Alte Bekannte & Stadion-Not: Türkgücü München im Portrait

Haben allesamt eine FCI-Vergangenheit: Jordaine Jäger, Michael Zant, Azur Velagic und Dominik Weiß (Foto: Berat Özulusal / Türkgücü München).

Alte Bekannte & Stadion-Not: Türkgücü München im Portrait

18. August, 2020 12.00 Uhr

Fünf „Neulinge“ der 3. Liga haben wir euch bereits vorgestellt. Jetzt machen wir das Sextett perfekt: Zum Abschluss dreht sich alle um den Regionalliga-Aufsteiger Türkgücü München, den dann bereits vierten Münchner Club in der Liga. In der abgelaufenen Spielzeit traf der Profikader der Schanzer erst- und letztmals auf den oberbayerischen Nachbarn. Viel Spaß bei unserem letzten Gegner-Portrait!

Historie
Türkgücü ist der erste von Migranten gegründete Fußball-Verein, dem der Sprung in den bundesweiten Profi-Fußball gelang. In den 1980er und 1990er Jahren war der Vorgänger SV Türk Gücü schon einmal eine große Nummer in München, als der Klub mit einer bunt gemischten Mannschaft voller Talente aus Nigeria, Australien, Serbien, Deutschland und der Türkei in der damals drittklassigen Bayernliga neben den Löwen zum Publikumsmagneten avancierte und im Dantestadion zu den Heimspielen mehrere tausend Zuschauer begrüßte. Dann wurde es ruhig. Während Bayern und der TSV 1860 in der Bundesliga aufmischten und die „Blauen“ sogar internationales Parkett betraten, wuchs die SpVgg Unterhaching zur dritten Kraft heran. Türkgücü hatte zu der Zeit um die Jahrtausendwende mit der Insolvenz zu kämpfen und durchlief dadurch eine Neugründung. Der erste, kleine Schritt zurück in die Erfolgsspur. 2013 gelang der Aufstieg in die Landesliga. 2016 hatte man angekündigt, bis 2020 in der Regionalliga spielen zu wollen. Doch es sollte zu viel mehr reichen: Schon 2018 stieg Türkgücü in die Bayernliga Süd auf. 2019 schafften es die München auf Anhieb in die nächsthöhere Spielklasse, die 2016 angepeilte Regionalliga Bayern, aufzusteigen. Und nun erneut die Meisterschaft, auch wenn die Saison aufgrund von Corona nicht zu Ende geführt werden konnte. Erstmals Profifußball! Tradition bewahren – Kulturen verbinden, so heißt es in den Werten der Rot-Weißen. Man setzt sich für Fairplay und gegen Diskriminierung ein, will kulturelle Brücken schlagen und positioniert sich ganz klar gegen Gewalt und Ausschreitungen.

Bisherige Begegnungen:
Lediglich auf Testspiel-Niveau begegneten sich die Schanzer Profis und Türkgücü München bisher. Doch der steile Aufstieg der Münchner sowie der verpasste Wiederaufstieg der Schanzer ins Unterhaus des Profi-Fußballs ermöglichen nun die Pflichtspiel-Premiere der beiden Teams.

Bekannte Fußballgesichter
Für Aufsehen sorgte auch ein junger Brasilianer mit Namen Cacau. Zwar wurde der spätere deutsche Nationalspieler nicht beim Bolzen im Ostpark entdeckt, wie es gerne erzählt wird. Seine Version ist weit weniger romantisch. „Ich kam aus Brasilien, stand mit einem Koffer am Bahnhof und wusste nicht so richtig, wohin. Mein Berater fragte alle Klubs in München an. Ich musste ja einen Arbeitsplatz nachweisen, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen.“ Er fand ihn in der Saison 2000/2001 bei dem damaligen Landesligisten. Sonst wäre sein Traum vom Berufsfußball schnell wieder geplatzt gewesen. Doch auch er konnte den Abstieg nicht verhindern und anschließend folgte die Insolvenz. Doch für Cacau ging es steil bergauf und über den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart ging es für ihn bis ins Nationalteam. Auf der Schanz kennt man gleich vier Akteure aus der Vergangenheit, die heute das Dress des Münchener Clubs tragen: Azur Velagic und Michael Zant verteidigten bereits auf der Schanz, genauso wie Dominik Weiß. Torhüter Jordaine Jäger wechselte unlängst aus der Donaustadt zum neuen Liga-Konkurrenten der FCI-Profis.

Stadion-Thematik
Mit dem furiosen Aufstiegen des Vereins konnte die Infrastruktur nicht mithalten. Konsequenz: Es fehlt ein passendes Stadion für die Spielzeit 20/21 in Liga 3!  Eigentlich muss jeder Klub eine Heimspielstätte angeben, die ihm uneingeschränkt zur Verfügung steht. Das ist beim Grünwalder Stadion jedoch nicht möglich, da durch den Verband nicht mehr als 50 Partien in einer Spielzeit in einer Arena zulassen. Und bekanntermaßen gehen 38 Spiele bereits auf das Konto der Löwen und des letztjährigen Drittliga-Meisters FC Bayern München II. Angesichts der Stadionnot in München hat der DFB für den Aufsteiger ein Auge zugedrückt. Und so hat Türkgücü als „uneingeschränkte Spielstätte“ die Flyeralarm Arena in Würzburg angegeben. Als weitere Spielstätte wurde neben Grünwalder Stadion und der Würzburger Arena das Münchner Olympiastadion als Ersatzort angegeben. Ob dort aber realistisch in absehbarer Zeit Spiele stattfinden können, wird sich zeigen müssen. Die altehrwürdige Final-Arena der WM 1974 ist technisch völlig veraltet.