Pioniergeist, gute Bilanz und Wiedersehen: 5 Geschichten zum Spiel in Mannheim

Wichtiger Sieg: Im Rückspiel der letzten Saison bezwangen die Schanzer den SV Waldhof mit 2:0 (Foto: Bösl / KBUMM).

Pioniergeist, gute Bilanz und Wiedersehen: 5 Geschichten zum Spiel in Mannheim

13. November, 2020 09.00 Uhr

Nicht nur der „Mannheimer Rapper“ Apache 207, dessen Song „Roller“ aus der Kabine der Schanzer nicht mehr wegzudenken ist, sondern auch die Musikgruppe „Söhne Mannheims“ machen aus ihrerem Herkunftsort keinen Hehl, nahmen Letztere besagte Stadt doch sogar in ihren Bandnamen mit auf. „Monnem“, wie es umgangssprachlich und vor allem im Dialekt der Stadt im Norden von Baden-Württemberg heißt, hat aber ein weiteres Aushängeschild: Den SV Waldhof. Am Samstag (14. November) ist es soweit: Die Mannschaft von Tomas Oral trifft auf den Tabellenzwölften. Um uns auf das Duell einzustimmen, wollen wir aber nicht nur an den wichtigen 2:0-Erfolg kurz nach dem Re-Start erinnern. Auch unsere fünf Geschichten rund um den SV Waldhof Mannheim und die kommende Begegnung sollen euch Lust machen auf den kommenden Gegner von Stefan Kutschke, Marcel Gaus, Fabijan Buntic und Co. machen.

Waldhof als Kaderschmiede
Was haben Jürgen Kohler, Karlheinz Förster, Maurizio Gaudino und Hanno Balitsch gemeinsam? Hinter jedem aufgezählten Namen verbirgt sich entweder ein erfolgreicher Nationalspieler oder ein zumindest national respektive international angesehener Vereinsfußballer. Ob Deutscher Meister, Europameister, Weltmeister oder Vize-Weltmeister: Diese Herren vereinigen große Titel auf sich. Doch nicht nur das. Womöglich etwas weniger bekannt ist, dass alle den Reihen des SV Waldhof Mannheim entstammen. Seit dem 11. April 1907 besteht der Sportverein mit dem rautenförmigen Wappen, der seinen Stadtteil Mannheims im Namen trägt und schon so manch bekannte Persönlichkeit hervorgebracht hat. Hanno Balitsch etwa, der seine Karriere in Mannheim begann, fand über die Stationen Köln, Leverkusen oder Nürnberg wieder den Weg an seine alte Wirkungsstätte zurück, ehe er 2017 seine Karriere in Mannheim beendete. Oder nehmen wir Maurizio Gaudino, der seine erfolgreichste Zeit zwar beim regionalen Rivalen aus Stuttgart hatte, seine Anfänge auf dem Weg zum Profifußball jedoch ebenfalls in den Reihen der Jugend von Waldhof Mannheim nahm. Nicht zu vergessen ist, dass der SV von 1983 bis 1990 im deutschen Fußball-Oberhaus spielte und so ebenfalls eine beachtliche Historie vorzuweisen hat.

Auf den Spuren des Pioniergeists
Eine Idee steckt noch in den Kinderschuhen und nur der unbändige Wille, sie zum Erfolg zu bringen, gibt die Kraft, weiterzumachen. Die Rede ist von nichts Geringerem als dem ersten Automobil der Welt sowie seinem Ursprung. Nicht nur der Tüftler, Carl Benz, schrieb Geschichte. Auch seine Frau Bertha verhalf der Erfindung ihres Mannes zum Durchbruch, indem sie sich kurzerhand mit dem Benz Motorwagen auf den Weg von Mannheim nach Pforzheim machte. Heutzutage ist der Name Carl Benz nicht nur Auto-Enthusiasten ein Begriff. Auch Fußball-Fans ist er geläufig. Denn er steht in großen Buchstaben über dem Stadion unserer Gastgeber, dem Carl-Benz-Stadion. Wobei, eigentlich war es doch seine Frau Bertha, die sich samt ihrer beiden Söhne auf den Weg machte und die Pionierfahrt unternahm. Wir hätten an dieser Stelle vielleicht einen neuen Namensvorschlag für die Spielstätte unserer Gastgeber aus Mannheim…

Das Ehemaligentreffen
Schön, sich wieder zu sehen. Auch beim kommenden Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim treffen die Schanzer auf einen alten Bekannten: Mittelfeldmann Max Christiansen (23), der von 2015 bis 2018 bei den Schanzern aktiv war, wird bei der Begegnung jedoch nicht im Dress der Schwarz-Roten auflaufen, sondern gegen uns agieren. Und das mit der Kapitänsbinde! Zusammen mit den Ingolstädtern feierte er 2015 den Aufstieg in die Bundesliga und kam in der Donaustadt auf insgesamt 53 Einsätze. Nach seinem Engagement für die Arminia aus Bielefeld vollzog er den Wechsel zu unserem nächsten Gegner. Nun treffen Max Christiansen und die Schanzer ihm Rahmen des kommenden Auswärtsspiels also wieder aufeinander. Jedoch kein Grund, sentimental zu werden und in alten Freundschaften zu schwelgen – zumindest nicht während der 90 Minuten auf dem Spielfeld, denn da gilt für die Truppe von Tomas Oral nur Eines: Zählbares im Rückreisegepäck haben.


Mittlerweile als Kapitän im Dress der Blau-Schwarzen: Max Christiansen (Foto: Bösl / KBUMM).

Schwein gehabt?!
Seit der Erstbundesligazugehörigkeit des SV Waldhof Mannheim von 1983 bis 1990 besteht eine extreme Abneigung zwischen den Anhängern der Kurpfälzer und denen des nur rund 60 Kilometer entfernten 1. FC Kaiserslautern. Die gegenseitige Geringschätzung beider Lager führt bei so manchem irrgeleiteten „Fan“ immer wieder zu sinnfreien Aktionen, die weit über das Ziel hinausschießen. Beispiel gefällig? Wenige Tage vor dem Hinspielderby am 1. September vergangenen Jahres kidnappten vermeintliche Lauternfans ein ausgewachsenes Schwein, besprühten es mit Schmähparolen gegen den SVW und dessen Anhänger und ketteten das Haustier in der Nähe des Mannheimer Carl-Benz-Stadions an einen Zaun. Was für eine Sauerei! Das Entführungsopfer wurde noch am gleichen Tag völlig verstört, dehydriert und geschwächt in die sichere Obhut des Tierheimes Frankenthal gebracht und auf den Namen „Lotta“ getauft. Glücklicherweise ist Lotta bis heute wohlauf, fühlt sich sauwohl und wird auch nicht geschlachtet. Fanclubs beider Vereine riefen nach dem Vorfall zu einer Spendenaktion für die Schweinedame auf und finanzieren damit deren Lebensabend. Das „Schweine-Kidnapping“ war im Übrigen wohl eine Gegen- bzw. Revancheaktion. Wenige Tage vor Lottas Tierqualen hatten „Anhänger“ der Mannheimer Schweineköpfe vor dem Ludwigshafener Südweststadion abgelegt und mit einem dort platzierten Banner Drohungen gegen Fans der „Roten Teufel“ ausgesprochen. Nicht ganz SAUber – kann man da nur konstatieren…

Von Soll und Haben
Das ist sie, die Erfolgsspur auf der es nur vorwärts geht und das zumeist in hohem Tempo. Die Schanzer sind bereits seit fünf Spielen ungeschlagen und haben bisher elf von möglichen 15 Punkten geholt. Voll im Soll also kann man der Mannschaft attestieren, die derzeit von Tabellenplatz Drei winkt und im Schnitt knapp unter zwei Punkte pro Spiel einfährt. Mannheim dagegen erreichte in den letzten fünf Begegnungen immerhin sieben Zähler. Dabei fing die Saison der Kurpfälzer mit fünf Begegnungen in Folge ohne Niederlage ganz beachtlich an. Zuletzt mit einem deutlichen 5:2-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg am vorletzten Spieltag. Das Duell gegen den SV Meppen am vergangenen Spieltag musste jedoch verschoben werden, sodass das Team von Trainer Patrick Glöckner mit einem Spiel weniger auf Rang Zwölf rangiert.

Der Trend? Nun, die beiden letzten Partien der Protagonisten in Schwarz-Rot und Blau-Schwarz fallen zugunsten des FC Ingolstadt 04 aus. Während den Mannheimern in keinem der beiden Spiele ein Treffer gelang, musste SV-Schlussmann Timo Königsmann im Audi Sportpark zweimal hinter sich greifen: Gerade das letzte Aufeinandertreffen ist auch aufgrund der Emotionen noch allen Beteiligten im Gedächtnis geblieben. Vielleicht mit Ausnahme unserer Nummer 1, Fabijan Buntic, der im Spiel unglücklich mit Nico Antonitsch zusammenprallte und in der Folge mit einer Schädelprellung ins Krankenhaus musste. Nach einem Elfmeter-Tor von Stefan Kutschke traf Maximilian Talhammer zum 2:0-Endstand. Allen Widrigkeiten zum Trotz: Zwei zu Null Tore und vier Punkte in der Bilanz der Schanzer gegen den SVW können sich sehen lassen. 


Das Foul an Fatih Kaya im Mannheimer Strafraum ebnete den 2:0-Heimsieg der Schanzer (Foto: Bösl / KBUMM).