Goldenes Händchen, Giesinger Wampe, Grande Finale: 5 G’schichtn zum Löwen-Spiel

Fatih Kaya lässt Niklas Lang stehen (Foto: Bösl / KBUMM).

Goldenes Händchen, Giesinger Wampe, Grande Finale: 5 G’schichtn zum Löwen-Spiel

21. Mai, 2021 12.00 Uhr

Irgendwie ist und bleibt diese Drittligasaison verrückt: Nach zuletzt eher überschaubarer Punkt- und Torausbeute landeten die Schanzer am vergangenen Wochenende einen tollen Kantersieg beim MSV Duisburg, erzielten fünf Treffer im zweiten Durchgang und holten damit nicht nur den ärgsten Konkurrenten um den Relegationsplatz, die Münchner Löwen, nach deren Unentschieden auf den harten Drittligaboden zurück, sondern eröffneten sich mit dem höchsten Saisonsieg auch die erhoffte Chance, den Aufstieg in die zweite Liga in der eigenen Hand zu haben. Doch nun kommt es zum direkten Duell. Mehr „Finale dahoam“ geht nicht. Mit unseren fünf kleinen Geschichten zu diesem großen Spiel möchten wir Euch, liebe Fans, darauf einstimmen. Sie handeln diesmal von dahoam und ned dahoam, unersättlichen Löwen-Fans, dem goldenen Händchen des Tomas Oral, einer besonderen Wiederholung und natürlich … dem Sascha. Auf geht´s Schanzer – wir haben uns die 2. Liga redlich verdient!

Dahoam und ned dahoam

Egal welches Medium, welche Statistik, welche Auswertung man auch zu Rate zieht – am Ende steht immer das gleiche Ergebnis: Es wird eine ganz enge Kiste, ein ganz heißer Tanz am kommenden Samstag. Beispiel gefällig? Mit 10 Siegen, 4 Unentschieden und 4 Niederlagen stellen die Blauen aus München bei 34 Punkten nicht nur das zweitbeste Auswärtsteam, sie haben damit auch mehr Zähler eingesammelt als zu Hause. Die Auftritte im Grünwalder Stadion bringen den Löwen bei 8 Siegen, 8 Unentschieden und 3 Niederlagen insgesamt 32 Pluspunkte auf die Habenseite. Die Schanzer hingegen sind mit 12 Siegen, 5 Remis und nur einer einzigen Niederlage (41 Punkte) eine absolute Macht im Audi Sportpark. In der Gesamtbilanz nach 37 Spieltagen haben Stefan Kutschke & Co. im Vergleich genauso viele Niederlagen (7), jedoch einen Sieg mehr (19) und ein Unentschieden weniger (11) als der Konkurrent aus der Landeshauptstadt. Wie gesagt, es wird eine ganz heiße Kiste!

Die Löwen sind halt die Löwen

Die Vereinshistorie des TSV 1860 München ist reich an amüsanten Anekdoten und kuriosen Geschichten. Beispielsweise halten die Blauen bis heute den Rekord für das Zweitligaspiel mit der höchsten Zuschauerzahl: Am 15.08.1973 trafen in der damals zweitklassigen Regionalliga Süd die Sechziger und der FC Augsburg im Olympiastadion aufeinander. Das Zuschauerinteresse an jenem Himmelfahrtstag war so groß, dass noch nach Anpfiff Tausende Fans vor den Einlasstoren standen. Nachdem die Löwen bereits in der dritten Minute in Führung gingen, kletterten die Fans vor den Toren des Stadions über die Begrenzungszäune und verschafften sich Zutritt. Schätzungen der Zuschauerzahl reichen von 90.000 bis 100.000 – zugelassen waren rund 70.000. Eine weitere skurrile Geschichte: Ex-Präsident Karl Heckl feuerte 1984 den damaligen Trainer Bernd Patzke beim obligatorischen Wiesn-Besuch mit den Worten: „Prost Bernd, du bist entlassen!“ 

10.000 Löwen-Fans erlebten 1994 am dramatischen letzten Spieltag den Aufstieg ihrer Helden live im Meppener Stadion mit. Unter Trainer Werner „Beinhart“ Lorant war damit erstmals einem Verein der direkte Durchmarsch von der dritten in die erste Liga gelungen. Die Löwen-Anhänger kannten nach Schlusspfiff freudetrunken kein Erbarmen und entpuppten sich als nimmersatte Souvenirjäger. So wechselte nicht nur das satte und strapazierte Grün des Spielfeldes, sondern auch beide Tore komplett den Besitzer. Einer der Torpfosten soll noch heute im Garten des Vereinsheims eines bekannten Löwen-Fanclubs stehen.

Tomas und sein „goldenes Händchen“


Wechselte nicht nur gegen Duisburg erfolgreich ein: FCI-Trainer Tomas Oral (Foto: Bösl / KBUMM).

Es ist nicht gerade eine sensationell neue Nachricht, dass Trainer bei ihren Ein- und Auswechslungen ein wenig Glück und das notwendige Bauch- und Fingerspitzengefühl brauchen. Ein Blick auf die Auswirkungen der Personalwechsel in der laufenden Drittligasaison zeigt allerdings, dass Tomas Oral in dieser Hinsicht ein „goldenes Händchen“ besitzt. Mit insgesamt 136 Einwechslungen zeigt sich der 48-jährige nicht nur sehr aktiv, er beweist auch auffallend häufig ein „gutes Näschen“. Mit 10 Toren und 17 Torbeteiligungen belegen die Schanzer Joker in dieser Kategorie einen der Top-Plätze. Alleine gegen Duisburg sammelten Dennis Eckert Ayensa und Filip Bilbija zusammen ganze sechs (!) Torbeteiligungen. Das darf am Samstag beim Saisonfinale gerne wieder so gut funktionieren, auch wenn der einstige Jungschanzer leider gelbgesperrt fehlt!

Der Sascha

Nein, wenn es um die fünf Geschichten zum Spiel gegen die Münchener Löwen geht, kommt man an ihm einfach nicht vorbei: Leitwolf (-löwe), Kultfigur, Fanliebling, Torjäger, Topscorer und jetzt auch noch von Kapitänen, Trainer und Fans in der DFB-Abstimmung zum Spieler der Saison gekrönt – Sascha Mölders erfüllt im Fußballer-Rentenalter von 36 Jahren sämtliche Superlative. Ein Blick auf die Torjäger- oder Scorerliste belegt beeindruckend: Hinter Sascha kommt erst einmal lange nichts. 22 erzielte Treffer, dazu 9 Vorlagen – mit diesen Werten liegt der gebürtige Essener meilenweit vor der Konkurrenz. Gut zu wissen für die Schanzer Defensive dürfte sein, dass der Löwenkapitän bevorzugt sein linkes Bein für den Torerfolg nutzt: 12 seiner 22 Treffer erzielte Mölders mit diesem Körperteil, 6 mit dem Kopf und „nur“ 4 mit dem Rechten. Tomas Oral wird seine Defensivabteilung sicher auf die Schokoladenseite des Torjägers hinweisen. Apropos: Auch wenn ein Treffer per Bauch noch fehlt, hat sich der Routinier aufgrund eines kleinen Bäuchleins mit der „Wampe von Giesing“ quasi selbst in die Online-Fanshops befördert und sorgt sogar als Marke für Furore.

Finale oder Verlängerung?

Parallelen zum vergangenen Jahr lassen sich nicht von der Hand weisen: Auch in der Saison 19/20 duellierten sich diese beiden Clubs am 38. Spieltag, damals ließen die Schanzer in München nichts anbrennen und gewannen dank der Treffer von Maxi Beister und Dennis Eckert Ayensa sowie einer tadellosen Teamleistung mit 2:0. Um ein Haar feierten die Schwarz-Roten nach Abpfiff sogar unerwartet den direkten Aufstieg – doch ein später Elfmeterpfiff sorgte bekanntermaßen dafür, dass Würzburg jubelte und der FCI doch noch in die Relegation musste. Die Geschichte zeigt aber auch: Träumen ist erlaubt, liebe Fans! Also: Herausforderung annehmen, die eigenen Hausaufgaben erledigen und danach die Saison-Verlängerung annehmen. Und vielleicht liegt das Momentum dann ja sogar auf unserer Seite. Grüße gehen an der Stelle nach Lübeck, wo sich eine Trainer-Ära dem Ende entgegenneigt, Rolf Landerl und seine Jungs sich auf der bereits geplanten Rostocker Aufstiegsfeier jedoch sicherlich bestmöglich präsentieren wollen.