„Aus Feinden wurden Freunde“: Ein deutsch-französisches Fanprojekt in der Entstehung

Gegenseitige Unterstützung: Zwischen FCI-Fans und den Anhängern des französischen Erstligisten SM Caen besteht eine besondere Fan-Freundschaft. (Foto: Bösl/KBUMM)

„Aus Feinden wurden Freunde“: Ein deutsch-französisches Fanprojekt in der Entstehung

15. Mai, 2019 09.00 Uhr

Mehr als eine Fanfreundschaft: Unser Fanbeauftragter Sebastian Wagner plant aktuell ein großes Projekt, das den Austausch zwischen deutschen und französischen Fans vertiefen und darüber hinaus Schülern vermitteln soll, dass Herkunft oder Sprache einem harmonischen Miteinander nicht im Wege stehen. Im Interview erklärt der ausgebildete Historiker und Pädagoge, wie das Projekt entstand, welche Verbindungen es zur Stadt Caen gibt und welche Aktionen konkret zusammen mit den Anhängern des französischen Erstligisten und darüber hinaus geplant sind. Über Großväter, die Feinde waren, und Enkelkinder, die Freunde wurden!

fci.de: Servus, Basti! Aktuell ist ein ganz besonderes Fan-Projekt in Planung und eine wichtige Rolle spielt dabei die Stadt Caen und der zugehörige Erstligaverein. Bevor wir auf das Thema näher eingehen: Was verbindet den FCI und den SM Caen aus dem Nordwesten Frankreichs?

Sebastian Wagner: Der Kontakt entstand über einzelne Personen zunächst außerhalb des Fußballs, doch durch das gemeinsame Interesse kam es dazu, dass einige Leute aus Caen in Ingolstadt zu Besuch waren und so gab es den ersten Kontakt zwischen den Fans. Es kam dann so, dass unsere französischen Freunde bei weiteren Spielen mit dabei waren und es hat ihnen richtig gut gefallen. Über die Zeit sind so echte Freundschaften entstanden, die auch über den Fußball hinausgehen. Die Verbindung ist nie abgerissen und gerade dann, wenn der FCI oder Caen nahe an der deutsch-französischen Grenze spielen, wird das immer wieder gerne genutzt, um sich zu treffen! Im vergangenen Jahr waren die Leute aus Caen sogar bei unserem Fan-Turnier in Ingolstadt dabei und haben tatsächlich gewonnen.

fci.de: Nun kommt das von dir geleitete Projekt ins Spiel. Was hat es damit auf sich?

Wagner: Ich studiere aktuell Fan- und Zuschauermanagement, das ist ein über die DFL ins Leben gerufener Studiengang der sich insbesondere an Fanbeauftragte richtet. Dazu gehören Präsenzphasen, Prüfungen und natürlich auch ein großes Abschlussprojekt. Dieses soll einen greifbaren und langfristigen Mehrwert für den Verein haben und so entstand durch die Verbindung mit Caen die Idee, diese Partnerschaft noch zu vertiefen. Eine Hauptrolle spielt dabei der geschichtliche Hintergrund, denn da passt diese Verbindung bei genauerem Hinsehen schon wirklich außerordentlich gut. Wichtig ist dabei zudem, dass es ein Projekt mit Fans und für Fans ist. Ich erhalte schon jetzt viel leidenschaftliche Unterstützung von Leuten aus Ingolstadt, aber auch aus Caen. Der Ansatz wird also schon mal sehr positiv angenommen!


Gemeinsam nach Caen

Anfang Juli macht sich eine Gruppe Schanzer auf den Weg nach Caen, um dort mehrere Tage zu verbringen. Neben einem kulturellen Programm, geht es vor allem um das Miteinander und natürlich um Fußball. Weitere interessierte FCI-Fans sind herzlich willkommen und können sich per Mail an fanbeauftragter@fcingolstadt.de wenden, um weitere Infos zu erhalten!
 


fci.de: Du hast es gerade angedeutet: Die Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich war stets besonders, aber warum passt gerade Caen – neben der Verbindung zu den Fans – so gut?

Wagner: In Caen fand zu Zeiten des zweiten Weltkriegs eine der größten Schlachten dieser Zeit statt. 2019 jährt sich dieses Aufeinandertreffen deutscher und französischer Truppen zum 75. Mal. Caen wurde damals zu sehr großen Teilen zerstört. Es ist schon unglaublich, wenn man bedenkt, dass sich unter Umständen unsere Großväter dort gegenüberstanden. Heute besuchen sich die Enkel gegenseitig bei Fußballspielen und verbringen, unabhängig von Herkunft, Sprache oder Sonstigem, gerne Zeit miteinander. Aus Feinden wurden Freunde. Das ist etwas wahnsinnig Schönes, das sich lohnt vertieft und ausgebaut zu werden.

fci.de: Welche Bausteine sollen in dem Projekt denn enthalten sein?

Wagner: Einerseits wird eine Fahrt nach Caen organisiert. Wir bleiben dort dann mehrere Tage und spielen übrigens dort als Abschluss auch bei einem Fußballturnier mit – das passt also ebenso perfekt. Im Vordergrund steht aber der Austausch. Wir werden zahlreiche Gedenkstätten und Museen vor Ort besuchen und die Verbindung zueinander sowie das Wissen übereinander weiter vertiefen. Andererseits ist ein wichtiger Baustein, dass wir im Rahmen über unsere soziale Dachmarke und das Programm „Schule ohne Rassismus“ mit Fans Workshops an Schulen anbieten wollen, um auch ihnen die Geschichte und die engen Verbindungen zu Frankreich näherzubringen. Natürlich geht es uns unter anderem besonders um präventive Maßnahmen, um Rassismus vorzubeugen. Ziel ist auch, am Beispiel der Partnerschaft mit Caen zu vermitteln, dass das Miteinander immer wichtiger ist als das Gegeneinander. Das Ganze soll dann aber keine einmalige Aktion sein, sondern kontinuierlich fortgeführt werden.

fci.de: Wie sehen jetzt die nächsten Schritte aus?

Wagner: Es gab bereits erste Treffen, die sehr positiv verlaufen sind. Die Beteiligten haben große Lust auf das Projekt. Trotzdem dürfen sich natürlich immer noch jederzeit gerne weitere Interessierte bei mir melden, um diese gute Sache zu unterstützen. Wir suchen insbesondere noch Leute, die sowohl Deutsch als auch Französisch sehr gut sprechen, um die Kommunikation etwas zu vereinfachen. Anfang Juli steht dann die Reise nach Caen an!

fci.de: Danke für das spannende Interview und viel Erfolg bei der Umsetzung dieses tollen Projekts!