Rekorde, Relegation, Ronny König: 5 Geschichten zu Wehen Wiesbaden

Rico Preißinger im Hinspiel gegen den SVWW (Foto: Bösl / KBUMM).

Rekorde, Relegation, Ronny König: 5 Geschichten zu Wehen Wiesbaden

12. März, 2021 09.00 Uhr

Die Erinnerungen an Wehen Wiesbaden sind eher gemischter Natur, obwohl die Fahrt nach Wiesbaden für unseren FCI – unabhängig von der intensiven Fan-Fanfreundschaft – bis dato immer eine Reise wert war. Wie kommt es zu diesem Widerspruch? Wir gehen dieser Sache nach… Vor der Rückkehr an einen altbekannten Standort haben wir wie immer fünf Geschichten für euch aufbereitet, die euch auf die Begegnung am Samstag einstimmen. Anstoß ist um 14 Uhr.

Voller Fokus auf das Spiel – immer wieder auf’s Neue…
Mittlerweile ist es Trainer Tomas Oral fast schon unangenehm, eine vielbesagte, aber doch treffende Redewendung zu Bemühen: „Was danach ist, ist aktuell völlig egal“, antwortet der Fußballlehrer vor dem Aufeinandertreffen mit Wehen Wiesbaden auf die Frage des Umgangs mit der „Englischen Woche“. Bereits am Mittwoch warte schließlich mit dem SV Verl ein weiterer Kontrahent und zudem noch eine weite Auswärtsreise. Aber, der Fußballlehrer bleibt seiner erfolgreichen Linie treu: Eines nach dem anderen. Die Strategie ging jüngst auch hervorragend auf, fünf der vergangenen sechs Spiele konnten die Schanzer gewinnen und damit 15 der möglichen 18 Zähler einfahren. Dazu passt auch, dass Oral den fulminanten Hinspiel-Sieg (4:1) nicht mehr als relevant betrachtet: „Das ist wie die Relegation gegen Wehen etwas, das der Vergangenheit angehört und auf Samstag keinen Einfluß mehr hat.“


Jubilar: Exakt vor einem Jahr, am 11. März 2020, trat Tomas Oral seinen Dienst beim FCI zum dritten Mal an (Foto: Bösl / KBUMM).

Nicht minder gut drauf sind übrigens die Gastgeber: Zwar ging die letzte Partie beim FC Bayern II mit 0:2 verloren, aber zuvor zog man fünf Begegnungen am Stück auf seine Seite. Macht Platz 3 der Rückrundentabelle, dicht gefolgt von unserem FCI, der aber ein Spiel weniger absolviert hat. Eine spannende Konstellation also vor dem 28. Spieltag. Das Erfolgsrezept? „Sie haben alles versucht, um die 2. Bundesliga zu halten, setzten aber trotz Abstieg auf das bestehende Führungspersonal im sportlichen Bereich und haben innerhalb des Teams einen guten, gesunden Umbruch hinbekommen“, so die Fernanalyse von unserem Chef-Trainer.

Diese unsägliche Relegation
Immer wieder kreuzt dieses unsägliche, ja für Schanzer Fans zuletzt grauenhafte Un-Wort „Relegation“ unsere fünf Geschichten. Nein, diesmal geht es nicht um die Schockerlebnisse am vergangenen Saisonende mit dem Aus in der 96. Minute gegen den Club, sondern um das Jahr davor: Der damalige und aktuelle Coach Tomas Oral übernahm das „Himmelfahrtskommando“ FC Ingolstadt 04 nach dem 27. Spieltag der Zweitliga-Spielzeit 2018/19 als Nachfolger des glücklosen Jens Keller – abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Mit sage und schreibe 16 Punkten aus sieben Spielen erreichte das Team mit einem unglaublichen Schlussspurt noch die Relegation, bei der als Tabellendritter der 3. Liga der SV Wehen Wiesbaden auf die Schanzer wartete. Das Team um Kapitän Almog Cohen trat zuerst auswärts an. Dario Lezcano traf nach 35 Sekunden für seine Farben und kurz nach der Halbzeit per Foulelfmeter. Bittere Pille: In der – schon wieder – 96. Minute mussten die Donaustädter aus dem Nichts das 1:2 hinnehmen. Vor  knapp 12.500 Besuchern fand am 28. Mai 2019 das alles entscheidende Rückspiel im Audi Sportpark an. Es war angerichtet und der Noch-Zweitligist ging als Favorit in die Begegnung – Doch es kam (leider) anders. Die Gäste aus Hessen bezwangen FC-Keeper Philipp Tschauner erstmals nach 13 Minuten. Allerdings schaffte die Heimelf in der gleichen Minute durch Konstantin Kerschbaumer den Ausgleich. Durch einen Treffer nach einer halben Stunde und einem weiteren, unglücklich abgefälschten Schuss in die Maschen des Gastgebers führten die Gäste zur Halbzeit schon mit 3:1. Die Schanzer setzten im zweiten Durchgang alles auf eine Karte, spielten engagiert und erarbeiteten sich zahlreiche Chancen, doch mehr als der Anschlusstreffer durch Paulsen sprang nicht mehr heraus. Das Schreckgespenst „Relegation“ hatte seinen ersten großen Auftritt im Audi Sportpark.

Eigentlich immer eine Reise wert…
Kurioserweise ist die Reise zum kommenden Kontrahenten eine historisch äußerst vielversprechende, auch wenn die gescheiterte „Relegation“ 2019 dies vermutlich überschattet. Tatsächlich spielte der FCI in seiner Historie viermal beim SVWW, gewann dabei dreimal und gab lediglich einmal in der Zweitliga-Saison 2008/2009 überhaupt Punkte dort ab. Damals endete die Begegnung mit einem torlosen Remis, kurzum: Die Donaustädter sind bei Wehen Wiesbaden bis dato ungeschlagen! Übrigens: Im Jahr 2010 feierten Stefan Leitl, Ralf Keidel, Andi Buchner und Co. einen der höchsten Auswärtssiege der Vereinsgeschichte, der damals blutjunge Stefan Marinovic im Tor der Wiesbadener musste das Leder an jenem Nachmittag gleich fünfmal aus den Maschen holen. 1:5 lautete es am Ende. Marinovic, seines Zeichens Neuseeländer, machte übrigens trotzdem Karriere. Nach Stationen in Haching, Kanada und England spielt der 29-Jährige mittlerweile für Wellington in Australien.


Heute in Zwickau, sorgte Ronny König (rechts) im Dress es SVWW für einen Rekord für die Ewigkeit (Foto: Bösl / KBUMM).

Rekorde für die Ewigkeit?
Denkt man im deutschen Fußball an Rekorde, denkt man automatisch an – na klar, Bayern München. Aber nicht nur die Elitetruppe aus der Landeshauptstadt ist hierzulande für Bestmarken zuständig, auch der SV Wehen Wiesbaden nennt einige beeindruckende Höchstleistungen sein eigen: Am 8. Spieltag der Saison 2007/08 in der Zweitligabegegnung gegen den 1. FC Köln schoss der damals für die Hessen auflaufende Ronny König den schnellsten Hattrick (in 7 Minuten!) in der Geschichte der 2. Fußball-Bundesliga. Der SVWW lag 0:2 hinten, ehe König mit drei blitzsauberen Toren in der 29., 33. und 36. Minute das Spiel drehte. Zwar glichen die Geißböcke nochmals aus, doch Diakité sorgte für den 4:3 Endstand, auf Vorlage von – natürlich Ronny König. Bereits in der nächsten Partie dann der nächste Rekord. Benjamin Siegert erzielte das bislang schnellste Tor im deutschen Profifußball überhaupt. Nur unglaubliche acht Sekunden nach Anpfiff bezwang der Wiesbadener den damaligen Fürther Torhüter Kirschstein mit einem Rechtsschuss. Das Spiel endete übrigens 1:1. Auch in der Ewigen Tabelle der Dritten Liga nimmt Wehen Wiesbaden den Spitzenplatz ein. Mit 561 Punkten aus 388 Spielen rangiert man souverän an der Tabellenspitze vor dem VfL Osnabrück und der SpVgg Unterhaching.

… und noch ein Rekord: Alf Mintzel ist das Drittliga-Aushängeschild
Elf Jahre spielte Alf Mintzel in der 3. Liga. Nach zwei Spielzeiten beim SV Sandhausen kickte der heute 39-jährige Linksverteidiger von 2010 bis 2019 durchgängig für den SV Wehen Wiesbaden drittklassig. Bei den Wiesbadenern wurde der gebürtige Würzburger zur absoluten Kultfigur und zum Publikumsliebling. 272 Einsätze in neun Jahren absolvierte der Dauerbrenner für den SVWW in der 3. Liga. Sein letztes Pflichtspiel fand im Audi Sportpark statt: Dort feierte der Routinier mit dem Aufstieg in Liga 2 einen gebührenden Karriereabschluss. Zusammen mit den 53 Partien für Sandhausen kommt Mintzel auf insgesamt 325 Drittliga-Begegnungen. Liga-Rekord! Übrigens: Auch heute ist der Linksfuß noch aktiv und für die SG Walluf in der Verbandsliga Hessen-Mitte am Ball und nebenbei im Marketing des SVWW tätig.