„Die Null“, gutes Gespür und ein armes Schwein: Fünf Geschichten zum Spiel gegen Mannheim
23. Juni, 2020 09.00 Uhr
Die Null muss stehen – und sie steht!
Es ist ein Novum in der Drittligahistorie des FC Ingolstadt 04. Seit nunmehr vier Spieltagen in Folge mussten die Schanzer kein Gegentor mehr hinnehmen. Die Sturmreihen aus Chemnitz, Münster, Braunschweig und Zwickau mühten sich vergeblich, das Leder im FCI-Netz zu versenken. In der laufenden Saison gelang dies neben Stefan Kutschke und Co. nur noch der SpVgg Unterhaching. Aber damit nicht genug! Keeper Fabijan Buntic hielt seinen Kasten in der laufenden Spielzeit insgesamt elfmal sauber. Getoppt wird dies aktuell nur von Hachinger Torhüter Nico Mantl. Noch …
Auswärts hui
Mit dem SV Waldhof Mannheim gibt am Mittwochabend die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga ihre Visitenkarte im Audi Sportpark ab. 32 ihrer insgesamt 54 Punkte sammelten die Blau-Schwarzen auf fremden Plätzen – acht Siege, acht Unentschieden und nur eine Niederlage lautet die Bilanz der Kurpfälzer. Auf Rang zwei dieser Statistik ist übrigens der FC Ingolstadt 04 mit ebenfalls acht Siegen, fünf Unentschieden und vier Niederlagen zu finden. Zuletzt ging der Auswärtsexpress der Waldhöfer allerdings etwas vom Gas – 0:0 in Unterhaching und eine deutliche 0:3-Niederlage in Halle lauteten die Ergebnisse, die den seit sechs Spielen ungeschlagenen Schanzern durchaus Hoffnung auf den so wichtigen Heimdreier machen.
Feines Gespür
Schanzer-Coach Tomas Oral beweist neben seinen allseits bekannten und berüchtigten Motivationskünsten auch sehr viel Feingefühl und eine gute Intuition. Mittelfeldregisseur Maximilian Beister zeigte schon gegen Braunschweig eine ansprechende Leistung, war aber dann wenige Tage darauf in Zwickau mit zwei Torvorlagen und einem Treffer der mitentscheidende Spieler auf dem Feld. Dabei hatte der 29-Jährige zuvor viermal in Folge überhaupt nicht mitgewirkt. Im Fall von Fatih Kaya hätten viele Trainerkollegen wohl auf einen Einsatz des Youngsters verzichten, um ihr Talent „aus der Schusslinie“ zu nehmen. Nicht so Oral: Gegen Braunschweig als Einwechselspieler nach einer vergebenen Großchance in der Schlussphase noch der Pechvogel der Partie, schickte der Trainer den 20-jährigen Stürmer am vergangenen Sonntag schlichtweg von Beginn an aufs Feld. Und dieser „dankte“ es ihm mit dem wichtigen Führungstreffer und einer super Torvorlage auf Maxi Beister.
Armes Schwein
Seit der Erstbundesligazugehörigkeit des SV Waldhof Mannheim von 1983 bis 1990 besteht eine extreme Abneigung zwischen den Anhängern der Kurpfälzer und denen des nur rund 60 Kilometer entfernten 1. FC Kaiserslautern. Die gegenseitige Geringschätzung beider Lager führt bei so manchem irrgeleiteten „Fan“ immer wieder zu sinnfreien Aktionen, die weit über das Ziel hinausschießen. Beispiel gefällig? Wenige Tage vor dem Hinspielderby am 1. September vergangenen Jahres kidnappten vermeintliche Lauternfans ein ausgewachsenes Schwein, besprühten es mit Schmähparolen gegen den SVW und dessen Anhänger und ketteten das Haustier in der Nähe des Mannheimer Carl-Benz-Stadions an einen Zaun. Was für eine Sauerei! Das Entführungsopfer wurde noch am gleichen Tag völlig verstört, dehydriert und geschwächt in die sichere Obhut des Tierheimes Frankenthal gebracht und auf den Namen „Lotta“ getauft. Glücklicherweise ist Lotta bis heute wohlauf, fühlt sich sauwohl und wird auch nicht geschlachtet. Fanclubs beider Vereine riefen nach dem Vorfall zur einer Spendenaktion für die Schweinedame auf und finanzieren damit deren Lebensabend. Das „Schweine-Kidnapping“ war im Übrigen wohl eine Gegen- bzw. Revancheaktion. Wenige Tage vor Lottas Tierqualen hatten „Anhänger“ der Mannheimer Schweineköpfe vor dem Ludwigshafener Südweststadion abgelegt und mit einem dort platzierten Banner Drohungen gegen Fans der „Roten Teufel“ ausgesprochen. Nicht ganz SAUber – kann man da nur konstatieren…
Zuschauerrekord
Der SV Waldhof Mannheim, 1907 als Arbeiterverein gegründet, hat in seiner langen Geschichte viele Erfolge, aber auch viele Tiefen erlebt. Nach dem Höhenflug von 1983 bis 1990, als die „Waldhof-Buben“ mit ihrer Jugend und Unbekümmertheit zeitweise die Erste Liga aufmischten, ging es in der Folgezeit vor allem aus finanziellen Gründen langsam aber stetig bergab mit den Blau-Schwarzen. Der Tiefpunkt wurde 2010 erreicht, als der Traditionsverein vom DFB keine Lizenz für die Regionalliga erhielt und sich fünftklassig in der Oberliga Baden-Württemberg wiederfand. 2010/11 stieg der Verein erneut in die Regionalliga auf. Erst am vorletzten Spieltag gelang es, den seit Saisonbeginn an der Spitze stehenden FC Nöttingen vom ersten Tabellenplatz zu verdrängen. Am letzten Spieltag trennten die beiden Konkurrenten lediglich zwei Punkte in der Tabelle. Im entscheidenden Spiel gegen den FV Illertissen traten die Akteure dabei vor einer Rekordkulisse an: 18.313 Zuschauer verfolgten das Fernduell im Carl-Benz-Stadion in Mannheim. Es war die höchste Zuschauerzahl, die jemals bei einem Fünftligaspiel in Deutschland erreicht wurde. Der SVW gewann das Spiel mit 6:0, während der FC Nöttingen zuhause verlor.