Schanzer sagen „Danke“: Die FCI-Geschäftsführung im Interview
26. Dezember, 2017 11.00 Uhr
fci.de: Herr Gärtner, Herr Spitzauer, was bleibt für Sie hängen aus dem Jahr 2017?
Spitzauer: „Es liegen intensive Monate hinter uns. Auch das Jahr 2017 wird in unserer noch jungen Geschichte einen berechtigten Platz finden.“
Gärtner: „Wir blicken zurück auf ein Jahr mit Höhen und Tiefen, in dem wir nicht alle Chancen nutzten, die sich ergeben haben. Die Niederlage im Pokal in Paderborn ist dafür ein Beispiel, hier hätten wir Geschichte schreiben können. Insgesamt sprechen wir wahrscheinlich auch für unsere Fans, wenn wir sagen: Das war ein Jahr mit vielen, emotionalen Momenten.“
fci.de: Was bleibt besonders in Erinnerung?
Gärtner: „Der Kampf um den Klassenerhalt hat uns alle ein Stück näher zusammenrücken lassen, leider konnten wir einen fatalen Saisonstart letzten Endes nicht reparieren. Aber bei aller Enttäuschung war schon nach dem fixen Abstieg in Freiburg sofort wieder Aufbruchsstimmung zu spüren: Die Situation am Ingolstädter Hauptbahnhof nach der Rückkehr des Zuges in derselben Nacht mit den Fans, das waren wirklich Gänsehautmoment. Gleiches gilt für die Saison-Abschlussfeier nach dem letzten Spieltag gegen Schalke.“
Spitzauer: „Das war schon ein Gänsehaut-Moment nach dem 34. Spieltag. Da steigst du ab, und nach dem letzten Heimspiel feiern die Fans eine riesige Party mit uns.“
fci.de: Gleichzeitig begann eine intensive und arbeitsreiche, zweite Jahreshälfte…
Gärtner: „Richtig. Mit Sportdirektor Thomas Linke hat uns ein absoluter Key Player auf eigenen Wunsch hin verlassen, wir standen vor einer Zäsur. Dennoch ist es uns gelungen, in einem Kraftakt eine schlagfertige Mannschaft zusammenzustellen. Ich glaube, dass die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern sehr gut passt. Nichtsdestotrotz hat jeder Akteur Luft nach oben.“
fci.de: Der Saisonstart misslang zunächst, vor dem Start in das neue Jahr 2018 stehen wir Schanzer allerdings auf dem 4. Platz, der viel Hoffnung weckt auf die 2. Saisonhälfte.
Gärtner: „Rückblickend war der FCI stets dann erfolgreich, wenn wirklich alle Räder ineinandergriffen. Es stimmt, wir sind schlecht in die Saison gestartet, entschieden uns dann für die Veränderung im Trainerteam. Nun finden wir in der jetzigen Besetzung der relevanten Positionen eine sehr vielversprechende Konstellation vor und fühlen uns gut gerüstet für das neue Jahr. Wir sind in die Spur gekommen und befinden uns in Schlagdistanz zu den Top 3 der Liga.“
fci.de: Mit 28 Punkten ist der Anschluss zu den Aufstiegsrängen tatsächlich wiederhergestellt worden. Viele Fans und natürlich auch die Medienvertreter fragen sich: Ist der Aufstieg denn das Ziel?
Gärtner: „Wir haben immer betont: Natürlich wollen wir irgendwann wieder dahin zurück, wo wir schon einmal waren. Den Wunsch und diesen Willen tragen wir alle in uns. Aber, ich wiederhole mich da gerne: Beim FC Ingolstadt 04 müssen für den Aufstieg in die Bundesliga alle Räder ineinanderpassen. Alle. So ein Prozess braucht Zeit, erfordert Hartnäckigkeit und Geduld, auch wenn sich unser Weg schon jetzt richtig und gut anfühlt. Die Winterpause ist kurz, dennoch wollen wir die kleine Verschnaufpause auch zu einer Analyse nutzen, um zu sehen, wie weit dieser Entwicklungsprozess fortgeschritten ist beziehungsweise noch schneller vorangetrieben werden kann.“
fci.de: Wird es personelle Veränderungen geben?
Gärtner: „Das Erfreuliche zu Weihnachten ist: All unsere Profis sind gesund und fit, wir können also mit dem kompletten Kader am 2. Januar in die Vorbereitung starten. Unser Sportdirektor Angelo Vier ist hinsichtlich der Personalplanungen im Profiteam ständig im Austausch mit Trainer Stefan Leitl und mir. Grundsätzlich ist das Vertrauen in den Kader sehr groß, wir sind also nicht unter Zugzwang. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir von dem Auftreten im DFB-Pokal-Achtelfinale zum Abschluss des Pflichtspieljahres enttäuscht sind. Dennoch machen wir keinen Hehl daraus: Wenn sich eine Chance ergibt, die Qualität des Kaders zu erhöhen, dann werden wir uns konkret damit befassen.“
fci.de: Auch im Nachwuchsleistungszentrum konnte 2017 für Furore gesorgt werden, die U 21 setzte in der Regionalliga Bayern zuletzt einige Ausrufezeichen, U 19 und U 17 sind auf einem sehr guten Weg zum Bundesliga-Aufstieg…
Gärtner: „Das stimmt. Die Wege zwischen der U 21, die uns viel Freude bereitet in der Regionalliga, und dem Profi-Team sind kurz, auch hier funktionieren die Schnittstellen. Unser Ziel ist es, mit der U 19 und U 17 in die Bundesliga aufzusteigen, es steht also eine spannende Rückrunde an. In den Altersklassen U 16 abwärts konnten wir weiter zu den etablierten Nachwuchsleistungszentren anderer Clubs in Bayern aufschließen.“
fci.de: Die Fans haben wir bereits thematisiert. Wie sehen Sie die Entwicklung unserer Zuschauerzahlen? In der Hinrunde war der Audi Sportpark leider nicht ausverkauft.
Spitzauer: „Das stimmt, und dennoch ist die Entwicklung erfreulich. Wir sind in der Regel im fünfstelligen Zuschauerbereich, blickt man auf den Start in unsere letzte Zweitliga-Saison 14/15 zurück, so sehe ich da ein deutliches Wachstum…“
Gärtner: „…zumal wir die ersten drei Heimspiele der aktuellen Saison verloren haben und wir trotzdem auf die Unterstützung unseres Publikums bauen konnten. Übrigens auch bei den Auswärtspartien, wie zuletzt am Freitagabend in Berlin oder unter der Woche in Paderborn. Um dort spätestens um 18.30 Uhr im Block zu sein, müssen die Leute schließlich einiges auf sich nehmen! Das wissen wir zu schätzen, dafür wollen wir „Danke“ sagen.“
Spitzauer: „Definitiv. Und was ein ausverkauftes Stadion betrifft, da sind wir für die Rückrunde doch sehr positiv gestimmt, dass das wieder vermehrt gelingen wird.“
fci.de: Herr Spitzauer, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wurde den Schanzern seitens der DFL vor wenigen Wochen ohne jede Auflage bestätigt. Kurz vor dem Jahreswechsel: Wie steht es um die Finanzen des FCI?
Spitzauer: „Für uns war klar, dass wir auch nach dem Abstieg aus der Bundesliga im vergangenen Sommer keine Schulden machen werden, sondern mit den Mitteln haushalten, die uns zur Verfügung stehen. Das ist uns hervorragend gelungen und der jüngste Bescheid der DFL zu unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zeigt einmal mehr, dass wir unsere wirtschaftlichen Kennzahlen mit Sorgfalt und Vernunft prognostizieren.“
fci.de: Einen wichtigen Baustein dabei bilden unsere Sponsoren. Wie sehen Sie die Schanzer hier hinsichtlich der künftigen Herausforderungen aufgestellt?
Spitzauer: „Ich glaube, ein Blick auf das Sponsorenboard, in den Umlauf unseres Stadions oder auch der Besuch einer der zahlreichen Sponsorenveranstaltungen führt einem deutlich vor Augen: Der FCI kann auf starke, langjährig gewachsene Partnerschaften bauen. Insofern hielten sie uns nach dem Abstieg die Treue und wir werden alles dafür tun, damit unsere Partner den Weg mit uns weitergehen. Darüber hinaus sehen wir es als unsere Aufgabe, neue Potenziale zu erschließen.“
fci.de: In der Region sind die Schanzer auch dank der Audi Schanzer Fussballschule längst angekommen, seit 2016 gibt es dahingehend auch Bestrebungen in China…
Gärtner: „Die Audi Schanzer Fussballschule (ASF) hat seit 2009 eine beeindruckende Erfolgsgeschichte hingelegt und blickt tatsächlich auf ein weiteres Rekordjahr zurück. Wir haben insgesamt 165 Camps in allen Bundesländern sowie im europäischen Ausland und in China durchgeführt. Alles in allem kamen fast 10.000 Kinder im Laufe des Jahres zu uns in die Camps. Die Begeisterung der Kinder ist groß, und das äußert sich rund acht Jahre nach der Gründung auch darin, dass wir die erste Teilnehmer-Generation nun als Fans im Stadion oder als Trainer für unsere Camps begrüßen dürfen. Für 2018 möchten wir noch nicht zu viel verraten, aber es ist gut möglich, dass wir einen weiteren, interessanten Standort dazubekommen.“
Spitzauer: „Die Camps in China bildeten für die Trainer sicherlich noch einmal ein spezielles Highlight. Hier ist der Ansatz aber sicherlich ein anderer, die ausgerichteten Camps vor Ort in Kooperation mit Audi China sind wichtiger Bestandteil unserer Internationalisierungsbestrebungen. Wir haben China dahingehend als Zielmarkt definiert und nutzen dort die Audi Schanzer Fußballschule des FC Ingolstadt 04 für unseren Verein als Markteinritts- und Aktivierungstool. Perspektivisch könnten wir uns vorstellen, den einen oder anderen Standort dauerhaft zu etablieren – speziell in unserer Partnerstadt Foshan.“
fci.de: Zu einem weiteren, wachsenden Themenkomplex in unserem Verein: Die Initiative „Schanzengeber“ ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Arbeit geworden. Warum engagiert sich der FCI im sozialen Bereich so stark?
Spitzauer: „Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung für die Region bewusst und wollen dieser umfassend Rechnung tragen. Nachhaltigkeit hat bei uns dabei einen hohen Stellenwert, unsere sozialen Projekte werden gelebt und stetig weiterentwickelt. Wir wollen den Fokus noch stärker auf diese Themen legen, weitere Partner mit ins Boot holen und dadurch noch mehr erreichen.“
fci.de: Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig dem FCI und seinen Partnern das Thema ist, war das Heimspiel gegen Heidenheim: „Schanzengeber“ war sozusagen Spieltagsmotto und zierte hier die Brust der Profis…
Spitzauer: „Absolut! Hier gilt ein großes Dankeschön natürlich unserem Partner MediaMarkt, der unser soziales Engagement voll und ganz mitträgt und für den guten Zweck auf die Brustwerbung verzichtet hat.“
fci.de: Was bringt das Jahr 2018?
Gärtner: „In erster Linie, so hoffe ich, all unseren Fans, Spielern, Verantwortlichen, Partnern und Freunden sowie den Familien ein gesundes und friedliches, neues Jahr voller positiver Erlebnisse. Wir als Geschäftsführung des FC Ingolstadt 04 freuen uns auf das kommende Jahr, auf und neben dem Platz und speziell auf eine spannende Rückrunde mit ehrgeizigen Zielen in all unseren Mannschaften.“
Spitzauer: „Ich schließe mich da voll und ganz an. Wir bleiben uns treu, das heißt nahbar, offen und bodenständig. Mit unseren Attributen und unseren Idealen werden wir auch 2018 alles dafür tun, um den Menschen mit unserem Verein Freude zu bereiten.“