„Irgendwann reifte als Kind der Wunsch Profi zu werden!“
19. Februar, 2018 12.00 Uhr
fci.de: Servus Marco, du bist nun seit einem halben Jahr Schanzer. Wie fällt dein erstes Zwischenfazit aus?
Marco Knaller: Mir geht’s gut und ich fühle mich sehr wohl. Ich bin von Anfang an gut aufgenommen worden in der Mannschaft. Als ich kam, war es natürlich keine einfache Situation, sowohl für mich als auch für die anderen: Ich musste mich erstmal hintenanstellen, was ich aus den letzten Jahren nicht unbedingt kannte. Darüber hinaus standen wir hinten drin und hatten von den ersten vier Partien drei verloren. Dann haben wir es geschafft uns von Woche zu Woche zu steigern und stehen glücklicherweise wieder ganz ordentlich da.
fci.de: Hast du dich gut eingelebt?
Knaller: Ingolstadt gefällt mir wirklich sehr gut. Wir haben ein schönes Haus in Etting in ruhiger Lage und meine Tochter hat einen tollen Kindergartenplatz gleich in der Nähe gefunden. Wir haben direkt Anschluss und Freunde gefunden, das war sehr wichtig für uns. So ein Umzug ist für ein Kind natürlich auch nicht ganz einfach.
fci.de: Ingolstadt gilt ja gemeinhin als familienfreundlich. Kannst du das bestätigen?
Knaller: Ja, absolut. In Etting grüßt jeder jeden auf der Straße und es fällt wirklich nicht schwer Anschluss zu finden, das erleichtert vieles.
fci.de: Was sind deine Lieblingsorte, hast du schon favorisierte Plätze oder Restaurants?
Knaller: Noch keine speziellen. Grundsätzlich schaue ich hier sehr gerne zum Eishockey beim ERC. Ab und zu gehe ich auch mit meiner Tochter in der Saturn-Arena Eislaufen. Ich bin ein großer Eishockey-Fan, verfolge auch die NHL in den USA und war früher selbst aktiv. Als Kind und Jugendlicher spielte ich sogar sehr viel, allerdings nicht im Tor. Aber ab einem gewissen Alter musste ich mich dann entscheiden. In Verbindung mit Fußball war dann beides mit dem jeweiligen Trainingsumfang nicht mehr zu vereinbaren.
Auf Erkundungstour mit Marco Knaller durch Ingolstadt.
fci.de: Hast du neben dem Eishockey noch weitere Hobbies?
Knaller: Als Österreicher natürlich Skifahren. Bis auf einige Tage um Weihnachten rum, war ich in der Freizeit eigentlich nur in den Bergen unterwegs, dabei bin ich meistens im Stubaital. Der größte Vorteil im Vergleich zum Eishockey ist, dass mit nicht gleich zwei Teams benötigt, sondern auch alleine oder mit meiner Tochter fahren kann.
fci.de: Du bist mittlerweil seit 2009 in Deutschland aktiv und kamst aus der Pfalz über die Kurpfalz nach Oberbayern. Wie hast du die bayerische Mentalität kennengelernt und gibt es deutliche Unterschiede zu den vorherigen Stationen?
Knaller: Sprachlich gibt es sicherlich ein paar Unterschiede. Hier in Oberbayern kann ich problemlos Dialekt sprechen, auch wenn ich den im Laufe der Jahre größtenteils sowieso verloren habe. Aber früher in Kaiserslautern hätte mich mit dem Wiener Dialekt niemand verstanden. Von der Mentalität gibt es für mich keine spürbaren Unterschiede. Allgemein würde ich die Bayern auf jeden Fall als offen und freundlich beschreiben, das gefällt mir sehr gut.
fci.de: Du bist ja Österreicher und in Villach geboren. Da fällt dir die Integration in Oberbayern nicht sonderlich schwierig oder?
Knaller: Genau, hier kann man auch typisch österreichische Wörter verwenden, das versteht dann jeder. Ein bisschen weiter nördlich wäre das dann schon schwieriger. (lacht)
fci.de: Du stammst aus einer klassischen Sportlerfamilie, dein Vater war Nationaltorwart, richtig?
Knaller: Genau. Mein Vater hatte sieben Geschwister, davon fünf Brüder. All meine Brüder haben mindestens in der zweiten österreichischen Liga Fußball gespielt, waren dementsprechend also Profis. Das ist natürlich schon eine witzige Geschichte. Mein Vater und ein Onkel, der Stürmer war, waren dabei aber die erfolgreichsten.
fci.de: War früh klar, dass also auch dein Weg in den Profifußball führen soll?
Knaller: Das war nicht von Anfang an klar, aber ich bin da natürlich ein Stück weit reingewachsen. Wir waren bei jedem Spiel und haben die Karriere hautnah verfolgt. Irgendwann reift dann als Kind der Wunsch auch Profi zu werden. Fußball war immer das Wichtigste und es gab nicht viel anderes , das ich im Kopf hatte. Wir haben direkt nach der Schule immer Fußball gespielt, wir sind nie wir müde geworden zu kicken.
fci.de: Und war somit auch deine Position im Tor familiär vorbestimmt?
Knaller: Nein, das nicht. Ich habe, bis ich zwölf war, auf dem Feld gespielt und danach auch noch viel gewechselt. Das war sicherlich ganz gut für meine Entwicklung, dass man nicht nur einen Blick auf das ganze Spiel hat. Irgendwann muss man sich dann aber entscheiden.
fci.de: Du hast selbst sieben U-Nationalspiele absolviert. War die A-Nationalmannschaft je ein Thema?
Knaller: Ja, das war schon immer ein Thema für mich. In den letzten Jahren weiß ich aber ehrlich gesagt nicht genau, woran es gelegen hat, dass es nie klappte. Es hat bei der U 20-Nationalmannschaft damals einen kleinen Konflikt gegeben, auf den ich aber nicht mehr unbedingt eingehen möchte. Seitdem wurde mir immer ein schweres Verhältnis zum ÖFB nachgesagt, was aber in der Realität nie der Fall war. Vor allem in den letzten zwei Jahren habe ich in der 2. Bundesliga konstant gute Leistungen gezeigt und hätte schon Möglichkeiten gesehen. Ich persönlich finde es schade, dass es nie zur endgültigen Einladung kam, doch ich muss das auch so akzeptieren.
fci.de: Hast du das Thema somit mittlerweile abgehakt?
Knaller: Nein, vielleicht kommt irgendwann doch noch die Chance. Das weiß man ja nie. Es wäre das Schönste für sein Land zu spielen und ich denke, dass ich mir eine Chance über die letzten Jahre auch verdient hätte.
Marco Knaller hat seinen Traum von der Nationalelf noch nicht aufgegeben.
fci.de: Kommen wir zurück zum Tagegeschäft: Der Saisonbeginn in Ingolstadt war turbulent, nach drei Spieltag wurde der Trainer gewechselt und nach dem ersten Saisonsieg gegen Fürth bist du zum Team gestoßen. Wie erlebst du deine erste Spielzeit bei den Schanzern?
Knaller: Wir haben sicherlich im Vergleich zu einem Klub wie Sandhausen mehr Druck. Hier ist natürlich eine andere Erwartungshaltung, vor allem, weil es um den Kampf um den Aufstieg geht. Aber wir haben hier auch viel Qualität im Kader, das ist brutal: Jeder von der Ersatzbank könnte ohne spürbare Qualitätsverluste spielen. Wir müssen als Team zusammenstehen, das ist das Wichtigste. Wenn wir das schaffen, können wir auch erfolgreich sein.
fci.de: Gutes Stichwort: Das Teamwork steht im Vordergrund. Ist das sicherlich eine deiner Stärken auf einer Position, bei der es nur eine „Nummer 1“ geben kann?
Knaller: Absolut. Es bringt ja auch nichts, wenn man da nicht miteinander redet oder sich aus dem Weg geht. Wir versuchen uns im Torwarttraining gegenseitig zu pushen und genauso würde ich es auch wollen, wenn ich spiele. Da gab es in meiner Karriere schon andere Konstellationen, aber hier arbeiten wir wirklich konstruktiv zusammen. Jeder kann vom anderen lernen und sich etwas abschauen.
fci.de: Wie leicht fällt es, aktuell die Nummer 2 zu sein?
Knaller: Es ist sehr schwer das zu akzeptieren, aber es bringt natürlich auch nichts, den Kopf hängen zu lassen. Entscheidend ist ja, dass man da ist, wenn man gebraucht wird. Daher versuche ich ständig Gas zu geben, um einfach da zu sein, wenn es soweit ist.
fci.de: Bisher kamst du lediglich in Testspielen zum Einsatz. Wann sehen wir dein erstes Pflichtspiel?
Knaller: Das kann ich natürlich noch nicht sagen. Ich hätte mir gewünscht, dass ich schon eines absolviert hätte, aber jetzt muss ich geduldig sein und abwarten. Es wird meine Chance kommen und dann will ich da sein.
fci.de: Die Konkurrenten um den Aufstieg aus Düsseldorf und Nürnberg scheinen derzeit ein Stück weit enteilt. Was muss passieren, um eines der Teams am Ende der Saison doch noch abfangen zu können?
Knaller: Auf die Teams sollten wir aktuell eigentlich überhaupt nicht schauen. Wir müssen unsere Spiele gewinnen und dann werden wir sehen, zu was es am Ende reicht. Entscheidend ist, dass wir endlich wieder konstant punkten.
fci.de: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg, Marco!