Wie Ingolstadt zur Festung wurde
21. Dezember, 2014 17.00 Uhr
Im Interview mit bundesliga.de äußerte sich Harald Gärtner, Geschäftsführer Sport/Kommunikation, Ende der vergangenen Woche zur Entwicklung des FCI über die letzten Jahre und den Höhenflug der Profis in der Hinrunde.
Frage: Herr Gärtner, Glückwunsch zum „Herbstmeistertitel“.
Harald Gärtner: Vielen Dank.
bundesliga.de: Wie oft mussten Ihre Kollegen und Sie schon Fragen zum Aufstieg in die Bundesliga beantworten?
Gärtner: (lacht) Das kam das eine oder andere Mal schon vor. Wir haben kein Problem damit, weil wir die Sache realistisch sehen.
bundesliga.de: Und das heißt?
Gärtner: Dass wir den Moment und die Situation genießen. Dass es unseren Zuschauern und uns Spaß und Freude macht, was das Trainerteam um Ralph Hasenhüttl und die Mannschaft leisten.
bundesliga.de: Der Aufstieg ist also kein Thema?
Gärtner: Das kann man so nicht sagen, aber der FC Ingolstadt steht für Nachhaltigkeit, eine gesunde Entwicklung aller Vereinsstrukturen und die Politik der kleinen, vernünftigen Schritte. Wenn dabei am Ende mehr heraus kommt als wir uns vorgestellt haben, dann ist das sensationell. Aber über den möglichen Aufstieg in die Bundesliga vor dem 29. Spieltag zu sprechen, macht wenig Sinn. Natürlich darf man träumen. Viel mehr freuen wir uns über das Interesse am Weg des FC Ingolstadt.
bundesliga.de: Dann beschreiben Sie uns doch einmal diesen Weg?
Gärtner: Den FC Ingolstadt gibt es seit zehn Jahren und seitdem nimmt der Klub eine kontinuierliche Entwicklung, was die Strukturen rund um den Club angeht. Wir haben mit dem neuen Stadion für 15 300 Zuschauer, dem neuen Funktionsgebäude mit allen Einrichtungen für die Profis, dem Nachwuchsleistungszentrum, einem Jugendhaus und den fünf neuen Trainingsplätzen sowie der Geschäftsstelle erstmals seit unserer Gründung in diesem Frühjahr eine Heimat für alle geschaffen. Auch die Organisations-Strukturen haben wir nach und nach auf ein professionelles Niveau ausgebaut. Dazu kommt jetzt der sportliche Erfolg, den Sportdirektor Thomas Linke mit nachhaltiger Arbeit ebenso gefördert hat wie unser Cheftrainer Ralph Hasenhüttl und sein Team. Als Ralph im Oktober 2013 sein Amt übernahm, war das wieder ein wichtiger Mosaikstein für das große Ganze.
bundesliga.de: Also keine großen Ziele und Sprüche von der Tabellenspitze?
Gärtner (lacht): Selbstverständlich sind wir ambitioniert, aber wir denken langfristig und wissen hier auch alle, wo wir her kommen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand mit Peter Jackwerth an der Spitze, Aufsichtsrat und allen Gremien ist eng und wir können auf kurze Kommunikations- und Entscheidungs-Wege bauen. Wir stünden nicht da, wenn das anders wäre. Nochmals: Es geht für uns in erster Linie immer und damit auch in dieser Saison um eine gesunde Weiterentwicklung und gesundes Wachstum, nicht um Luftschlösser oder Sprüche.
bundesliga.de: Viele aber hat der Erfolg des FC Ingolstadt überrascht.
Gärtner: Trainerteam und Mannschaft, aber auch unsere Mitarbeiter und Partner leben eine Emotionalität und Leidenschaft vor, die ansteckt. Der Club ist immer gut damit gefahren, weder bei positiven oder negativen Ausschlägen, in Panik zu geraten. Man kann sagen, wir sind auf die Zukunft vorbereitet, egal wie sie demnächst konkret aussehen wird. Vor allem engagieren wir uns dabei, den FCI weiter zu stabilisieren und zu stärken.
bundesliga.de: Das heißt konkret?
Gärtner: Die Profis bis zur U-16 sind in einer GmbH ausgegliedert, die Identifikation mit dem Club ist gestiegen. Auch, weil sich einige unserer Ex-Profis als Nachwuchstrainer einbringen, was die Identifikation stärkt. Mit der stark verbesserten Trainingssituation ist es für uns heute leichter, unsere Talente zu halten, die bei der Konkurrenz Interesse wecken. Nachwuchsarbeit ist eines unserer zentralen Themen. Insgesamt kann man sagen: Wir lassen uns von außen keinen Druck machen, aber unser eigener Entwicklungs-Plan ist ehrgeizig, weil wir uns ständig verbessern wollen. Es gibt jedoch kein Zeitfenster oder eine fixe Vorgabe, was Träume wie einen möglichen Bundesliga-Aufstieg angeht. Zumal die Spitze der 2. Bundesliga aktuell sehr breit ist und viele Clubs berechtigte Hoffnungen haben, in dieser Saison oben mitzuspielen.
bundesliga.de: Wie wird der FC mittlerweile in der Stadt Ingolstadt wahrgenommen?
Gärtner: In der 130.000-Einwohner-Stadt gab es über zwei Jahrzehnte keinen Profifußball. Aus der anfänglichen Skepsis ist mittlerweile Begeisterung und Sympathie geworden. Der eigene Weg des Clubs wird positiv aufgenommen, weil die Menschen spüren, hier wird nachhaltig und umsichtig gearbeitet. Ingolstadt ist zu einer Festung geworden, was gut zur Geschichte der Stadt und den „Schanzern“ passt.
bundesliga.de: Sie meinen den Bezug zu den im 16. Jahrhundert errichteten Wällen und Schutzmauern, hinter denen sich die Ingolstädter vor Angreifern „verschanzen“ konnten? Nicht mal die Schweden konnten die Stadt im Dreißigjährigen Krieg einnehmen.
Gärtner (lacht): Ingolstadt ist eine moderne und offene Stadt, aber – deshalb steht auch der Begriff „Schanzer“ im Vereinslogo – steht zu seiner Geschichte und Identität. Das macht Stadt und Club authentisch. Ich kann ihnen aber sagen: Wie jedes Team gewinnen wir nicht nur Heimspiele gerne. Wir machen uns nicht kleiner als wir sind, aber bleiben auf dem Boden.
bundesliga.de: Was zeichnet die Mannschaft aus oder anders gefragt wie spielt der FC Ingolstadt?
Gärtner: Wie gesagt: Sportdirektor Thomas Linke und das Trainer-Team um Ralph Hasenhüttl leben Leidenschaft vor, und die zeigt auch die Mannschaft. Sie spielt sehr stabil und meist attraktiv, lässt wenig zu, ist gefährlich bei Standards, schnell im Umschaltspiel und schwer auszurechnen. Ein Vorteil für uns war immer, dass wir das Gerippe der Mannschaft über mehrere Jahren halten und somit kontinuierlich arbeiten konnten. Dazu kommt in dieser Saison, dass die sportliche Leitung den Kader mit wenigen Neuzugängen gezielt und behutsam verstärkt hat.
Das Interview führte Oliver Trust und erschien auf bundesliga.de.
Frage: Herr Gärtner, Glückwunsch zum „Herbstmeistertitel“.
Harald Gärtner: Vielen Dank.
bundesliga.de: Wie oft mussten Ihre Kollegen und Sie schon Fragen zum Aufstieg in die Bundesliga beantworten?
Gärtner: (lacht) Das kam das eine oder andere Mal schon vor. Wir haben kein Problem damit, weil wir die Sache realistisch sehen.
bundesliga.de: Und das heißt?
Gärtner: Dass wir den Moment und die Situation genießen. Dass es unseren Zuschauern und uns Spaß und Freude macht, was das Trainerteam um Ralph Hasenhüttl und die Mannschaft leisten.
bundesliga.de: Der Aufstieg ist also kein Thema?
Gärtner: Das kann man so nicht sagen, aber der FC Ingolstadt steht für Nachhaltigkeit, eine gesunde Entwicklung aller Vereinsstrukturen und die Politik der kleinen, vernünftigen Schritte. Wenn dabei am Ende mehr heraus kommt als wir uns vorgestellt haben, dann ist das sensationell. Aber über den möglichen Aufstieg in die Bundesliga vor dem 29. Spieltag zu sprechen, macht wenig Sinn. Natürlich darf man träumen. Viel mehr freuen wir uns über das Interesse am Weg des FC Ingolstadt.
bundesliga.de: Dann beschreiben Sie uns doch einmal diesen Weg?
Gärtner: Den FC Ingolstadt gibt es seit zehn Jahren und seitdem nimmt der Klub eine kontinuierliche Entwicklung, was die Strukturen rund um den Club angeht. Wir haben mit dem neuen Stadion für 15 300 Zuschauer, dem neuen Funktionsgebäude mit allen Einrichtungen für die Profis, dem Nachwuchsleistungszentrum, einem Jugendhaus und den fünf neuen Trainingsplätzen sowie der Geschäftsstelle erstmals seit unserer Gründung in diesem Frühjahr eine Heimat für alle geschaffen. Auch die Organisations-Strukturen haben wir nach und nach auf ein professionelles Niveau ausgebaut. Dazu kommt jetzt der sportliche Erfolg, den Sportdirektor Thomas Linke mit nachhaltiger Arbeit ebenso gefördert hat wie unser Cheftrainer Ralph Hasenhüttl und sein Team. Als Ralph im Oktober 2013 sein Amt übernahm, war das wieder ein wichtiger Mosaikstein für das große Ganze.
bundesliga.de: Also keine großen Ziele und Sprüche von der Tabellenspitze?
Gärtner (lacht): Selbstverständlich sind wir ambitioniert, aber wir denken langfristig und wissen hier auch alle, wo wir her kommen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand mit Peter Jackwerth an der Spitze, Aufsichtsrat und allen Gremien ist eng und wir können auf kurze Kommunikations- und Entscheidungs-Wege bauen. Wir stünden nicht da, wenn das anders wäre. Nochmals: Es geht für uns in erster Linie immer und damit auch in dieser Saison um eine gesunde Weiterentwicklung und gesundes Wachstum, nicht um Luftschlösser oder Sprüche.
bundesliga.de: Viele aber hat der Erfolg des FC Ingolstadt überrascht.
Gärtner: Trainerteam und Mannschaft, aber auch unsere Mitarbeiter und Partner leben eine Emotionalität und Leidenschaft vor, die ansteckt. Der Club ist immer gut damit gefahren, weder bei positiven oder negativen Ausschlägen, in Panik zu geraten. Man kann sagen, wir sind auf die Zukunft vorbereitet, egal wie sie demnächst konkret aussehen wird. Vor allem engagieren wir uns dabei, den FCI weiter zu stabilisieren und zu stärken.
bundesliga.de: Das heißt konkret?
Gärtner: Die Profis bis zur U-16 sind in einer GmbH ausgegliedert, die Identifikation mit dem Club ist gestiegen. Auch, weil sich einige unserer Ex-Profis als Nachwuchstrainer einbringen, was die Identifikation stärkt. Mit der stark verbesserten Trainingssituation ist es für uns heute leichter, unsere Talente zu halten, die bei der Konkurrenz Interesse wecken. Nachwuchsarbeit ist eines unserer zentralen Themen. Insgesamt kann man sagen: Wir lassen uns von außen keinen Druck machen, aber unser eigener Entwicklungs-Plan ist ehrgeizig, weil wir uns ständig verbessern wollen. Es gibt jedoch kein Zeitfenster oder eine fixe Vorgabe, was Träume wie einen möglichen Bundesliga-Aufstieg angeht. Zumal die Spitze der 2. Bundesliga aktuell sehr breit ist und viele Clubs berechtigte Hoffnungen haben, in dieser Saison oben mitzuspielen.
bundesliga.de: Wie wird der FC mittlerweile in der Stadt Ingolstadt wahrgenommen?
Gärtner: In der 130.000-Einwohner-Stadt gab es über zwei Jahrzehnte keinen Profifußball. Aus der anfänglichen Skepsis ist mittlerweile Begeisterung und Sympathie geworden. Der eigene Weg des Clubs wird positiv aufgenommen, weil die Menschen spüren, hier wird nachhaltig und umsichtig gearbeitet. Ingolstadt ist zu einer Festung geworden, was gut zur Geschichte der Stadt und den „Schanzern“ passt.
bundesliga.de: Sie meinen den Bezug zu den im 16. Jahrhundert errichteten Wällen und Schutzmauern, hinter denen sich die Ingolstädter vor Angreifern „verschanzen“ konnten? Nicht mal die Schweden konnten die Stadt im Dreißigjährigen Krieg einnehmen.
Gärtner (lacht): Ingolstadt ist eine moderne und offene Stadt, aber – deshalb steht auch der Begriff „Schanzer“ im Vereinslogo – steht zu seiner Geschichte und Identität. Das macht Stadt und Club authentisch. Ich kann ihnen aber sagen: Wie jedes Team gewinnen wir nicht nur Heimspiele gerne. Wir machen uns nicht kleiner als wir sind, aber bleiben auf dem Boden.
bundesliga.de: Was zeichnet die Mannschaft aus oder anders gefragt wie spielt der FC Ingolstadt?
Gärtner: Wie gesagt: Sportdirektor Thomas Linke und das Trainer-Team um Ralph Hasenhüttl leben Leidenschaft vor, und die zeigt auch die Mannschaft. Sie spielt sehr stabil und meist attraktiv, lässt wenig zu, ist gefährlich bei Standards, schnell im Umschaltspiel und schwer auszurechnen. Ein Vorteil für uns war immer, dass wir das Gerippe der Mannschaft über mehrere Jahren halten und somit kontinuierlich arbeiten konnten. Dazu kommt in dieser Saison, dass die sportliche Leitung den Kader mit wenigen Neuzugängen gezielt und behutsam verstärkt hat.
Das Interview führte Oliver Trust und erschien auf bundesliga.de.