spektakel: Die Saarbrücker stehen – wie schon beschrieben – ohnehin für torreiche Begegnungen, 64 Treffer markieren den ligaweit zweitbesten Wert. Unsere Schanzer sind gut beraten, die Offensivbemühungen der Saarländer zu unterbinden. Aber: Seit 15 Heimspielen ungeschlagen, werden unsere Jungs den Aufsteiger mit breiter Brust empfangen. Auf gehts, Schanzer, kämpfen und siegen!