Der Grotifant, große Namen & eine ungewisse Zukunft: Fünf Stories zu den Krefeldern
01. März, 2021 18.00 Uhr
Nur Auswärtsspiele für Uerdingen
Für uns vom FC Ingolstadt 04 ist die Sache klar: Wenn wir nicht in der Ferne antreten, dann spiele wir in unserem Audi Sportpark. Das ist unser Tempel, die Schanzer Heimat, das Stadion der Schanzer. Doch für unseren Gegner sieht das Ganze anders aus. Im Grunde genommen haben die Jungs von Trainer Stefan Krämer seit 2018 kein einziges Heimspiel mehr bestreiten können. Nach dem damaligen Drittliga-Aufstieg musste die eigentliche Heim-Spielstätte, das Grotenburg-Stadion, verlassen werden, da es sanierungsbedürftig ist. Eine Ausweichstation fand sich zunächst in Duisburg und später dann in der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf, in der auch die kommende Partie gegen die Schanzer stattfinden wird. Die Düsseldorfer Arena ist vielen als das Stadion der Fortuna bekannt, jedoch bestreitete auch der Krefelder FC seine Heimspiele seit 2019 Zeit dort. Wie einst übrigens Bayer 04 Leverkusen, die während dem Umbau ihrer BayArena in der Saison 2008/2009 ebenfalls nach Düsseldorf auswichen. Wie es beim KFC weitergeht, steht in den Sternen: Nachdem man aufgrund ausstehender Mietzahlungen aus dem Stadion verbannt wurde und ein heftiger Disput zwischen den Parteien entbrannte, trägt man seine Partien nun kurzfristig in Lotte aus.
Große Namen
Mit namhaften Persönlichkeiten ist es ja immer so eine Sache: Denken wir da einmal an Franz Beckenbauer beim FC Bayern München, Uwe Seeler beim HSV Jürgen Klopp bei Liverpool oder Zinédine Zidane bei Real Madrid. Natürlich lässt sich diese Liste noch um viele Vereine und noch mehr große Namen erweitern. Zum Beispiel mit dem KFC Uerdingen. Der Drittligist und somit unser Ligakonkurrent beim nächsten Spiel aus Nordrhein-Westfalen konnte ebenfalls so manch wohlbekannte Persönlichkeiten zu seinen Reihen zählen. Neben dem früheren Werderaner Publikumsliebling Aílton zählten auch Oliver Bierhoff und Friedhelm Funkel zu ehemaligen Spielern des Krefelder FC Uerdingen. Letzterer und heutiger Trainer der Fortuna Düsseldorf war mit 137 Toren in 476 Spielen sogar Rekordspieler und Rekordtorschütze des KFC: Doch dann wären da noch der Weltmeister von 2014, Kevin Großkreutz und Stefan Effenberg, die ebenfalls in Amt und Würden der Uerdinger waren. „Effe“ jedoch nicht als Spieler, sondern in der Funktion des Managers des Vereins. Die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Bayern-Profi war jedoch nicht von Dauer und Erfolg gekrönt. Schon Mitte 2020 beendeten die beiden Parteien auf Wunsch von Effenberg die Zusammenarbeit. Einen wollen wir an dieser Stelle aber nicht vergessen: Auch Maximilian Beister, seit 2019 ein Schanzer, schnürte einst seine Fußballschuhe für die Blau-Roten. Und das ziemlich erfolgreich. In 46 Spielen erzielte der gebürtige Göttinger 22 Tore.
Fachgespräch zwischen Michael Henke und dem damaligen Uerdinger Manager Stefan Effenberg (Foto: Meyer / KBUMM).
Ungewisse Zukunft
Dass Fußball ein Auf und Ab ist, dürfte nicht nur jedem eingefleischten Fanatiker dieses Sports geläufig sein. Sportlicher Erfolg oder Misserfolg gehen nicht immer, aber oft mit der finanziellen Situation eines Klubs einher. Wer solide dasteht, kann soliden Fußball spielen, wenn es monetär eng wird, kann das Konstrukt schon mal ins Wanken kommen. Der KFC Uerdingen sieht sich aktuell mit einer solch misslichen Lage konfrontiert: Der derzeitige Geldgeber, Unternehmer Mikhail Ponomarev, hatte angekündigt, sich mit seinem Engagement aus dem Verein zurückzuziehen und nicht mehr länger als Investor der Uerdinger aufzutreten. Es droht die Insolvenz. Wie es dann weitergeht ist noch unklar, zu viele Details spielen eine Rolle, wie nicht zuletzt die Frage, ob sich nicht doch noch ein neuer Geldgeber für den Klub finden lässt. Ein neuer Investor schien bereits gefunden, doch von den Unternehmern aus Armenien fehlt aktuell offensichtlich die notwendige Unterstützung. „Wir sind ja Kummer gewohnt. Die Mannschaft wird seit Monaten mehr oder weniger schändlich im Stich gelassen. Wir haben keine Trainingsbedingungen. Die Spieler müssen ihre Wasser selber kaufen, die Physiotherapeuten müssen das Massage-Öl selber bezahlen und es gibt kein Video-Schneideprogramm mehr für unseren Videoanalysten. Die Spieler kriegen seit Monaten kein geregeltes Gehalt, deshalb kann uns dieser Umzug auch nicht mehr großartig schocken“, kritisierte Coach Stefan Krämer die Situation vor dem vergangenen Spieltag. Nun hat der KFC am 1. März um 8.30 Uhr offiziell ein offizielles Insolvenz-Verfahren „wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ eröffnet. Und der bisherige Geldgeber Ponomarev könnte wohl übergangsweise nochmals unter die Arme greifen. Wie es auch kommen mag, wir drücken unserem Kontrahenten jedenfalls die Daumen, dass bald wieder ruhigere Zeiten einkehren. Aber: Die Punkte wollen wir am Mittwoch trotzdem mitnehmen!
Statistischer Grund zur Freude
Erst drei Aufeinandertreffen gab es bislang zwischen den Schanzern und dem KFC Uerdingen. Und das Erfreuliche vorweg: Für die Ingolstädter sieht es gut aus, wenn man einen Blick auf den direkten Vergleich wirft. Nach 270 gemeinsamen Minuten steht es 2 zu 1 für uns: Die erste Begegnung endete mit einem 3:0 Erfolg für Stefan Kutschke und Co, das Wiedersehen ging hingegen knapp mit 1:0 an unsere Gegner. Am ersten Spieltag der laufenden Spielzeit besiegte die Oral-Elf im heimischen Stadion die Uerdinger dann wieder mit 2:1. Wir sind also nicht nur gespannt auf das kommende Auswärtsspiel – Gastspiele beim KFC scheinen ja ein willkommenes Pflaster für uns zu sein – sondern auch die Statistik gibt uns allen Grund zur Freude.
Ein bisschen kopflos
Jeder Verein hat sein Maskottchen, dass die Spieler und Fans anfeuert, Tore bejubelt und bei Bedarf auch mal Trost spenden kann. Auch der KFC Uerdingen hat sein Maskottchen, das womöglich noch bekannter ist als der Klub selbst. Die Rede ist vom Grotifant, einer Kombination aus Grotenburg und dem Elefanten, den das Maskottchen darstellt. Der Grotifant ist bekannt dafür, dass er sich auch mal mit gegnerischen Spielern und Fans „anlegt“. Anders kam es jedoch bei der Oberliga-Partie des KFC gegen den VfR Krefeld.Fischeln. Das 2:0 der Uerdinger im Derby wurde fast schon zur Nebensache, denn der Grotifant sollte zum Spektakel werden. Nachdem das Elefanten-Maskottchen das 1:0 auf dem Zaum vor den eigenen Fans bejubelte, kam einer der Anhänger auf die Idee, das Geheimnis unter dem Elefantenkopf zu lüften: Er entriss kurzerhand den Kopf und zum Vorschein kam der Mann, der im Kostüm Steckt: Andreas „Bossi“ Bosheck, alias der Grotifant. Dieser war gar nicht begeistert, im wahrsten Sinne „oben ohne“ dazustehen und eroberte sich den Elefantenkopf wieder zurück. Dass dies etwas körperlicher wurde, bleibt wohl eine Randnotiz. Doch die Medien griffen die Geschichte auf – weltweit übrigens. Selbst die Gazzetta dello Sport und auch ein chinesisches Portal berichteten über den kuriosen Vorfall. Bossi hatte seinen Kostümkopf übrigens kurze Zeit später wieder am Mann, beziehungsweise am Elefant und war selbst darauf bedacht, aus der Ganzen Angelegenheit keine große Sache zu machen. Wir wissen also Bescheid, wenn wir uns auf den Weg zu den Uerdingern und ihrem Grotifant machen.