Gemeinsamkeiten und „Vollpfosten“: Fünf Geschichten zum Spiel am Höhenberg
10. Oktober, 2020 09.00 Uhr
Dauerbrenner
Er ist zweifelsfrei die Trainerikone der Liga. Am 7. März dieses Jahres stand Pavel Dotchev beim 2:1-Sieg seiner Viktoria gegen Preußen Münster bereits zum 237. Mail an der Seitenlinie eines Drittligisten und ist seither Rekordtrainer. Der 1965 in Sofia geborene ehemalige Verteidiger verbrachte die längste Zeit seiner Spieler- und Trainerkarriere in Deutschland. Ganz eng verbunden ist der Name Dotchev mit dem SC Paderborn, bei denen der heute 55-jährige von 1995 bis 2003 als Aktiver unter Vertrag stand und während der Saison 2002/03 vom Spielfeld auf den Trainerstuhl wechselte. 2005 gelang ihm mit den Paderbornern der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Trotz seiner erfolgreichen Arbeit wurde sein zum Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert, was von den Spielern und Fans des SCP mit heftigen Protesten quittiert wurde. Ab 2005 war Pavel Dotchev Trainer beim Regionalligisten FC Rot-Weiß Erfurt. Dort konnte er den freien Fall von der 2. Bundesliga in die Amateur-Oberliga verhindern und die Mannschaft stabilisieren. In Erfurt besaß er einen Vertrag bis 2008, mit der Option auf Vertragsverlängerung bis 2009 im Falle der Qualifikation für die neue 3. Liga. 2007 wurde Dotchev zum Trainer des Jahrhunderts des SC Paderborn 07 gewählt in selben Jahr erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Weitere Stationen bei Drittligisten waren: SV Sandhausen, Preußen Münster, FC Erzgebirge Aue und Hansa Rostock. Am 1. Juli letzten Jahres übernahm der 24-malige bulgarische Nationalspieler den damaligen Aufsteiger FC Viktoria Köln.
Die fairsten Fans
In den meisten Fällen sind es nur ganz wenige unter Deutschlands Millionen Fußballfans, die sich nicht an die Stadionregeln halten. Trotzdem kann diese Minderheit ganz schön „ins Geld gehen“: Pyrotechnik, bengalische Feuer, beleidigende Transparente – um nur einige Beispiele zu nennen – haben schon manchem Verein das Festgeldkonto geschmälert. In der vergangenen Drittligasaison war es Hansa Rostock, das mit knapp 58.000 Euro Strafe bei zehn geahndeten Vorfällen am tiefsten in die Tasche greifen musste. Auch die „Anhänger“ von Eintracht Braunschweig (knapp 40.000 Euro), Waldhof Mannheim (36.000 Euro), Carl Zeiss Jena (33.000 Euro) und des TSV 1860 München (31.400 Euro) kosteten den Kassenwarten nicht nur Nerven sondern auch bare Münze. Vorbildlich hingegen die Fangemeinden des FC Ingolstadt 04 und des FC Viktoria Köln. Beide Vereine zahlten ebenso wie die SpVgg Unterhaching null Euro in die DFB-Strafkasse.
Tor des Monats-Doppelpacker
Nein, wir sprechen an dieser Stelle beim Thema „Tor des Monats“ nicht über Lukas Podolski, der dieses Kunststück insgesamt zwölfmal fertigbrachte und auch nicht über Jürgen Klinsmann, der mit sieben Traumtoren hinter „Prinz Poldi“ rangiert, sondern über … Marcel Risse. Der gebürtige Kölner, der in der aktuellen Saison vom großen FC an die Viktoria ausgeliehen ist, schaffte es bislang als Einziger, an zwei aufeinanderfolgenden Monaten den jeweils schönsten Treffer zu erzielen. Sowohl im Oktober als auch im November 2016 überzeugte Risse die abstimmenden Fans mit seiner unglaublichen Schussgewalt. Aus jeweils großer Distanz netzte er kurz angetippte Freistöße in den oberen rechten Torwinkel ein, dass die heimischen Greenkeeper das dumpfe Gefühl nicht loswurden, das Netz habe irreparablen Schaden erlitten. Die beiden Treffer glichen sich übrigens wie ein Ei dem anderen. Der „Novembereinschlag“ wurde sogar zum „Tor des Jahres 2016“ gewählt. Damit nicht genug! Im Juni 2018 erzielte der Rechtsfuß gegen den FSV Mainz 05 seinen dritten Treffer des Monats. Man ahnt es liebe Fans – es war erneut ein angetippter Freistoß aus über dreißig Metern in den rechten Torknick. Schön war´s, braucht es aber kein drittes Mal und erst recht nicht am Sonntagnachmittag.
Vollpfosten
Es geschah am 13. November 2011 auf der Heimfahrt eines Viktoria-Fanbusses vom Auswärtsspiel bei der SpVgg Velbert: Das Transportgefährt touchierte unüberhörbar einen Begrenzungspfosten. Dieses Ereignis nahmen acht Anhänger der Kölner kurzerhand zum Anlass, den ersten Fanclub des FC Viktoria Köln 1904 e.V. zu gründen. Beinahe logisch, dass sich das neue Kollektiv den Namen „Die Vollpfosten“ gab.
Kurioses Nicht-Tor – Ersatzspieler klärt auf der Linie
Es war angerichtet: Im April 2012 stand Viktoria Köln mit einem Riesenvorsprung kurz vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Um die große Aufstiegssause gebührend begehen zu können, war man zum vermeintlich entscheidenden Spiel gegen den KFC Uerdingen extra ins Müngersdorfer umgezogen. Doch es kam ganz anders: Kurz vor Schluss lag der souveräne Tabellenführer 2:3 in Rückstand, als ein Schuss der Uerdinger Richtung leeres Tor der Heimelf kullerte. Der neben dem Torpfosten verweilende Viktoria-Auswechselspieler Andreas Moog rannte aufs Feld und klärte die Gefahrensituation in souveräner Manier. Moog sah Rot (die richtige Entscheidung wäre im Übrigen Gelb gewesen), den Schiedsrichterball überließen die Kölner Spieler dann mit absolutem Fair-Play und ohne Gegenwehr den Uerdingern, die den 2:4-Endstand erzielten. Ende gut, alles gut – Viktoria stieg am Ende als NRW-Meister trotzdem in die Regionalliga auf.