Heißer Fight gegen die Roten Teufel: Fünf Geschichten zum Spiel
18. Februar, 2021 12.00 Uhr
Erstmals ohne Zuschauer…
Kaum zu glauben, aber wahr: Das Duell der beiden findet erstmals ohne Zuschauerinnen und Zuschauer statt. Tatsächlich konnte das Hinspiel am 21. Oktober des Vorjahres vor knapp 3.000 Anhängern des Gastgebers ausgetragen werden. Die Partien zuvor (1. Februar 2020 im Audi Sportpark vor 7.800 Besucherinnen und Besuchern und 30. Juli 2019 vor über 17.000 Fans am Betzenberg) wurden vor Ausbruch der Corona-Pandemie ausgetragen. Eine traurige Premiere also, aber die jüngsten Inzidenz-Zahlen dürfen uns alle hoffen lassen, dass es bei diesem einen Duell ohne Publikum bleibt. Kleines Trostpflaster: Neben Magenta überträgt auch der SWR die Begegnung im Free-TV, Anstoß ist am Samstag daher um 14.03 Uhr.
Direktes Duell: Pfälzer sind klar Punktesieger
Im August 2008 empfing der frisch gebackene Zweitligist FC Ingolstadt 04 den 1. FC Kaiserslautern im ESV Stadion. Ein besonderes Highlight, denn die ambitionierten Pfälzer, damals mit Flo Dick, Martin Amedick, Anel Dzaka, Axel Bellinghausen und Co. bestens aufgestellt, galten als absoluter Aufstiegsanwärter. Den Hausherren ließ man trotz Halbzeitführung durch Ersin Demir keine Chance und siegte mit 3:1, es war das erste Mal, dass diese beiden Vereine sich gemessen hatten. An den Kräfteverhältnissen sollte sich erstmal nicht wirklich viel ändern. Erst im Dezember 2012 gelang dem FCI der erste „Dreier“ gegen die traditionsreichen Roten Teufel, sodass gegenwärtig zwei Schanzer-Siege sechs Niederlagen gegenüberstehen. Bereits fünfmal endete der direkte Vergleich mit einem Remis. Absoluter „Experte“ für dieses Spiel ist Marcel Gaus. Ingolstadts Vizekapitän ist seit 2017 im Herzen Bayerns, zählt also schon zum Inventar. Aber: Von 2013 bis 2017 beackerte „Gausi“ auch schon den Flügel der Lauterer (88 Zweitliga- und 6 DFB-Pokalpartien). Ähnlich lang für beide Clubs war nur Markus Karl (Januar 2008 – Sommer 2011 beim FCI, 2013 bis 2016 auf dem Betzenberg) aktiv, in der Vergangenheit wirkten jedoch immer wieder Spieler für beide Arbeitgeber. Marco Knaller, Ilyan Micanski, Philipp Hofmann, Andre Weis, Leon Jessen, Adam Nemec, Antonio Colak, Tamas Hajnal sind weitere Beispiele – sie alle trugen das FCI-Trikot wie auch das FCK-Trikot.
Wichtig hüben wie drüben: Vier Jahre lang ackerte Marcel Gaus in der Pfalz. Seit 2017 ist er nun schon in unserer Donaustadt (Foto: Bösl / KBUMM).
Thomas Keller und sein besonderes FCK-Erlebnis
In der ersten englischen Woche der Drittligasaison 2019/20 stand die junge und neuformierte Schanzer-Elf nach zwei Auftaktsiegen vor ihrer ersten großen Bewährungsprobe auf dem berüchtigten Betzenberg in Kaiserslautern. Vor rund 18.000 Zuschauern entwickelte sich eine rasante Partie mit vielen Torchancen auf beiden Seiten. Starke Torhüterleistungen und das Torgebälk bei einem satten Beister-Schuss verhinderten jedoch Treffer auf beiden Seiten. Nachdem das Saibene-Team auch die letzten zehn Minuten in Unterzahl schadlos überstand – Thomas Keller hatte Rot gesehen – nahmen die Schanzer einen verdienten Punkt mit an die Donau. Im Rückspiel gab es einen furiosen 2:1-Heimsieg und wieder stand Thomas Keller im Mittelpunkt. Vor rund 7.700 Zuschauern Anfang Februar legten die Roten Teufel mit Florian Pick und Co. mächtig los, verpassten aber die Führung. Thomas Keller markierte diese dann mit seinem Profi-Premierentor auf der anderen Seite (68. Minute). Timmy Thiele egalisierte zwar zehn Minuten vor dem Ende, aber in der Nachspielzeit (90+4) war es erneut Keller, der traf und damit den Doppelpack schnürte. „Eine schöne Erinnerung, aber mehr eben auch nicht“, rekapitulierte Thomas Keller vor dem Hinspiel und fügte an: „Auch dieses Mal geht es bei 0:0 los.“ Er sollte recht behalten, auch wenn er selbst bei jenem 1:1 im Herbst vergangenen Jahres, trotz seines zu Unrecht aberkannten Führungstreffers, nicht ganz so sehr im Mittelpunkt stehen sollte…
Drittliga-Doppelgänger ohne Fortune: Jeff Saibene
Für den Luxemburger Jeff Saibene war die 3. Liga Neuland, doch ein furioser Start mit den Schanzern in die Saison 2019/20 sorgte dafür, dass das „Ankommen“ umso leichter viel. Der „neue Weg“ kam auch bei unseren Fans gut an und der neue Verantwortliche an der Seitenlinie hatte maßgeblichen Anteil. Bekanntermaßen erlebten die Schanzer zwei „sportliche Dellen“ mit dem sympathischen Fußballlehrer, der auch schon in Thun, St. Gallen und Bielefeld seine Spuren hinterlassen hatte. Nach einem Remis in Halle war nach dem 27. Spieltag Schluss für den 52-Jährigen. Damals hatte der FCI in fünf Spielen lediglich einen Zähler verbuchen können. Der Negativtrend war den Verantwortlichen zuviel und es fehlte die Überzeugung, den Umschwung in bestehender Besetzung zu meistern. Schweren Herzens trennte man sich von Jeff Saibene und auch seinem Co-Trainer Carsten Rump. Der Rest ist bekannt, Rückehrer Tomas Oral übernahm mit Mark Fotheringham und dem Beginn von Corona. Das Duo setzte nach dem „Restart“ zur Aufholjagd an. Fast-Aufstieg am letzten Spieltag, Fast-Aufstieg in der Relegation, ach ja, wir alle kennen die Story zur Genüge.
„Die dritte Liga ist uninteressant. Es wird viel gehämmert und wenig Fußball gespielt“, bilanzierte Saibene etwas trotzig seine Zeit auf der Schanz (13 Siege, neun Unentschieden und neun Niederlagen) in der Nachbetrachtung. Zu dem Zeitpunkt befand sich der 63-fache Nationaspieler Luxemburgs im Wartestand, um dann im Oktober wieder aufzutauchen – in Liga 3. Für Saibene ging es in Lautern weiter und das Wiedersehen auf dem „Betzenberg“ vor rund vier Monaten hatte es in sich. Beim 1:1 traf Filip Bilbija für die Schanzer in Unterzahl, soweit so gut. Kurz vor Schluss musste Dominik Schad schwer verletzt vom Platz, er hatte sich beim unglücklichen Zusammenprall mit Rico Preißinger das Bein gebrochen. Bitter für den gebürtigen Aschaffenburger, der seinem Club nach wie vor leider fehlt, aber Gott sei Dank kontinuierlich auf dem Weg der Besserung ist.
Die Emotionen waren zu jenem Zeitpunkt jedenfalls schon längst übergekocht und auch im Nachgang ging es heiß her. Letztlich konnten die Schanzer nach einem intentsiven und hart umkämpften Spiel (fünfmal gelb, einmal rot) aber letztlich dennoch verdient einen Zähler aus der Pfalz entführen. Und, um den Bogen zu Thomas Keller zu kriegen: Auch er verbuchte eine der Verwarnungen an jenem Mittwochabend. Wie auch immer: Sämtliche Wogen konnten zwischen den Protagonisten längst geglättet werden. Für Jeff Saibene indessen ging es nicht mehr allzu lange weiter auf dem Betzenberg, Ende Januar war Schluss nach 21 Partien und 24 Punkten.
Aufstieg – Ohne Lautern
Es war der letzte Spieltag der Saison 14/15, der FCI hatte sich im Heimspiel gegen RB Leipzig den größten Moment der Vereinsgeschichte beschert: Aufstieg ins Oberhaus!!! Kein Wunder, dass sich die Protagonisten in den Folgetagen in Feierlichkeiten stürzten – und trotzdem musste der 34. Spieltag ja noch gespielt werden! Der führte ausgerechnet zu einem weiteren Bundesliga-Anwärter, dem 1. FCK. Klare Anweisung des damaligen Chef-Trainers Ralph Hasenhüttl: Wettbewerbsverzerrung ist nicht, wir hauen alles rein. Das tat dann auch eine ersatzgeschwächte wie feiererprobte Ingolstädter Mannschaft an jenem 24. Mai 2015. Max Christiansen traf tatsächlich zum Ausgleich und der Zweitliga-Meister punktete beim 1:1 gegen Ex-Schanzer Markus Karl, Erik Thommy und Co. Schwaches Trostpflaster: Selbst bei einem Heimsieg wären die Roten Teufel aufgrund der Ergebniskonstellaton nicht ins Oberhaus aufgestiegen. Für die Schanzer wiederum war die Leistung trotz „Hindernissen“ – Almog Cohen hatte bereits in der ersten Halbzeit mit Krämpfen zu kämpfen – ein weiterer Beweis für einen unglaublichen Spirit, der das Gefüge seinerzeit ausmachte.
Gratulation zum Tor: Andre Mijatovic beglückwünscht Max Christiansen bei dessen Ausgleichtor am Betze (Foto: Bösl / KBUMM).