"Niemals damit gerechnet, dass ich Profi werden kann" - Die Geschichte von Doumbouya
Seit knapp einem halben Jahr trägt Moussa Doumbouya bereits das Trikot der Schwarz-Roten. Nachdem der 24-Jährige in der Sommer-Vorbereitung noch der beste FCI-Torschütze war, klappte es vor kurzem auch mit dem ersten Tor im Ligabetrieb. Wir wollen euch unseren Angreifer und seine Lebensgeschichte etwas näherbringen.
Mit einer Englischen Woche verabschiedete sich der deutsche Profifußball Mitte November in die Winterpause. Zum Start in den Monat gastierten unsere Schanzer beim SC Verl. Auch wenn das Ergebnis (1:2) aus Sicht der Schwarz-Roten alles andere als zufriedenstellend war, gab es dennoch ein wenig Grund zur Freude – allen voran in Minute 23: Nach Vorlage von Pascal Testroet tauchte Moussa Doumbouya frei vor SCV-Torhüter Niclas Thiede auf und schob eiskalt zu seinem Premieren-Treffer ein. „Das war ein gutes Gefühl für mich, mein erstes Drittliga-Tor nach einigen Rückschlägen zu erzielen. Darauf habe ich lange gewartet“, so der Angreifer, der damit insbesondere auf seine Verletzung und die Erkältung anspielt, die ihn in dieser Spielzeit bereits für einige Wochen außer Gefecht setzten. Der Knoten schien geplatzt, denn nur drei Zeigerumdrehungen später zappelte der Ball erneut im Netz. Dieses Mal wurde dem 24-Jährigen das Erfolgserlebnis allerdings fälschlicherweise aufgrund einer Abseitsentscheidung verwehrt.
Somit durfte Doumbouya in Paderborn, dem Verler Ausweichstadion, nur einmal jubeln. Die Schanzer Fans erspähten dabei den Buchstaben ‚A‘, den der Mittelstürmer mit seinen Fingern zeigte: „Der steht für den Namen meiner Tochter Amira. Seit ihrer Geburt ist es auch für mich wie ein neues Leben“, erklärt der glückliche Vater, dessen Freundin mit dem gemeinsamen Kind noch in Celle wohnt – beide waren bei der Partie in der Arena vor Ort. „Wir telefonieren fast jeden Tag. Natürlich ist es nicht einfach, aber ich kenne die Situation, weil ich auch schon lange aus meiner Heimat weg bin.“
Den Erfolg musste sich Doumbouya sehr hart erarbeiten. Denn die „geborene Kämpfernatur“, wie ihn FCI-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer bei seiner Verpflichtung bezeichnete, blickt vor allem neben dem Platz auf eine bewegte Geschichte zurück. Als Flüchtling fand der Guineer – über Libyen und Italien – im Jahr 2017 Schutz in der Bundesrepublik. „Als ich nach Deutschland gekommen bin, war das anfangs schon sehr schwierig für mich“, erinnert sich unsere Nummer 27, die leider seine beiden Eltern verloren hat. In Deutschland angekommen wurde schließlich Niedersachsen die neue Heimat: Zunächst lebte der aus Conakry stammende Offensivspieler in einem Osnabrücker Flüchtlingsheim, ehe ihn sein Weg und eine Ausbildung als Dachdecker nach Celle führten. „Die Ausbildung habe ich bei einem richtig guten Menschen angefangen, ohne den ich heute nicht hier sein würde. Mein Chef hat mich sehr stark unterstützt und ich konnte für das Fußballtraining früher Feierabend machen. Er war wie ein Stiefvater für mich, weil er alles für mich gemacht hat“, blickt der Rechtsfuß zurück.
Neben dem handwerklichen Geschick wusste der Stürmer aber insbesondere mit seinen fußballerischen Fähigkeiten zu überzeugen. Beim damaligen Ober- und Landesligisten MTV Celle netzte der Angreifer in 40 Einsätzen 35 Mal. So war es nur eine logische Konsequenz, dass die ersten regionalen Top-Vereine auf den Offensivakteur aufmerksam wurden. „Das Gefühl etwas im Fußball erreichen zu können, habe ich erstmals bei der Einladung von Hannover 96 zum Probetraining bekommen“, erklärt Doumbouya, der anschließend bei den ‚Roten‘ hauptsächlich in der Zweitvertretung zum Einsatz kam und dadurch noch nebenbei der Ausbildung nachging, wo er allerdings zur Ausbildung als Lagerlogistiker wechselte. „Ich habe niemals damit gerechnet, dass ich hier Profi werden kann. Auch wenn es immer mein Wunsch war, Fußballer zu werden.“ Dieser Traum setzt sich für Doumbouya nun seit einem halben Jahr auf der Schanz fort.