Hinterseer: „Werden sicher nicht in Ehrfurcht erstarren“
10. Dezember, 2015 08.30 Uhr
Lukas Hinterseer: Klar ärgert man sich, wenn man in den letzten Momenten noch den Gegentreffer hinnehmen muss. Der Punkt ist super, ohne Frage – drei wären trotzdem schöner gewesen, wenn man sich den Spielverlauf anschaut und Hoffenheim davor nicht wirklich viele Torchancen hatte. Aber das passiert, das ist Fußball, deshalb lieben wir ihn. Wir haben die Analyse hinter uns und wissen, woran wir arbeiten müssen, damit es vielleicht beim nächsten Aufeinandertreffen drei Punkte gibt. Aber wir freuen uns über den Zähler, der kann am Ende sehr wichtig werden. Außerdem liegt unser Fokus jetzt auf dem Spiel am Samstag – da treten wir gegen eines der besten Teams der Welt an.
fci.de: Was ist dein Zwischenfazit zu 20 Punkten in der Liga?
Hinterseer: Die Punkte stimmen, aber zufrieden sein darf man nie. Das ist glaube ich auch unsere Stärke: Nach Spielen wie gegen Stuttgart oder Hamburg, wo wir knapp verloren haben, ärgert man sich. Natürlich sind wir sehr glücklich und dankbar, dass wir in der Bundesliga antreten dürfen und natürlich sind wir immer der Underdog. Aber wenn du den Sieg in der Hand hast – egal gegen wen, dann ist es immer unbefriedigend, wenn du mit leeren Händen dastehst. Der Ehrgeiz im Team ist riesig und deshalb sind wir glaube ich auch immer wieder für Überraschungen gut gewesen und haben schon jetzt einige Gegner geärgert. Mich persönlich freut und stachelt es immer ein bisschen an, wenn ich weiß, dass die gegnerische Mannschaft eigentlich schon fest einen Dreier gegen uns eingeplant hat! Aber es ist noch eine lange Saison und die Mannschaften hinter uns werden sich nicht mit diesem Zustand zufrieden geben. Am Ende wird jeder einzelne erkämpfte Punkt darüber entscheiden, ob wir in der Liga bleiben.
fci.de: Du erwähntest bereits die Bayern als eines der besten Teams der Welt. Letztes Jahr bist du in die zweite Liga gewechselt und nun geht es zum Rekordmeister. Hast du das so erwartet?
Hinterseer: Ich wollte irgendwann mal in der Bundesliga spielen, wo man zwangsläufig auf die Bayern trifft. Aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Es zeigt, dass wir gute Arbeit geleistet haben und immer noch leisten. In Österreich war vielleicht der ein oder andere dabei, der gefragt hat: ‚Warum wechselst du zu einem Zweitligisten wie Ingolstadt?‘, weil uns keiner auf dem Zettel hatte. Ich glaube, dass wir wir alle überrascht und eines Besseren belehrt haben.
fci.de: Wie wird der FC Bayern München in deiner Heimat Österreich wahrgenommen?
Hinterseer: Ich glaube man kann es ein bisschen in die Zeit ‚vor Alaba‘ und ’nach Alaba‘ einteilen. Die Bayern waren natürlich immer populär, auch in Österreich. Aber seit mit David Alaba einer der besten Fußballer, die unser Land je hervorgebracht hat, dort groß aufspielt, verfolgen sehr viele den FCB. Für mich ist er einer der Besten und das sogar auf mehreren Positionen – es ist schade, dass wir Aufgrund seiner Verletzung in der Hinrunde noch nicht gegeneinander um Punkte spielen.
fci.de: Was erwartet uns bei der Partie in München, zu der uns 7500 Schanzer begleiten werden?
Hinterseer: Zunächst mal ist es fantastisch, dass uns so viele Fans begleiten werden und ich bin mir sicher, sie werden uns wie immer toll unterstützen. Ich kann ihnen versprechen, dass wir sicher nicht in Ehrfurcht erstarren werden. Wir haben dort nichts zu verlieren und können völlig befreit unser Auswärtsgesicht zeigen! Es ist fantastisch, dass wir uns erarbeitet haben, gegen Weltklassespieler antreten zu können und das werden wir genießen und dabei versuchen jede Chance zu nutzen. Es ist die bisher größte Kulisse für uns, dass wir da so viele Schwarz-Rote im Rücken haben, ist umso besser. Ich bin mir sicher, man wird unsere Jungs und Mädels im Oberrang unabhängig vom Spielstand sehr gut hören.
fci.de: Zum Schluss musst du für uns noch etwas aufklären: Unser Coach Ralph Hasenhüttl verwendet ab und zu das Wort „ekelhaft“ in Bezug auf unsere Spielweise. Wir haben uns sagen lassen, dass es im Österreichischen Sprachraum aber anders zu verstehen ist als bei uns – kannst du das erklären?
Hinterseer: Das ist relativ einfach: „ekelhaft“ kann bei uns in diesem Zusammenhang eine durchaus positive Bedeutung haben. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir uns vier Tage vor dem nächsten Spiel nicht mehr duschen, sondern das wir ekelhaft für den Gegner sind, weil wir mit allen fairen Mitteln dagegenhalten und fighten. Man könnte es mit „positiv unangenehm für den Gegner“ übersetzen.
fci.de: Vielen Dank, Lukas!