„Die Bundesliga ist für uns eine besondere Herausforderung“
04. Februar, 2017 16.00 Uhr
Gärtner: Wir haben einige Gespräche geführt und bei Maik Walpurgis schnell die Überzeugung gewonnen, dass er die nötigen Qualitäten, Kraft und Kompetenz mitbringt, gemeinsam mit seinem Trainerteam der Mannschaft neuen Mut einzuhauchen. Die Punkteausbeute bisher gibt uns eine gute Chance, den Traum Bundesliga über den Sommer hinaus weiterleben zu können. Dafür benötigen wir mutige, konzentrierte und konsequente Auftritte über 90 Minuten und darüber hinaus.
fci.de: Zum Thema Unterstützung, Herr Spitzauer, fällt auf, dass immer mehr Fans in Ingolstadt und der Umgebung Farbe bekennen und Schwarz-Rot tragen. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Zuspruchs und zeigt sich dieser auch im Bereich Merchandising.
Franz Spitzauer: Unser sportlicher Erfolg führt natürlich zu steigender Begeisterung für den FCI – Schritt für Schritt. Wir verzeichnen vor allem bei Kindern und Jugendlichen einen großen Zulauf. Die Kids identifizieren sich mit "ihren Schanzern". Das macht uns sehr stolz! Aber auch mit den mittleren und älteren Jahrgängen konnten wir die Identifikation steigern. Dass dieser Vorgang Zeit benötigt, ist im Wachstum eines Vereins ganz normal. Natürlich wollen wir auch, dass das Bild im Ingolstädter Alltag immer mehr durch den FCI geprägt wird. Unsere teilweise schon außergewöhnlichen Merchandising-Artikel kommen bei den Fans sehr gut an. Aber auch hier werden wir die Dinge weiter vorantreiben und uns stetig weiterentwickeln.
fci.de: Ein Reporter sprach im Kontext mit dem FCI unlängst vom kleinen, gallischen Dorf, dass sich in der Premierensaison sensationell in der Bundesliga behaupten konnte – und jetzt in der Rückrunde eine realistische Chance hat, das Kunststück Klassenerhalt zu wiederholen. Finden Sie sich darin wieder?
Gärtner: Das kann man stehen lassen, denn angesichts der Voraussetzungen war es wirklich sensationell, dass wir nach dem Bundesliga-Aufstieg entgegen aller negativen Prognosen souverän den Klassenerhalt im letzten Sommer geschafft haben. Wir haben es ja schon ein paarmal gesagt: Für uns ist die Bundesliga eine besondere Herausforderung und immer wieder ein Traum, den wir gemeinsam zur Realität haben werden lassen. Das sollte uns immer bewusst sein – es ist nicht selbstverständlich, dass in Ingolstadt Bundesliga-Fußball gespielt wird. Und: Wenn wir uns aber auf unsere Stärken besinnen und so wie in der Vergangenheit weiter zusammenstehen, dann können wir auch in diesem Jahr wieder Historisches leisten, erneut Bundesliga-Geschichte schreiben und im Mai den Klassenerhalt feiern.
fci.de: Trotz Ehrgeiz, Einsatzbereitschaft, Leidenschaft, Kostenbewusstsein: Dem FCI stehen im ligaweiten Vergleich gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98 die geringsten finanziellen Mittel zur Verfügung. Soll die Strategie der Internationalisierung bei den Schanzern vorangetrieben werden, weil der regionale und nationale Markt nahezu ausgeschöpft ist?
Spitzauer: Diese Medaille hat zwei Seiten. Zum einen sind wir sehr dankbar über die bestehenden Partnerschaften im Bereich Sponsoring und Vertrieb. Wir blicken hier stolz auf viele langjährige und starke Verbindungen in Ingolstadt, der Region und auch darüber hinaus. die uns auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben haben, um im Spitzenfußball mitmischen zu können. Dass dabei sogar der Aufstieg in die Bundesliga herausgesprungen ist, kann nicht hoch genug bewertet werden. Auf der anderen Seite haben wir die Verpflichtung, auch über unseren Tellerrand zu schauen und neue Märkte und damit neue Partnerschaften zu erschließen.
Gärtner: Die Gedankenspiele, den FCI auch einem internationalem Publikum und potentiellen Partnern nahezubringen, existieren schon länger. Den „Aufschlag“ haben wir quasi im vergangenen Sommer gemacht, um erste Kontakte in China zu knüpfen und den FC Ingolstadt 04 dort durch die Ausrichtung eines Camps der Audi Schanzer Fussballschule zu positionieren. Insgesamt fünf Tage wurden in Kooperation mit Audi China über 100 Kinder am Rande des Pekinger Olympiastadions von acht lizensierten deutschen Übungsleitern trainiert – ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten! Wir sind und bleiben uns unserer Wurzeln bewusst. Aber wir wollen langfristig auch überregional und international in das Bewusstsein der Fußball-Fans gelangen.
fci.de: Auch, weil nur so langfristig Spitzenfußball in Ingolstadt angeboten werden kann?
Gärtner: Unsere familiäre Vereins-Philosophie bzw. unser Zusammenhalt, bestenfalls ein Wissensvorsprung und damit schnellstmöglicher Zugriff bei Transfers, um der Konkurrenz voraus sein zu können, all das ist aktuell unser Faustpfand. Genauso wie kurze Entscheidungswege in allen Gremien. Aber: Um auf höchstem Niveau perspektivisch mithalten zu können, müssen wir auf dem hart umkämpften Sportmarkt neue Möglichkeiten finden und neue Wege gehen.
Spitzauer: Richtig. Denn mit dem sportlichen Kräftemessen geht ein knallharter, wirtschaftlicher Wettkampf einher. Diese Entwicklung müssen wir berücksichtigen, um im Wettbewerb bestehen zu können und den Verein für die Zukunft langfristig auf stabile Beine zu stellen.
fci.de: Blicken wir auf ein anderes Thema: Abseits des Platzes, Herr Spitzauer, machten die Schanzer vor allem auch im sozialen Bereich von sich reden. Was steckt hinter diesen Bemühungen der Initiative „Schanzengeber“?
Franz Spitzauer: Unser Verein wird Schritt für Schritt populärer, bekannter und wächst jeden Tag. Damit geht natürlich auch eine große soziale Verantwortung einher, der wir gerecht werden wollen. Viele Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene schauen auf den FC Ingolstadt 04. Somit erreichen wir sehr viele Menschen und wollen als gutes Beispiel und Vorbild vorangehen. So können wir in unserer Region und vielleicht auch ein Stück weit darüber hinaus mit unseren nachhaltigen Aktionen im Bereich „SchanzenGleichheit“, „SchanzenVerbesserung“ und „SchanzenVerwertung“ etwas Gutes tun und Mehrwerte schaffen. Wir würden uns freuen, wenn wir so viele Menschen wie möglich erreichen. Übrigens haben wir vor etwa drei Wochen unseren Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, dort findet man all diese Projekte und Bestreben zusammengefasst.
fci.de: Die Arbeit mit jungen Talenten ist im Sinne der Nachhaltigkeit sicherlich auch eine wichtige Komponente. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Nachwuchsleistungszentrums und wo soll die Reise der Jungschanzer in Zukunft hingehen?
Harald Gärtner: Die Strategie im NLZ sieht vor, dass wir uns auf Sicht in den höchsten Ligen etablieren und sich dort unsere Talente bestenfalls so entwickeln, dass sie eines Tages im Profibereich ankommen und unsere Lizenzmannschaft verstärken. In der Wintervorbereitung haben Giuseppe Leo, Ryoma Watanabe und Max Thalhammer aus der U 23 sowie Lukas Gerlspeck aus der U 19 bei den Profis mittrainiert, das zeigt die Durchlässigkeit in den Bereichen. Die U 19 spielt in der A-Junioren-Bundesliga, dort soll die U 17 auch so schnell wie möglich ankommen. Wir haben sechs Junioren-Nationalspieler in unseren Reihen und unser Nachwuchsleistungszentrum ist mit drei Sternen zertifiziert. Unter dem Strich befinden wir uns auf einem guten Weg, haben aber – wie in jedem Bereich – noch Steigerungspotenzial und sind ambitioniert und ehrgeizig genug, um diese Ziele mit Hochdruck zu verfolgen.
fci.de: Vielen Dank für das interessante Gespräch!