Kurzweg: „Kein Schmankerl, doch das macht die Liga nur noch spannender!“
20. Januar, 2021 09.00 Uhr
fci.de: Servus Peter! Aufgrund deiner rustikalen Spielweise zu deiner Zeit beim TSV 1860 München eilt dir weiterhin dein Spitzname „Axt von Giesing“ voraus. Als Schanzer ging es nun gestern für dich gegen die Sechzger. Weiterhin eine emotionale Angelegenheit, im Grünwalder Stadion aufzulaufen?
Peter Kurzweg: Ja, auf jeden Fall! Geht’s gegen den TSV 1860 München, ist das für mich nach wie vor ein ganz besonderes Spiel. Immerhin habe ich ganze elf Jahre den Löwen auf der Brust getragen, was einen prägt. Also kann man schon sagen, dass ich den Verein ein Stück weit in meinem Herzen trage, gerade weil ich dort in meiner Jugendzeit sehr viel erlebt habe. Viele bekannte Gesichter sind es zwar nicht mehr, aber den einen oder anderen kennt man dann doch jahrelang, zum Beispiel den Zeugwart oder Torwarttrainer.
fci.de: Umso trauriger, dass an heimisches und auswärtiges Publikum weiterhin nicht zu denken ist…
Kurzweg: Natürlich war es so etwas ganz anderes. Denn normalerweise ist das Grünwalder bei so einem oberbayerischen Duell immer ausverkauft. Und unsere Fans und auch die Löwen-Anhänger pushen dich in so einem Spiel mehr denn je. Das fehlt einem schon, insbesonders als Spieler, der auf dem Platz steht. Nichtsdestotrotz gibt die derzeitige Corona-Situation leider nichts anderes her. Wir können deshalb nur hoffen, dass es bald besser wird.
fci.de: Kleiner Rückblick auf das gestrige Match, das leider nicht mit dem gewünschten Ergebnis zu Ende ging. Denn die Schanzer mussten eine ärgerliche 0:1-Niederlage hinnehmen.
Kurzweg: Richtig, wir hatten uns nämlich vorgenommen, dass wir mindestens einen Punkt aus München mitnehmen, wenn nicht sogar einen Dreier. Von Anpfiff an war es fußballerisch gesehen kein Schmankerl, sondern ein sehr kampfbetontes Spiel, in dem wir unsere Chancen hatten, die wir aber leider dieses Mal nicht nutzen konnten. Im Gegenzug hatte der Gegner aber gerade einmal zwei Möglichkeiten. Jedoch lässt sich ein Sascha Mölders so eine Situation selten durch die Lappen gehen, wenn er frei vor dem Kasten steht und abschließen kann. Dann haben wir zwar nochmal alles in die Waagschale geworfen, aber die Kugel wollte einfach nicht im Tor landen. Die knappe Niederlage ist natürlich im Moment bitter, aber an der Ausgangssituation hat sich ja nicht wirklich viel verändert: Wir sind noch immer Zweiter, nur der Abstand auf den Tabellendritten ist auf einen Punkt geschrumpft, was die Liga nur noch spannender macht.
fci.de: Stichwort „Englische Woche“, die nun vorrüber ist. Welches Fazit ziehst du nach drei Spielen und sechs eingefahrenen Punkten?
Kurzweg: Wenn du mit zwei Dreiern startest, hast du natürlich den Anspruch ein drittes Mal als Sieger vom Platz zu gehen. Nichtsdestotrotz sind wir in meinen Augen gut aus der Mini-Winterpause gestartet. Auf den Partien lässt sich auf jeden Fall aufbauen, da wir uns in puncto eigener Leistung sehr stabilisiert haben und immer besser geworden sind. Jetzt müssen wir gegen Uerdingen ein Tor mehr schießen als der Gegner, dann passt es auch schon wieder (grinst).
fci.de: Also kam die Niederlage zum „richtigen“ Zeitpunkt?
Kurzweg: Puh, im Prinzip gibt es nie eine Niederlage zur richtigen Zeit. Aber wir sind auch noch mittendrin in der laufenden Saison. Daher ist es für den Moment vollkommen egal, ob wir Erster oder Fünfter sind. Es gilt einfach so viele Zähler wie möglich zu holen, um oben dran zu bleiben – und das zu verbessern, was wir gegen die Löwen falsch gemacht haben. Heißt für die anstehenden Einheiten: Gas geben und am Sonntag wieder punkten!
fci.de: Welche Lehren ziehst du nun aus dem oberbayerischen Duell, um es gegen den KFC Uerdingen 05 (Sonntag, 15 Uhr) besser zu machen?
Kurzweg: Es war ein richtiges „Kampfspiel“ gegen einen Gegner in starker Form, von daher ist es auch schwer mit den beiden ersten Partien des Jahres vergleichbar. Gegen Uerdingen gilt es wieder die zweiten Bälle zu erobern und dann ruhiger auszuspielen. Ich denke auch, dass wir insgesamt noch sauberer und präziser spielen können. Am Ende geht es dann darum, dass wir uns wieder genügend Chancen erarbeiten und diesmal die Tore erzielen.
fci.de: Abschließend: Hinter dem KFC Uerdingen liegt eine turbulente Woche. Unserem Ligakonkurrenten droht – nach dem angekündigten Rückzug des Investors – eine ungewisse Zukunft. Beschäftigst du dich mit diesem Thema und siehst du es als Vorteil für die Schanzer?
Kurzweg: Man bekommt es aus den Medien mit und ich kann mir vorstellen, dass das mit den gegnerischen Spielern etwas macht, wenn man hört, dass alle Partien annuliert werden könnten und Jobs auf der Kippe stehen. Das ist sicher kein schönes Gefühl, aber auf uns sollte das mediale Geplänkel keine Auswirkungen haben. Davon abgesehen hat der KFC zuletzt trotzdem richtig gut gespielt. Für uns gilt: Wir bereiten uns ab Mittwoch wieder bestmöglich auf die Auswärtspartie vor und wollen sie unbedingt gewinnen!
fci.de: Danke dir, Pete!