Niederlage gegen den „Club“: Schanzer brauchen starkes Rückspiel
07. Juli, 2020 20.00 Uhr
„Wir haben jetzt noch einmal eine Riesenchance bekommen, um das wettzumachen, was wir letztes Jahr verbockt haben“, hatte sich Tomas Oral direkt nach dem 2:0-Erfolg über den TSV 1860 München am vergangenen Samstag kämpferisch gezeigt. Denn vor genau 406 Tagen war der Cheftrainer der Schanzer gegen Wehen Wiesbaden zuletzt im Rahmen der Relegation am Spielfeldrand gestanden – damals war dem FCI der Klassenerhalt in Liga 2 verwehrt geblieben. Deshalb war es nun am gebürtigen Ochsenfurter und seinen Männern, den Bock gegen den 1. FC Nürnberg umzustoßen. Für die Mission „Aufstieg“ veränderte Oral zwei Personalien in der Startformation: Dennis Eckert Ayensa begann für den angeschlagenen Kapitän Stefan Kutschke, der wegen einer Oberschenkelverletzung pausieren musste. Darüber hinaus kehrte Björn Paulsen nach seiner Gelbsperre auf die rechte Abwehrseite zurück, sodass der Ex-Nürnberger Michael Heinloth in die Reservistenrolle schlüpfte. Ebenso mussten Fabijan Buntic, Frederic Ananou, Maximilian Wolfram, Jalen Hawkins, Jonatan Kotzke, Justin Butler, Filip Bilbija und Patrick Sussek das Geschehen vorerst von der Tribüne des Max-Morlock-Stadions verfolgen.
Der FC Ingolstadt 04 nahm sich das Motto „weiße Weste“ zu Herzen und lief am Dienstagabend ganz in Weiß auf, während der „Club“ zur schwarzen Hose und dunkelrotem Trikot griff. Und die Brisanz des bayerischen Duells sollte bereits in der zweiten Minute deutlich werden: Robin Krauße foulte Mikael Ishak, woraus der erste Freistoß der Partie resultierte. Enrico Valentini legte sich den Ball zurecht, er entschied sich für die hohe Variante. Die Kugel landete halblinks an der Sechszehnerlinie, wo Adam Zrelak zwar zum Abschluss kam, aber knapp verpasste (2.). Die Offensive der Hausherren wirkte in den Anfangsminuten weiter aggressiv. Zwei Zeigerumdrehungen später brachte Valentini einen Freistoß erneut gefährlich gen Elfmeterpunkt. Dort kam Ishak an das Spielgerät und köpfte dieses an die Latte. Glück für den FCI (4.).
Demnach gingen die ersten Relegationsminuten klar auf das Konto der Franken, die Ingolstadt vorwiegend in deren Spielhälfte hielten. In der 9. Minute flankte Tim Handwerker von links in den Strafraum, Zrelak kam noch mit dem Kopf ran, doch keine Gefahr für Keeper Marco Knaller im Kasten der Donaustädter (9.). Anders 60 Sekunden später. Dieses Mal war es an Handwerker selbst, der aus knapp 25 Metern abziehen konnte – der 33-jährige Österreicher brachte gerade noch seine Finger dazwischen (10.). Es spielte nahezu nur der „Club“, die Schanzer wehrten sich und wirkten dabei oftmals einen Tick langsamer als der spritzige Gegner.
Dann eine kurze Unterbrechung der Begegnung: Nach einem Luftduell zwischen Ishak und Krauße, blieb der Nürnberger am Boden liegen und musste behandelt werden. Für den 26-Jährigen FCI-Mittelfeldakteur gab es hierfür die gelbe Karte. Kaum lief die Begegnung wieder, wurde es knifflig. Nach einem langen Ball des FCI blieb dieser in den Reihen des FCN bei Ishak hängen. Der Stürmer netzte ein, doch kein Grund um zu jubeln – denn Sascha Stegemann entschied berechtigterweise auf Abseits. Immer wieder wirbelte sich Valentini in den Strafraum des FCI und kam zu gefährlichen Flanken, doch Nico Antonitsch, Tobias Schröck und Co. konnten die finalen Abschlüsse vereiteln (20., 21.).
Was sich bereits angedeutet hatte, sollte in der 22. Minute wahr werden: Nürnbergs Hack spielte das runde Leder in Richtung des Ingolstädter Strafraums, wo Fabian Nürnberger bereits lauerte und den Ball mit Links wuchtig in die rechte Ecke hievte. Auch in den Folgeminuten machten sich die vielen, englischen Wochen bei der Truppe von Tomas Oral bemerkbar: So musste Maximilian Beister nach 30 Minuten mit Oberschenkelbeschwerden das Grün verlassen, führ ihn kam Frederic Ananou. Ganz bitter für die Schanzer, die bereits auf Stefan Kutschke verzichten mussten.
Nach gut 31 Minuten kombinierten sich die Schanzer erstmals in den FCN-16er, doch der Flachschuss von Kaya stellte keine Gefahr für Christian Mathenia im Gehäuse der Franken dar. Langsam fanden die Schanzer besser in die Partie, gewannen wichtige Zweikämpfe, jedoch kam Dennis Eckert Ayensa nicht mehr an die Kugel (37.). Dann wieder die Nürnberger mit Hack am Drücker, doch Schröck konnte den Angriff unterbinden und zur Ecke klären – diese blieb jedoch ungefährlich (40.). Ingolstadt probierte sich daraufhin mit einem Distanzschuss durch Maximilian Thalhammer, der knapp über den Querbalken von Mathenia segelte (44.). Was auf der einen Seite nicht gelang, wurde auf der Gegenseite bittere Realität: Nach einem Valentini-Einwurf verlängerte Zrelak per Kopf für Nürnberger, der an diesem Abend zum zweiten Mal für den „Club“ traf (45.).
Sascha Stegemann gab – wegen der Verletzungsunterbrechung – drei Minuten extra obendrauf, die für die Ingolstädter allerdings nichts einbrachten. Und so ging es mit einer 2:0-Führung der Clubberer in die Halbzeitpause.
Kehrte für Captain Kutschke in die Startformation der Schanzer: Dennis Eckert Ayensa (Foto: Bösl / KBUMM).
Keine Änderungen im Aufgebot der Schanzer mit Beginn der zweiten Halbzeit – und die Gäste sollten es auch sein, denen der erste nennenswerte Abschluss nach Wiederanpfiff gelang. Krauße zirkelte seinen Freistoß neben dem 16er nach innen, doch keiner seiner Jungs kam mehr an den Ball (48.). Tomas Oral schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, denn seine Truppe wirkte nun aufgeweckter, lediglich die Abschlüsse fehlten (50.). Parallel lauerten die Gastgeber aber auf Kontermöglichkeiten. So konnte Ishak aus 25 Metern abziehen, aber Knaller parierte sicher (54.). Drei Minuten später rückte der Torhüter wieder in den Mittelpunkt als Hack frei abziehen konnte – doch Knaller klärte wiederholt sicher.
Nach einer Stunde gelang den Ingolstädtern zwar immer mehr, doch wirklich Brandgefährliches war dennoch Mangelware. Erst zwei Minuten später (62.) tasteten sich die Jungs von Tomas Oral gen gegnerischen Strafraum, kein Nürnberger ging dazwischen und so konnte Kaya abziehen – es blieb allerdings beim 0:2-Rückstand der Gäste. Anders die Franken: Nürnberger war dem Hattrick nahe als Hack für ihn durchsteckte und Ersterer den Pfosten traf.
Die zweiten 45 Minuten waren deutlich kampfbetonter, was sich auch in den Reihen der Schanzer bemerkbar machte: So kassierte Eckert Ayensa für seinen hart geführten Zweikampf mit Mavropanos die gelbe Karte (72.). Nürnberg ließ nicht locker, drängte durch Handwerker und Co. auf den dritten Treffer, doch Tobias Schröck war zur Stelle. Dann wieder Handwerker, dessen Ball Knaller abwehren konnte. Allerdings kam Ishak noch ran und staubte ab. Der Freudentaumel wurde allerdings schnell zunichte gemacht, stand der Stürmer doch mit der Ferse im Abseits. Kein Tor für den FCN! (82.).
Lange hielt sich Tomas Oral mit weiteren Wechseln zurück und brachte in der 85. Minute den 20-jährigen Filip Bilbija für Fatih Kaya. In der 87. Minute kam der zweifache Torschütze zu spät gegen Paulsen, sodass es vor dem Strafraum eine perfekte Freistoßchance für Eckert Ayensa und Co. gab. Dieses Mal führte Ersatzkapitän Gaus aus, blieb aber hängen. Die Donaustädter steckten den Kopf aber nicht in den Sand und kämpften sich immer wieder nach vorne – auch in der dreiminütigen Nachspielzeit, die Tomas Oral für einen weiteren Offensivwechsel nutzte: Freddy Ananou musste runter, für ihn kam Jalen Hawkins (90 +1). Trotz aller Bemühungen blieb den Donaustädtern der Anschlusstreffer verwehrt. Demnach hieß es am Ende verdient 2:0 für den 1. FC Nürnberg.
Schon am Samstag (18.15 Uhr) gilt es das Ergebnis aus dem Max-Morlock-Stadion zu drehen, dann steht das Rückspiel im heimischen Audi Sportpark an. Auf geht’s, Schanzer!
FCI: Knaller – Gaus, Schröck, Antonitsch, Paulsen – Elva, Krauße, Thalhammer, Beister (30., Ananou; 90 + 1, Hawkins) – Kaya, Eckert Ayensa (85., Bilbija)
Tore: 1:0 (22., Nürnberger), 2:0 (45., Nürnberger)