Athletik-Coach Jörg Mikoleit sorgt für die Fitness

Athletik-Coach Jörg Mikoleit sorgt für die Fitness

02. April, 2016 15.15 Uhr

Hohes Abwehrverhalten. Intensives Pressing. Mutiges Auftreten. Für diese Art, Fußball zu spielen steht der FC Ingolstadt 04. Für diese kraftraubende Spielweise müssen die Profis des FCI topfit sein. Mit dem richtigen Zusammenspiel aus optimaler Trainingssteuerung, ganzheitlicher medizinischer Betreuung und modernem Fitnesstraining, werden die Grundlagen dafür gelegt, die Herausforderung Bundesliga bestmöglich zu meistern. Dafür ist u.a. Athletik-Trainer Jörg Mikoleit ein wichtiger Baustein der Schanzer Erfolgsgeschichte. Grund genug für fci.de, dem 45-jährigen Diplomsportlehrer beim Training mit Marvin Matip, Rambo Özcan, Moritz Hartmann und Co. über die Schulter zu schauen und zu versuchen, diese hochkomplexe und interessante Thematik zu beleuchten.
fci.de: Servus Miko! Das Thema Athletiktraining ist spätestens seit der WM 2006 auch im medialen Fokus. Hat sich für dich in den letzten Jahren etwas in deiner Arbeit geändert?

Jörg Mikoleit: Der Fokus und die mediale Aufmerksamkeit haben sich seitdem in der Tat verändert. Es wurde auch flächendeckend mehr Wert auf das Athletiktraining gelegt. An meiner Arbeit oder Philosophie hat sich nichts verändert, denn es wurde damals ja nicht etwas ganz Neues durch Mark Verstegen und Co. vermittelt.

fci.de: Hat sich das Training in diesem Bereich in den letzten Jahren signifikant geändert?

Mikoleit: Eine gravierende Änderung ist die Tatsache, dass man im Fußball, ähnlich wie es Individualsportler schon länger gemacht haben, davon weggekommen ist, einzelne Muskeln zu trainieren und stattdessen versucht, Bewegungen zu trainieren. Das ist die Philosophie, die wir hier beim FC Ingolstadt 04 verfolgen.

fci.de: Wie kann man sich das Zusammenspiel mit deinen Trainerkollegen und der medizinischen Abteilung vorstellen?

Mikoleit: Vor der Saison machen wir uns im Trainerteam gemeinsam Gedanken, wie die gesamte Vorbereitungszeit auszusehen hat. Diese fünf, sechs Wochen sind dann vorgeplant und mit Trainingsschwerpunkten versehen. Rund um die Trainingsspiele versuchen wir in dieser Zeit eine Belastungssteuerung hinzubekommen. Hier ist eine längerfristige Planung möglich, da man diese sechs Wochen in der Vorbereitung Zeit hat. Durch die hohe Belastung der Profifußballer, die durch die Aufwendung der Maximalkraft in Sprints, Bremsen und den Richtungsänderungen ihrer Muskulatur auch die nötige Regeneration zukommen lassen müssen, ist die regelmäßige Pflege durch unsere medizinische Abteilung sehr wichtig, um Verletzungen zu vermeiden.

fci.de: Und wie sieht das während einer Saison aus?

Mikoleit: Interessant für den Außenstehenden ist vielleicht die Tatsache, dass das die Trainingsintensität während der Saison durch den Wettkampf, sprich die Bundesliga-Spiele gesteuert wird. Fußball ist also eine wettkampforientierte Sportart, in der Wochenende für Wochenende Höchstleistungen gebracht werden müssen. Das ist bei Individualsportarten anders. Hier arbeiten die Athleten mit einem Vierjahresplan auf den Wettkampf, Olympische Spiele oder ähnliches, hin. Deshalb ist im Fußball eine enge Abstimmung mit der Regeneration so wichtig. Denn wenn diese zu kurz kommt, bekommt der Profi Probleme. Dazu gehört eben die Dosierung nicht nur der läuferischen Leistung und des Krafttrainings, sondern auch die Erholung. Darüber hinaus kommt noch das sensomotorische Training dazu, welches bewirkt, dass die Jungs weniger schnell umknicken. Das Beweglichkeitstraining ist eine weitere Komponente – denn wenn ich in den Gelenken beweglich bin, kommt auch mehr Zug auf die Muskulatur. Das myofasziale Training, welches in den letzten Jahren immer mehr zum Schwerpunkt wurde. Dies dient dazu, Verklebungen im Gewebe, die durch die Belastung der Muskulatur entstehen, zu lösen. Dazu dient unter anderem das Trainingsgerät „Blackroll“. Das ist eine gute Sache hinsichtlich Verletzungsprävention. Das integrieren wir auch regelmäßig in unser Training.

fci.de: Das klingt ja wirklich hochkomplex. Wie kann man sich solch einen Trainingsplan konkret vorstellen?

Mikoleit: Wir vertreten hier die Auffassung, dass wir langfristig an einem Fernziel arbeiten. Deshalb halte ich es nicht für sinnvoll, möglichst viele bunte Übungen in das Training einzubauen. Wir wollen ja einen Trainingseffekt erzielen, den wir dokumentieren können. Deshalb ist der systematische Aufbau von Trainingsreizen für uns elementar. Ein Schwerpunkt den man hier nennen kann, ist das Training von Explosivität. Die Jungs sollen dabei auch kräftiger, aber dabei nicht zu müde werden.

fci.de: Welche Aufgaben hast du über das Athletiktraining hinaus beim FCI?

Mikoleit: Ich kümmere mich bei den Schanzern um die Leistungsdiagnostik im Profibereich und der Jugend. Das heißt, ich führe beispielsweise die Laktat-Tests durch. Das Athletiktraining stimme ich mit Jan-Phillip Heestermann aus dem Nachwuchsbereich ab. So stellen wir sicher, dass unsere jungen Talente, die den Sprung zu den Profis schaffen, nach derselben Trainingsphilosophie trainieren. Dieses ganzheitliche Konzept klappt in der Zusammenarbeit mit dem NLZ sehr gut – wir sind da auf einer Wellenlänge.