Syrien – Finnland – Ingolstadt: NLZ-Talent Silman El Baset

Sofort Anschluss gefunden: Silman (2.v.l.) kommt bei seinen Mitspielern und in der Audi Sportakademie sehr gut an.

Syrien – Finnland – Ingolstadt: NLZ-Talent Silman El Baset

17. April, 2017 09.00 Uhr

Ein Finne mit syrischen Wurzeln: Silman El Baset schloss sich im Januar 2017 dem FC Ingolstadt 04 an und spielt seither in unserer U 17. Untergebracht ist der junge Innenverteidiger in der Audi Sportakademie direkt an unserer Schanzer Heimat, wo wir ihn besucht und uns mit ihm unterhalten haben. Im Interview sprach der sympathische 16-Jährige über seinen Weg zu den Schanzern, seinen Alltag als Nachwuchstalent und die besondere Unterstützung, die er von seinem neuen Verein bekommt.
fci.de: Servus, Silman! Du bist finnischer Juniorennationalspieler und seit Anfang diesen Jahres im Nachwuchsleistungszentrum des FC Ingolstadt 04. Bitte erzähle uns doch kurz etwas zu deiner Person.

Silman El Baset: Servus! Ich bin Silman El Baset, 16 Jahre alt und komme aus Finnland. Geboren wurde ich allerdings in Syrien, doch als ich etwa ein Jahr alt war, wanderten meine Eltern nach Skandinavien aus. So kommt es, dass ich den finnischen Pass habe und mittlerweile auch für die Juniorennationalmannschaft spiele.


Silman wurde als einer der besten elf Fußballer seines Jahrgangs in Finnland ausgezeichnet und führte sein Junioren-Nationalteam als Kapitän unter anderem schon gegen England auf das Feld.

fci.de: Kurios ist, dass du bereits als 15-Jähriger in der 3. finnischen Seniorenliga bei Åbo IFK gespielt hast. Wie wurdest du dann zum Schanzer?

El Baset: Bei einem Länderspiel mit den finnischen U 16-Junioren gegen Schweden kam ich zu meinem ersten Einsatz als Nationalspieler. Ein Scout des FCI war vor Ort und ist dort auf mich aufmerksam geworden. Ein paar Wochen später kam mein Trainer auf mich zu und sagt mir, dass die Schanzer mich zum Probetraining einladen wollen. In Begleitung meines Trainers, der zuvor schon bei Hansa Rostock angestellt war, kam ich also zum Audi Sportpark und durfte eine Woche lang mittrainieren. Im ersten Training war ich bei der U 16 dabei, danach bei der U 17. Die Einheiten liefen ganz gut und wir sind zurück nach Finnland gereist. Nach weiteren zwei Wochen kam schließlich das Angebot vom FC Ingolstadt 04 und nun bin ich hier. (lacht)

fci.de: Wie hast du dich denn bislang eingelebt in der Audi Sportakademie und allgemein in Ingolstadt?

El Baset: Hervorragend! Alle um mich herum sind unheimlich freundlich und unterstützen mich wo es nur geht. In der Akademie ist immer jemand für mich da, ich habe hier schnell Freunde gefunden und fühle mich wirklich wohl. Ich gehe aktuell in eine Mittelschule, da ich in der dortigen Integrationsklasse gut an die Sprache herangeführt werden kann. Nebenbei absolviere ich über das Internet aber auch meinen finnischen Schulabschluss. Ich bekomme hier wirklich jede Hilfe und finde es beeindruckend, wie viel Wert man hier auf Dinge legt, die im ersten Moment nichts mit Fußball zu tun haben. Die Bildung und Ausbildung ist sehr wichtig für junge Spieler, auch wenn das manchmal viel Arbeit bedeutet.


In der Audi Sportakademie ist für Silman und die anderen NLZ-Spieler des FCI immer etwas geboten.

fci.de: Wie leicht oder schwer fällt dir die sprachliche Umstellung?

El Baset: Deutsch ist wirklich sehr komplex! Es hilft mir im Alltag, dass ich in Finnland eine englische Schule besucht habe und mich so ganz gut verständigen kann. Doch mit meiner Muttersprache und den zwei Fremdsprachen schwirren gleich drei Sprachen in meinem Kopf und ich komme manchmal etwas durcheinander. Mein Team, die Trainer, die Lehrer und die Betreuer helfen mir aber dabei, dass mein Deutsch besser wird und dass ich die wichtigsten Anweisungen verstehe. Ich bin ja erst drei Monate hier, also hoffe ich, dass ich mich da noch etwas verbessern kann.

fci.de: Uns kam zu Ohren, dass du im Moment ein Praktikum machst. Was hat es damit auf sich?

El Baset: Ja, das ist richtig. Von der Schule aus müssen wir aktuell Praktika absolvieren und ich darf nun zwei Wochen lang im Schanzer Herzschlag arbeiten. Dort helfe ich bei den Vorbereitungen für den Koch, kümmere mich um das Geschirr und durfte zuletzt sogar Salat für die Profis zubereiten – ich hoffe, dass es ihnen geschmeckt hat!

fci.de: Das Praktikum dauert, wie gesagt, nur zwei Wochen lang. Wie sieht dein Alltag in einer „normalen“ Woche aus?

El Baset:
Vormittags geht es ganz gewöhnlich in die Schule, nachdem ich zurück bin werden ab 15 Uhr Hausaufgaben erledigt. Danach ruhe ich mich meistens etwas aus oder nutze die Zeit anderweitig, denn schon um 18 Uhr trainieren wir. An den Wochenenden stehen dann natürlich unsere Spiele an, leider konnte ich noch nicht so viele Spiele bestreiten, weil ich angeschlagen oder auf Länderspielreise war.


Fleißiger Schüler: Silman besucht eine Ingolstädter Klasse, führt nebenbei aber auch seine finnische Schule fort.

fci.de: Wie sehr fehlen dir deine Familie und Freunde? Gibt es noch etwas anderes, das du aus Finnland vermisst? Vielleicht das Essen?

El Baset: Sie fehlen mir schon sehr, doch wir skypen oder schreiben täglich und demnächst besuche ich meine Heimat wieder. Darauf freue ich mich schon sehr, auch wenn ich hier sehr gut aufgenommen wurde. Ansonsten habe ich hier alles was ich brauche und das finnische Essen vermisse ich nicht wirklich (lacht).

fci.de: Mit gerade einmal 16 Jahren stehst du noch ganz am Anfang deiner Laufbahn. Was sind deine großen Ziele?

El Baset: Natürlich träumt jeder junge Fußballer davon, eines Tages Profi zu werden, doch das ist noch ein langer Weg und man weiß nie was passiert. Ich will mich jetzt zunächst beim FC Ingolstadt 04 beweisen und hoffe, dass ich mich auch im Nationalteam weiter zeigen kann. Ich werde hart arbeiten und dann sehen wir, was passiert.

fci.de: Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg, Silman!

Das Interview mit Silman wurde auf Englisch geführt und nachträglich ins Deutsche übersetzt.