Glanz, Geisterspiele, Gier & Gewitter: 5 Geschichten zum Spiel gegen Bayern II

Fiete Arp (links) attackiert FCI-Spielgestalter Marc Stendera (Foto: Bösl / KBUMM).

Glanz, Geisterspiele, Gier & Gewitter: 5 Geschichten zum Spiel gegen Bayern II

09. April, 2021 09.00 Uhr

„Es sollte jeder von uns als persönliche Beleidigung auffassen, was wir alle zusammen gezeigt haben.“ Unser Kapitän Stefan Kutschke war sichtlich bedient, als er nach der Begegnung in Magdeburg um ein Statement gebeten wurde. Die Reaktion des Kapitäns war nachvollziehbar, doch der Blick aufs Tableau belegt auch: Es ist nichts Wesentliches passiert, was die Chancen der Schanzer auf die angestrebte Rückkehr in die Zweite Liga schmälert. Nach dem Unentschieden im Ostderby zwischen Dresden und Rostock spüren diese beiden Teams weiterhin den heißen Atem der Schwarz-Roten im Nacken. Nun also die kleinen Bayern – irgendwie eine Wundertüte. Der letztjährige Drittliga-Meister wird der Oral-Truppe am Samstag im Audi Sportpark (Anpfiff: 14 Uhr) sicherlich alles abverlangen – schließlich hat die „Mia-san-Mia-Mentalität“ nichts mit der Spielklasse, sondern nur mit dem Wappen auf der Brust zu tun. Mit unseren fünf kleinen Geschichten wollen wir Euch, liebe Fans, auf dieses Kräftemessen einstimmen. Sie handeln diesmal unter anderem von neuem Glanz an der rot-weißen Seitenlinie, einer Herkulesaufgabe, Geisterspielen und einer schwer ausrechenbaren Rechenaufgabe. Auf geht´s Schanzer – die Festung Audi Sportpark bleibt weiter uneinnehmbar.

Glanz an der Seitenlinie
War es in der vergangenen Saison noch der klangvolle Name Hoeneß, der den Neuling FC Bayern München II mit einem sagenhaften Schlussspurt zur Meisterschaft führte und der Sebastian Hoeneß schließlich zu einem Engagement in der 1. Liga bei der TSG Hoffenheim verhalf, so ist es ab diesem Wochenende Martin Demichelis, der internationalen Glanz an der Bayern-Seitenlinie verbreitet: 51 Länderspiele absolvierte der ehemalige Defensiv-Allrounder für sein Heimatland Argentinien. Der 40-jährige schnürte in seiner aktiven Karriere für so bekannte Clubs wie River Plate Buenos Aires, Atletico Madrid oder Manchester City die Fußballschuhe und war 174-mal für den FC Bayern München (2003 bis 2010) im Einsatz. Seit 2019 zeichnet sich der viermalige Deutsche Meister für die U 19 der Roten aus der Landeshauptstadt verantwortlich. Nach der unglücklichen Heimniederlage der „Zweiten“ am vergangenen Samstag gegen Lübeck wurde Demichelis nun zusammen mit dem ehemaligen Bundesliga-Kicker und aktuellem U 17-Trainer der Bayern, Danny Schwarz, zum Chefcoach der „Reserve“ berufen. Diese Rochade war erst zur neuen Saison geplant, wurde nun aber aufgrund des zu erwartenden Saisonabbruchs im Jugendbereich vorgezogen. „Abstiegsgespenst vertreiben“ lautet der klare Auftrag für das Duo. Denn das hat sich nach nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen und zuletzt vier Pleiten in Folge an der Säbener Straße ziemlich breit gemacht.

Herkulesaufgabe U 23
Wie groß die Herausforderung für den Trainer einer U23-Mannschaft eines Vereins ist, stellte in der laufenden Spielzeit Holger Seitz fest. Der bisherige Chefcoach der „kleinen Bayern“, gleichzeitig Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Münchener, musste beim Noch-Drittligameister nicht nur 18 Abgänge verkraften und zwölf Zugänge integrieren, als „Zulieferer“ für Hansi Flick war er auch häufig zu kurzfristigen Umstellungen und ausdauernder Improvisationskunst gezwungen. Wahrlich eine Herkulesaufgabe. Stammformation? Fehlanzeige! Insgesamt 35 Spieler (darunter so klangvolle Namen wie Jamal Musial, Joshua Zirkzee oder Fiete Arp) kamen bei der „Zweiten“ an den bisher 30 Spieltagen zum Einsatz – so viel wie bei keinem anderen Verein der 3. Liga. Zum Vergleich: Tomas Oral schickte bislang 26 Spieler aufs Feld. Mit 21,4 Jahren weisen die „kloanen Bayern“ (logischerweise) den geringsten Altersschnitt eines Teams in Liga 3 aus. Auch der FC Ingolstadt 04 baut bekanntlich stark auf die eigene Nachwuchsabteilung. Der Altersschnitt liegt aufgrund einiger erfahrener Säulen zwar bei 25,1 Jahren, nimmt man den Bayern-Nachwuchs raus, so sucht beim FCI der Anteil an NLZ-Spielern in den eigenen Reihen jedoch seinesgleichen bei den Liga-Konkurrenten.

Geisterspiele
Der 30. Mai 2020 war für die Dritte Liga ein ganz besonderer Tag: Nach rund dreimonatiger Unterbrechung aufgrund des ersten Lockdowns wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen. Die Schanzer empfingen zu diesem Geisterspiel den FC Bayern München II. Die Atmosphäre war neu und gewöhnungsbedürftig – auch für Chefcoach Tomas Oral, der nach seiner Rückkehr erstmals wieder an der Seitenlinie stand. Der Neuling und spätere Meister aus der Landeshauptstadt lag vor diesem 28. Spieltag noch auf Rang sieben, der FC Ingolstadt 04 war Fünfter. Die kleinen Bayern erwischten den besseren Start und gingen bereits in der vierten Minute in Führung, welche Marcel Gaus kurz vor dem Halbzeitpfiff ausglich. Die Heimelf zeigte eine gute zweite Hälfte, musste allerdings in der 88. Minute den unglücklichen Treffer zur 1:2-Niederlage hinnehmen.


Dennis Eckert Ayensa machte 2019 gegen den FCB II sein zweites Pflichtspiel im FCI-Dress. Dreimal traf er seitdem gegen die Bayern-Reserve – dieses mal fehlt er verletzungsbedingt (Foto: Bösl / KBUMM).

Weit besser lief es für Stefan Kutschke und Co. beim pandemiebedingt ebenfalls zuschauerlosen Hinspiel der laufenden Saison am 25. November vergangenen Jahres im Grünwalder Stadion. Zwar gerieten die Schanzer erneut nach nur wenigen Minuten mit 0:1 ins Hintertreffen, konnten aber nach einer halben Stunde durch Caniggia Elva den verdienten Ausgleich erzielen. Der eingewechselte Dennis Eckert-Ayensa hatte im zweiten Durchgang maßgeblichen Anteil, dass der FC Ingolstadt 04 als Sieger die Heimreise antrat. Erst versenkte er eine Heinloth-Flanke wuchtig per Flugkopfball, dann legte der quirlige Stürmer kurz vor Schluss für Maxi Beister auf, der trocken zum 3:1-Endstand einnetzte.

Schwer ausrechenbar
Ein Kennzeichen „schwerer Ausrechenbarkeit“ einer Fußballmannschaft ist die Anzahl der Torschützen im Laufe einer Saison. Etwas überraschend Rang 1 dieser Statistik belegt aktuell der MSV Duisburg. 18 unterschiedliche Spieler zeichneten bislang für die 40 erzielten Treffer verantwortlich. Ebenfalls ganz „schwer ausrechenbar“ ist unser FC Ingolstadt 04, der mit 16 verschiedenen „Erfolgreichen“ den Zebras dicht auf den Fersen ist. Zusammen mit dem 1. FC Saarbrücken belegt der kommende Gegner FC Bayern München II in dieser Skala einen guten Rang fünf. 14 unterschiedliche Namen musste der Stadionsprecher bei beiden Teams nennen, um alle Goalgetter aufzuzählen. Was uns aktuell keiner nachmacht: Mit Fabijan Buntic führen wir auch einen Keeper unter den Torschützen…

Jetzt anpacken und festmachen
„Wir sind oben dabei und wollen die Situation jetzt so anpacken, dass wir am Ende der Saison einen der ersten Plätze für uns festmachen“, zeigte sich FC-Chefcoach Tomas Oral kämpferisch und zuversichtlich für die letzten acht noch anstehenden Spiele. Zuversichtlich stimmen ihn die hervorragende Körpersprache und die Gier seiner Mannschaft. „Die Elf wird sich am Samstag so präsentieren, wie wir es zu Hause von ihr gewohnt sind“, so der Trainer weiter, der auch einräumt, dass eine gezielte taktische Vorbereitung aufgrund des Trainerwechsels beim Gegner kaum möglich ist. Natürlich wäre Oral nicht Oral, hätte er nicht ein wachsames Auge auf die kleinen Bayern geworfen: „Das ist der stärkste Kader dieser Altersklasse mit unheimlich guten Talenten und zudem eine sehr spielstarke Mannschaft.“ Deshalb werde sein Team „alle Tugenden reindonnern“, um zu gewinnen. Wir freuen uns auf dieses aufziehende Gewitter, das sich am Samstag entladen wird!