Bunte Mischung, Börsengang und zwei Schalen: Fünf Geschichten zu Haching

Von Haching nicht abdrängen lassen und auch auswärts alles geben: Caniggia Elva und die Schanzer wollen dreifach punkten. (Foto: Bösl / KBUMM)

Bunte Mischung, Börsengang und zwei Schalen: Fünf Geschichten zu Haching

29. Januar, 2021 12.00 Uhr

Der Start der Oral-Elf ins Jahr 2021 konnte sich sehr sehen lassen: So gab es sechs Punkte aus den ersten beiden Spielen in diesem Jahr. Zuletzt blieb der FCI jedoch zweimal, wenn auch unglücklich, sieglos. Den beiden Resultaten aus den vergangenen Partien wollen Michael Heinloth, Fatih Kaya, Cani Elva und Co. bestimmt nicht nachhängen. Im Gegenteil: Jetzt erst recht heißt es „volle Kraft voraus“, wenn die Schanzer nach Unterhaching fahren, um sich dort drei weitere Punkte zu angeln. Damit ihr, liebe Schanzer, alles Wissenswerte rund um das Spiel und unseren kommenden Gegner bereits vor dem Match im Hachinger Sportpark an Land ziehen könnt, haben wir hier unsere fünf Geschichten für euch.

Zwei Schalen in München
Ähnlich dem FC Ingolstadt 04 war auch die SpVgg Unterhaching zwei Jahre lang in der Fußball-Bundesliga vertreten. Die Münchener Vorstädter stiegen 1999 auf und 2001 wieder ab. Das aufsehenerregendste Spiel während der Oberhauszugehörigkeit fand zweifelsfrei am 20. Mai 2000, dem letzten Spieltag der Saison 1999/2000, statt. Kapitän Michael Ballack trat mit Bayer Leverkusen im Hachinger Sportpark an, um erstmals die Deutsche Meisterschaft zu holen und damit den „Bayer Vizekusen-Fluch“ loszuwerden. Ein Punkt beim krassen Außenseiter hätte genügt… Reine Formsache? Mitnichten! In der 21. Minute flankt Hachings Danny Schwarz von der rechten Seite, die Bayer-Abwehr war nicht im Bilde, Ballack wollte im eigenen Strafraum aushelfen und versenkt die an sich harmlose Hereingabe zum 0:1 ins eigene Tor. Der Underdog rührte danach Beton an und Bayer biss sich an der Abwehr die Zähne aus. Schließlich sorgt Markus Oberleitner nach einem Konter per Kopf für den 2:0-Endstand. Die DFB-Vertreter waren mit der Meisterschale in den Sportpark gereist, um diese nach dem Spiel an die Mannschaft des Bayer 04 Leverkusen zu übergeben. Der – von nur wenigen als möglich angesehene – Sieg des Aufsteigers verhinderte dies und so wurde im nur wenige Kilometer entfernten Münchner Olympiastadion nur eine Kopie der Meisterschale an den neuen Deutschen Meister übergeben. Haching beendete seine erste Spielzeit in der höchsten deutschen Fußballliga schließlich auf dem 10. Tabellenplatz vor Dortmund und Schalke.

Auf einem Level?
Vor dem Duell der Schanzer mit der SpVgg Unterhaching am 22. Spieltag liegen nicht nur ein Spiel Differenz zwischen beiden Kontrahenten – immerhin konnte der FC Ingolstadt 04 sein Auswärtsspiel beim KFC Uerdingen noch nicht antreten – sondern auch 14 Punkte und 13 Tabellenplätze. Die Donaustädter rangieren auf dem vierten Platz der Tabelle während sich die Spielvereinigung derzeit auf dem 17. Platz, punktgleich mit dem 1. FC Kaiserslautern, wiederfindet. Klare Sache somit?! Nicht unbedingt. Denn der direkte Vergleich beider Teams zeigt, dass die Hachinger und die Schanzer je drei Mal gewinnen konnten und sich zweimal unentschieden trennten. Jedoch beträgt das Torverhältnis 9:10 aus Sicht von Stefan Kutschke und Co. und somit ist unser kommender Gegner einen Treffer besser als wir. Im Moment jedenfalls noch. Doch unsere Abteilung Attacke wird da sicher ein Gegenmittel wissen und bei einem Auswärtssieg den direkten Vergleich wieder zu unseren Gunsten drehen.

Gut gehandelt – Haching an der Börse
Wenn am Samstag, den 30. Januar der Schlusspfiff im Sportpark Unterhaching ertönt, dann ist nicht nur für die Schanzer, sondern auch für die Hachinger der Spieltag beendet. An jedem anderen Tag endet für die Spielvereinigung jedoch noch ein anderer Zyklus: Der Handelstag. Denn die SpVgg Unterhaching ist, neben Borussia Dortmund, der zweite börsennotierte Fußballclub in Deutschland. Bereits im Juli 2019 wagte Unterhaching den Gang an die (Münchener) Börse. Der Geldsegen war und ist für einen Drittligisten immens. Fans und Investoren zeichneten die Haching-Aktie zu einem Festpreis von 8,10 Euro. Gut 330.000 der Papiere wurden dabei an den Mann bzw. die Frau gebracht, was eine Einnahme von rund 2,7 Mio. Euro bedeutet. Vorbörslich hatten die Münchener Vorstädter knapp 550.00 etwas günstigere Aktien ausgegeben, was nochmals knapp 4 Mio. Euro in die Vereinskasse spülte. Am ersten Handelstag schloss der Anteil an der SpVgg übrigens bei 10,80 Euro. Aktuell wird das Papier mit etwa 5,25 Euro gehandelt.

Kleiner Mann ganz groß
Für die Fans des TSV 1860 München war er nach dem Zweitligaaufstieg Anfang der 1990er Jahre der „König von Giesing“, für die Sport-Bild ist er „Deutschlands erfolgreichster Amateurtrainer“ aller Zeiten. 51 Meisterschaften und Pokalsiege heimste Karsten Wettberg im Laufe seiner Trainerkarriere ein. Der pensionierte Postoberamtsrat, der unter anderem auch Träger des Bundesverdienstordens ist, war in seiner langen Laufbahn aber auch für die SpVgg Unterhaching und die beiden FCI-Vorgängervereine MTV und ESV Ingolstadt tätig. Von 1980 bis 1983 trainierte der heute 78-Jährige die Lilaweißen und führte die Mannschaft zur souveränen Bayernligameisterschaft. 1983 übernahm Wettberg die Eisenbahner, die er am Ende seiner ersten Spielzeit als Meister aus der viertklassigen Landesliga Bayern in die Bayernliga führte. Von 1987 bis 1990 war der Erfolgscoach dann beim aktuellen Gegner tätig. Auch mit der SpVgg Unterhaching gewann Wettberg die Bayernliga, scheiterte jedoch im ersten Anlauf in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Nach erfolgreicher Titelverteidigung zog der Klub jedoch im Folgejahr erneut in die Aufstiegsrunde ein. Dieses Mal setzte sich die Mannschaft mit drei Siegen durch und stieg verdient in die zweithöchste deutsche Spielklasse auf. Unvergessen die Feierlichkeiten nach diesem Triumph, bei denen Wettberg in spärlicher Badebekleidung den Sprung vom 10-Meter-Turm ins kühle Nass wagte. Im aktuellen Kader der Schanzer findet sich übrigens eine ehemaliger Rot-Blauer: Thomas Keller war bis Juni 2017 in Haching unter Vertrag, ehe er an die Donau wechselte.


Wird gelbgesperrt gegen seinen Ex-Klub Unterhaching pausieren müssen: Thomas Keller (Foto: Bösl / KBUMM)

Bunt gemischt
Keinem der Protagonisten auf dem Feld ist es beim Spiel der Schanzer gegen Unterhaching verboten, ein Tor zu schießen. Und sehr wahrscheinlich nehmen sich die Jungs in Schwarz-Rot und Blau-Rot jenes Credo auch zu Herzen: Denn mit zwölf verschiedenen Torschützen bei den Ingolstädtern und zehn Scorern bei unserem kommenden Gegner treffen zwei im wahrsten Sinne bunt gemischte Mannschaften aufeinander. Egal ob Sturmspitze, wie etwa Stefan Kutschke oder Innenverteidiger, wie der Hachinger Christoph Greger, jeder kann sich auf der Liste der Torschützen verewigen. Ein kurzer Blick auf unsere Gastgeber zeigt: Während Mittelstürmer Patrick Hasenhüttl bereits fünf Tore verbuchen konnte, waren es etwa bei Moritz Heinrich oder dem gelb-rot gesperrten Innenverteidiger Greger jeweils schon zwei Treffer. Auch Ex-Schanzer Paul Grauschopf oder Niclas Stierlin trafen schon für die Hachinger. Und wenngleich die Oberbayern seit dem 16. Spieltag nicht mehr dreifach punkten konnten, so wissen die Jungs um Tomas Oral, dass sie gewarnt sind, wenn ein Schuss auf unser Tor buchstäblich aus jeder Ecke lauern kann.