In letzter Sekunde: Schanzer bleiben trotz bärenstarker Leistung drittklassig
11. Juli, 2020 19.00 Uhr
„Egal wer spielt, wir treten als Team auf!“, gab Coach Tomas Oral die Marschroute vor dem Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Nürnberg vor. Dieser Aussage war bereits im Vorfeld zu entnehmen gewesen, dass im Audi Sportpark mit anderem Schanzer Personal zu rechnen sein wird. So meldete sich Kapitän Stefan Kutschke – nach überstandener Oberschenkelverletzung – in der Startformation des FCI zurück. Auch der 20-jährige Youngster Filip Bilbija spielte in der Schanzer Heimat von Anfang an, zudem durfte Michael Heinloth gegen seinen Ex-Klub die Fußballschuhe schnüren. Demnach standen Dennis Eckert Ayensa, Fatih Kaya und Frederic Ananou nicht auf dem Grün. Ebenso musste Tomas Oral auf Maximilian Beister verzichten, der sich im Max-Morlock Stadion verletzt hatte.
Beim allerletzten Spiel der Saison hatten die Gäste Anstoß, doch der lange Ball brachte nichts ein. Die Schwarz-Roten wirkten von Anfang an bissig und nahmen die ersten Zweikämpfe an (2. Spielminute). Wie beim Hinspiel probierte sich der FCI zunächst mit langen Bällen – dieses Mal war allerdings der hochgewachsene Stefan Kutsche in Lauerstellung (4.). Zwar sollten es in den Anfangsminuten die Hausherren sein, die motivierter als die „Clubberer“ agierten, aber Mikael Ishak kam zum ersten Abschluss der Begegnung. Seine Kopfballverlängerung stellte jedoch keine Gefahr für Marco Knaller im FCI-Gehäuse dar.
Trotz vermehrtem Ballbesitz der Schanzer, hatten die Oberfranken die erste, nennenswerte Chance des Matches. Nach einem Freistoß für den FCN, den Handwerker ausführte, kam Robin Hack an die Kugel, der auf den einlaufbereiten Ishak flankte. Letzterer hielt den Kopf hin und bugsierte das Spielgerät über den Kasten des 33-jährigen Österreichers (9.). Auch die nächste Offensivszene gehörte den Clubberern: Enrico Valentini trat zum zweiten Freistoß seiner Mannschaft von rechts an, fand Hanno Behrens – doch kein Tor für den in Weiß gekleideten FCN (10.).
Der „Club“ stand in der Anfangsviertelstunde sehr tief, verteidigte diszipliniert, was es der Truppe von Tomas Oral schwer machte, sich durch das Mittelfeld zu kombinieren. Doch die Ingolstädter fanden immer wieder Mittel und Wege das Bollwerk zu durchbrechen und waren viel giftiger als der Gegner. Der erste Abschluss für die Donaustädter in der 21. Minute: Vor dem Strafraum kam Robin Krauße an den zweiten Ball, zog ab und setze die Kugel wenige Meter über das Tor von Christian Mathenia.
In der 25. Minute der erste große Aufreger des Duells: Tim Handwerker stieg Kapitän Kutschke auf den Fuß, dieser blieb am Boden liegen. Dafür gab es Geld von Schiedsrichter Christian Dingert sowie Freistoß für den FCI. Dieser brachte zunächst nichts ein. Allerdings landete der zweite Ball bei Marcel Gaus, der abziehen wollte, aber von Fabian Nürnberger niedergestreckt wurde. Der FCN-Spieler traf unseren Vizekapitän mit dem Fuß im Gesicht, sah allerdings dafür keine Karte. Jedoch sprang nach dieser Aktion wiederholt ein Freistoß für die Gastgeber heraus (28.). Krauße tippte an, bekam das runde Leder wieder von Gaus und zimmerte den Ball knapp rechts vorbei (29.).
Nach einer halben Stunde waren die Donaustädter die aktivere und spielgestaltende Mannschaft: Michael Heinloth führte den Einwurf schnell durch, fand in Bilbija einen Abnehmer. Der gebürtige Berliner drehte sich um die eigene Achse, zog aus knapp 18 Metern ab – verfehlte das Tor jedoch deutlich (34.). Der 1. FC Nürnberg agierte eher abwartend, hatte dafür aber mehr Ballbesitz (37.), was gefährliche Konter ermöglichte: Valentini wollte auf der rechten Seite Adam Zrelak erreichen – der Pass kam aber zu steil (41.). Zrelak und Hack waren es auch, die an der letzten nennenswerten Szene vor dem Halbzeitpfiff beteiligt waren: Nach deren Zusammenspiel landete die Kugel im Zentrum bei Ishak, der sich aber nicht belohnen konnte. Christian Dingert gab keine Minuten oben drauf und so ging es mit einem 0:0 nach 45 Minuten in die Kabine.
War zum Rückspiel wieder fit: Kapitän Stefan Kutschke (Foto: Bösl / KBUMM).
Ohne personelle Änderungen auf beiden Seiten ging es in die zweite Halbzeit, welche genau so begann, wie die erste aufgehört hatte: Nürnberg hatte zwar mehr Ballbesitz, aber Ingolstadt die ersten Aktionen, die keinen Torerfolg mit sich brachten. Dafür wurde es in der 50. Minute brandgefährlich: Ball von Zrelak auf Ishak, wobei Ersterer im Strafraum nicht mehr an die Kugel kam. Eine Minute später wieder Zrelak, der sich gegen Nico Antonitsch behaupten konnte. Doch der Innenverteidiger konnte auf Tobias Schröck vertrauen, der final klärte (51.).
Nach der ersten FCN-Drangphase dann wieder die Ingolstädter am Zug: In der 53. Minute gab es Freistoß für den FCI, welcher von Marcel Gaus ausgeführt wurde. Mathenia konnte das Spielgerät wegfausten – allerdings pralle die Kugel bei Patrick Erras unglücklich ab, landete bei Asger Sörensen und dann wiederrum bei Stefan Kutschke, der aus kurzer Distanz einschob (53.). Das war sie – die 1:0-Führung der Schanzer. Mit dem Tor war deutlich mehr Wirbel in der Partie. So bekam Bilbija wegen eines taktischen Fouls die erste gelbe Karte auf Seiten des FCI (56.). 60 Sekunden später wurde auch Robin Krauße wegen eines Fouls an Behrens sanktioniert.
Die Schanzer spielten nach der Führung befreiter auf und so passierte, was passieren musste: Nach einem erneuten Freistoß durch Gaus, flog der Ball in den Strafraum, landete bei Tobias Schröck. Der Innenverteidiger netzte zum 2:0 ein (62.). Damit war die Relegation ausgeglichen – nur ein Tor fehlte nun, und die Donaustädter wären reif für Liga 2. Nürnberg war in der Folgezeit zwar um Antworten bemüht, aber der FCI schlitzohriger. Denn in der 66. Minute war es zum dritten an Marcel Gaus, der zum Freistoß antrat – dieses Mal von links. Seine scharfe Hereingabe nutzte Robin Krauße, hielt den Kopf hin und wuchtete das runde Leder ins rechte Eck. Unglaublich. Da war sie – die 3:0 Führung des FCI (66.). Damit wären die Oberbayern durch, die Gäste wirkten nun völlig verunsichert und die Angriffe von Zrelak, Ishak und Co. stellten die FCI-Defensive vor keine Probleme. Nichtsdestotrotz bediente sich Tomas Oral erstmals seiner Bank und brachte mit Fatih Kaya – kam für Stefan Kutschke – und Jonatan Kotzke – kam für Maximilian Thalhammer – frische Kräfte (75.). Der „Club“ tat sich schwer, während sich der FCI in jeden Ball warf und auf der Siegerstraße schien. In der 79. Minute ging mit Robin Krauße der nächste Schanzer vom Platz, für ihn kam Thomas Keller.
Jetzt wurde es dramatisch. In den letzten zehn Minuten spielte der FCI auf den vierten Treffer: Kellers Ball aus der Ferne wurde abgefälscht zur Ecke, die Gaus hereinbrachte. Der zweite Ball landet bei Antonitsch, dessen Schuss aber nicht kräftig genug war (85.). Doch nach einer Schleusener-Flanke hatte Michael Frey das 3:1 auf dem Fuß – schaffte den Anschlusstreffer aber nicht. Dingert gab fünf Minuten oben drauf, sodass Tomas Oral nochmal wechselte. Kaya ging für Dennis Eckert Ayensa vom Platz, Peter Kurzweg kam für Caniggia Elva (90 + 3). Und die Schlussphase hatte es in sich, denn der FCN warf alles nach Vorne – und belohnte sich letztlich in der letzten Sekunde der Nachspielzeit, die länger als die angesetzten fünf Minuten ging: Erras brachte den Ball hoch hinein, Schleusener kam ran und verwertete zum 1:3 (90 + 6) – der glückliche Treffer, bei dem Abwehrspieler Antonitsch sogar noch unfair zu Fall gebracht wurde, bescherte der Mannschaft von Trainer Michael Wiesinger ein Happy End. Gleichzeitig stürzte man die Oral-Elf ins Tal der Tränen. Dem 47-Jährigen, der seit seiner Rückkehr auf die Schanz sieben Siege, drei Remis und nur drei Niederlagen verbuchte, war die Sensation nicht vergönnt.
Damit spielt der FC Ingolstadt 04 in der nächsten Saison in der dritten Liga, während der „Club“ zweitklassig bleibt. Trotz der nachvollziehbaren Frustration gratulieren wir unserem bayerischen Mitstreiter natürlich sportlich zum Klassenerhalt und werden in der neuen Saison wieder angreifen.
Tore: 1:0 (53., Kutschke), 2:0 (62., Schröck), 3:0 (66., Krauße), 3:1 (90 + 6, Schleusener)
FCI: Knaller – Gaus, Schröck, Antonitsch, Heinloth – Paulsen – Krauße (79. Keller), Thalhammer (75. Kaya, 93. Ayensa) – Bilbija, Elva (93. Kurzweg)– Kutschke (75. Kotzke)