Die 23 als Glückbringer
20. Februar, 2021 11.12 Uhr
Der FC Ingolstadt bastelt weiter an einem schlagkräftigen Kader für die auf Anfang März festgelegte Fortsetzung der Fußball-Zweitliga-Saison und sicherte sich in der Winterpause die Dienste der kroatischen Nationalspielerin Ivana Slipcevic.
Die Mittelfeldspielerin lief zuletzt für den Regionalligisten SC Freiburg II auf.
Die 22-Jährige kam im Alter von vier Jahren nach Deutschland, zwei Jahre später schnürte sie zum ersten Mal ihre Fußballschuhe. Papa Slipcevic, selbst Fußball-Profi in Bosnien, vererbte sein Talent offenbar an die Tochter, auch ihr sieben Jahre älterer Bruder begeisterte sie für den Sport. Bis zur C-Jugend kickte das Talent bei den Jungs des FC Hertha München, bevor sie sich bis zur B-Jugend den Junioren des FC Croatia München anschloss.
„Länger durfte ich ja leider nicht bei den Jungs mitspielen, deshalb bin ich 2012 zu den U17-Juniorinnen des FC Bayern München gewechselt“, erzählt die gelernte Offensivkraft. Schnell erkannte man die Fähigkeiten des Teenagers, Einsätze in der 2. Mannschaft und sogar im Bundesliga-Team der Bayern folgten: „Mein Erstliga-Debüt hatte ich 2017 gegen Leverkusen“, erinnert sich Ivana Slipcevic, die beim FCB eine „komplett andere Spielweise als bei den Jungs“ kennenlernte. „Von den erfahrenen, technisch sehr gut ausgebildeten Spielerinnen habe ich einiges mitgenommen, vor allem seit ich bei der 1. Mannschaft mittrainieren durfte. „
Dennoch hat es nicht ganz gereicht, um sich im Bundesliga-Kader der Bayern zu etablieren. Warum? „Damals steckte ich mitten in meiner Ausbildung. Nach dem Vollzeitjob fuhr ich direkt ins Training – mit öffentlichen Verkehrsmitteln, denn einen Führerschein hatte ich noch nicht. So war ich immer von sechs bis 22 Uhr unterwegs. Das zehrt an den Kräften, ich konnte nicht immer die volle Leistung abrufen“, erklärt die Wahl-Münchenerin, die im Einkauf einer Oberhachinger Firma tätig ist. Der nächste Karriereschritt führte die gebürtige Kroatin in die USA, ans ASA College in Miami: „Das war eine super Erfahrung und ich habe viele neue Leute kennengelernt. Der Spielstil und die Taktik in Amerika sind völlig anders, man legt sehr viel Wert auf Ausdauer. Besonders cool war, dass der Frauenfußball dort einen ganz anderen Stellenwert hat. Bei den Matches waren die Stadien immer voll und die Stimmung super, das war eine tolle Zeit“, beschreibt Slipcevic ihren USA-Aufenthalt, den sie nach zehn Monaten aufgrund einer schweren Verletzung abbrechen musste. „Ich habe mir einen Kreuzbandriss sowie einen Meniskusanriss zugezogen. Weil ich die Operation und die Reha zuhause machen und bei meiner Familie sein wollte, bin nach Deutschland zurückgekehrt. „
Nach weiteren rund zehn Monaten hatte sich die Spielerin auf den Platz zurückkämpft, ihr neues Team hieß nun SC Freiburg. „Ich wollte vor allem wieder fit werden und kannte die Trainerin Melanie Behringer von meiner Zeit beim FC Bayern“, erklärt Slipcevic. Bald gab es positive Signale, die Offensivspielerin sollte beim Bundesliga-Team des SC mittrainieren, um eventuell den Sprung nach oben zu schaffen. Gleichzeitig klopften jedoch die Schanzerinnen bei der 22-Jährigen an. „Ingolstadt war schließlich die bessere Option für mich – auch wegen meines Jobs und meiner Familie. Zudem spielt der FCI eine Klasse höher als Freiburg II und aus sportlicher Sicht hat mich der Verein ohnehin überzeugt“, erzählt Slipcevic, die bereits einige Male mit dem Team trainiert hat. „Ich wurde mega-herzlich empfangen, es gefällt mir sehr gut und fühlt sich an wie eine Familie“, schwärmt die 22-Jährige, die einige Teamkolleginnen noch von ihrer Zeit beim FC Bayern kennt.
Nach anfänglichem Zögern haben die Freiburger nun endlich auch die Freigabe erteilt, ein maßgeblicher Verdienst von FCI-Frauen-Abteilungsleiterin Simone Wagner, die sich dafür „mächtig ins Zeug gelegt hat“, wie Slipcevic sagt: „Ich bin sehr dankbar, dass es nun doch geklappt hat. Mehr möchte ich dazu gar nicht mehr sagen. „
Ab jetzt konzentriert sie sich ganz auf die Schanzerinnen und will „der Mannschaft helfen, mindestens den Klassenerhalt, im besten Fall den Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen“, so die Nationalspielerin, für die noch im Februar der nächste Lehrgang sowie ein Länderspiel gegen Rumänien anstehen.
Bei den FCI-Frauen wird sie künftig auf ihrer Lieblingsposition, der „10“, hinter den Stürmern im zentralen Mittelfeld zum Einsatz kommen: „Unser Coach Alex Ziegler hat mir bereits signalisiert, dass auch er mich in dieser Rolle sieht“, verrät die 22-Jährige, die dabei mit der Rückennummer 23 auflaufen wird: „Mit diesem Trikot habe ich in den USA viele Tore geschossen, deshalb bin ich froh, dass ich meinen Glücksbringer auch in Ingolstadt bekommen habe. „
Und was sind ihre ganz persönlichen Ziele für die Zukunft? „Zunächst möchte ich mich beim FCI weiterentwickeln und als nächsten Schritt auf jeden Fall irgendwann in der 1.Bundesliga oder im Ausland in Spanien oder England spielen. „
Von Sabine Kaczynski (Donaukurier)
Zu dem Artikel auf der Homepage des Donaukurier geht es hier.